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Hohlwege

Hohlwege sind typische Landschaftselemente unserer Hangbereiche, die durch menschliche Nutzung entstanden sind. Wir finden sie in Heidelberg vor allem östlich der Bergstraße und anderen west- oder südwest orientierten Hängen. Ihre Entstehung und ihre Gestalt sind auf die besondere Eigenschaften des Lößbodens zurückzuführen. Der Löß wurde von den vorherrschenden Westwinden als feiner Staub von den offenen Böden der Rheinebene herangeweht und im Laufe der Erdgeschichte an den Hängen teilweise mehrere Meter hoch abgelagert.

Ständiges Begehen und Befahren haben bis in die Mitte unseres Jahrhunderts zu einer stetigen Eintiefung hangaufwärtsführender Wege gesorgt. Mahlende Wagenräder der Ochsenkarren und rutschende Pferdehufe lösten das Material der Wegsohle und beim nächsten Regenguss wurde es hangabwärts gespült. Die Ränder blieben als steile Böschungen erhalten und im Laufe von Jahrzehnten oder Jahrhunderten sind so diese schluchtartigen Wege entstanden. Heute ist die Sohle der meisten Hohlwege befestigt und der Vorgang der Eintiefung ist zum Stillstand gekommen.

Neben ihrer kulturhistorischen Bedeutung sind Hohlwege auch ökologisch interessante und wichtige Bestandteile unserer Landschaft. Dies ist auch der Grund , warum sie durch den Paragraph 24 a des Naturschutzgesetzes besonders geschützt sind. Ein Hohlweg kann auf relativ engem Raum sehr vielfältige Lebensbedingungen bieten. Unterschiedliche Beschattung und abwechslungsreicher Bewuchs führen zu sehr verschiedenen kleinklimatischen Verhältnissen. Sonnenbeschienene, steile Lößwände können im Sommer sehr heiß werden, während die Schattenseite ein ausgeglicheneres und feuchteres Mikroklima aufweist. Derart verschiedenartigen Standortverhältnissen entspricht auch eine Pflanzen- und Tierwelt, die der jeweiligen Situation angepasst ist. Wärme- und trockenheitsliebende Pflanzen, wie das im Sommer rot blühende Origanum und das Hasenohr, wachsen an sonnigen Stellen und in die steilen Lößwände graben Wildbienen und Grabwespen ihre Brutröhren. An bewachsenen Stellen gehen im Schutz der Krautschicht viele Laufkäfer und zahlreiche Spinnenarten auf Jagd. Da Hohlwege oft von Bäumen und Büschen gesäumt werden, finden sich auch heckenbewohnende Vögel und Säugetiere ein.

Im Winter sind Hohlwege oft weniger kalt als ihre Umgebung, besonders wenn sie durch heckenartigen Randbewuchs vor dem Wind geschützt sind. Daher ist der Hohlweg mit seinen Versteckmöglichkeiten unter überhängenden Ästen, in Wurzelhöhlungen oder Erdlöchern ein sicherer Überwinterungsplatz für viele Tierarten.

Mit den Hohlwegen auf unserer Gemarkung ist es zur Zeit nicht zum besten bestellt. Sie haben in den vergangenen Jahren zu viele Beeinträchtigungen hinnehmen müssen. Nicht nur die Sohlen wurden befestigt, auch in die Ränder wurde eingegriffen. Steile Abbrüche wurden abgeböscht, Stellplätze für Fahrzeuge angelegt und Treppen und Mauern errichtet. Vielerorts fehlt ein regelmäßiger Rückschnitt der Gehölze und sonnenexponierte Stellen gingen verloren.

Damit unsere Hohlwege in Zukunft ihren ökologisch hohen Wert behalten beziehungsweise wiedererlangen können, hier für die betroffenen Grundstücksbesitzer noch einige Hinweise zum Schutz und zur Pflege mit der Bitte um Beachtung:

  • Errichten Sie keine Abstützungen in Form von Mauern, Palisaden oder ähnlichem. Legen Sie keine befestigten Wege, Treppen oder Stellplätze an.
  • Sorgen Sie für sonnenexponierte Stellen an der Hohlwegsböschung.
  • Setzen Sie vorhandene Gehölze etwa alle zehn Jahre auf Stock (das heißt bodeneben abschneiden), die Gebüsche sind schnittverträglich und treiben wieder aus. Dadurch werden die Gehölze verjüngt und durch den vermehrten Lichteinfall kann sich die Wildkräutervegetation wieder besser entfalten. Schonen Sie Eichen und Obstbäume und alle alten Bäume mit Nisthöhlen. Weiterreichende Pflegemaßnahmen, zum Beispiel das Entfernen von Bäumen bei zu dichtem Bestand, sind nach Zustimmung des Umweltamtes möglich.
  • Entfernen Sie auf der Sonnenseite stellenweise den Efeu, um offenen Stellen zu schaffen.
  • Reduzieren Sie große Brombeerbestände an den Böschungen und den Oberkanten.
  • Mähen Sie sonnenbeschienene Wildkrautflächen zweimal im Jahr und entfernen Sie das Mähgut.
  • Beachten Sie bei der Gehölzpflege, dass alle Arbeiten grundsätzlich nur außerhalb der Vegetationsperiode (Oktober bis Februar) vorgenommen werden dürfen.