Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:

Koordinationsteam der UNESCO-Literaturstadt Heidelberg
Dr. Andrea Edel, Phillip Koban, Claudia Kramatschek, Stefan Kaumkötter
Kulturamt der Stadt Heidelberg
Haspelgasse 12
69117 Heidelberg

Rahmenprogramm zur Ausstellung „Ossip Mandelstam – Wort und Schicksal“:

Die UNESCO City of Literature Heidelberg widmet eines ihrer Hauptprojekte 2016 dem großen russisch-jüdischen Dichter Ossip Mandelstam, dessen poetisches Schaffen in Heidelberg 1909 seinen Anfang nahm. Begleitend dazu gibt es im Rahmenprogramm zur Ausstellung viele verschiedene Veranstaltungen: von Lesungen, Vorträgen, und Filmvorführungen bis hin zu Konzerten und Kunstaktionen.

Mai

13.5.-17.7.2016, Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Pfaffengasse 18
Ausstellung der Jugendkunstschule Heidelberg-Bergstraße e. V.
in Zusammenarbeit mit der UNESCO City of Literature
Projekt mit Schülern zum Programm der Ossip Mandelstam-Ausstellung

An der Jugendkunstschule Heidelberg-Bergstraße e.V. haben sieben Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 21 Jahren Bilder zu Gedichten von Mandelstam auf großformatigen Papieren und auf Leinwänden gestaltet. Alle Arbeiten beziehen sich inhaltlich auf Mandelstams Gedichte, mit jeweils äußerst individuellen Interpretationsansätzen.

19.05.2016, 19.00 Uhr, Haus Cajeth, Haspelgasse 5
Mandelstam, Heidelberg: „Ich war das Buch, das euch im Traum erscheint“
Ralph Dutli liest Ossip Mandelstams Heidelberger Gedichte (russisch & deutsch) und spricht über die Bedeutung Heidelbergs für das Werk des russischen Dichters

Mandelstams Heidelberger Gedichte sind zarte sprachliche Gebilde von erstaunlicher Reife und Tiefgründigkeit. Sie zeigen viele Motive, die für sein späteres Werk bedeutsam sind. Der 18-jährige Dichter war auf der Suche nach seinem Weg, seiner Beziehung zur Welt, zur Natur, zur Liebe. Heidelberg wurde eine „wichtige Wegscheide für die Dichtung des 20. Jahrhunderts“ (FAZ).

Ralph Dutli lebt in Heidelberg. Er ist Herausgeber der Mandelstam-Gesamtausgabe und Autor der Mandelstam-Biographie „Meine Zeit, mein Tier“. Zuletzt erschienen: „Bahnhofskonzert. Das Ossip-Mandelstam-Lesebuch“ und „Mandelstam, Heidelberg. Gedichte und Briefe 1909-1910“.

29.05.2016, 17.00 Uhr, Treffpunkt: Stadtgarten gegenüber dem „Europäischen Hof“, Friedrich-Ebert-Anlage 1
Russische Gäste im literarischen „Weltdorf“ Heidelberg
UNESCO City of Literature-Gruppe, Heidelberger Gästeführer
 
Auf den Spuren von Ossip Mandelstam und europäischer Dichter, die, oft weitgereist, der Stadt Heidelberg einen Besuch abstatteten, hier studierten oder im Exil lebten. Besonders Ossip Mandelstamm und seine Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert werden lebendig. Teilnehmer hören Gedichte in deutscher aber auch in russischer, polnischer und englischer Sprache.
 
Tickets: 5 Euro

Juni

07.06.2016, 19.00 Uhr, Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Pfaffengasse 18
Heidelberg als Literaturstadt um 1909
Vortrag von Hans-Martin Mumm

Heidelberg war vor 100 Jahren eine Stadt mit hoher Dichte an literarischem Schaffen. Bedeutende Lyriker lebten hier oder kamen öfter her. Die Gesellschaft für Dramatik arbeitete an der Erneuerung des Theaters. Der Zupfgeigenhansel (1908) und die Verlagsgründungen von Hermann Meister und Richard Weissbach (1912) waren weitere Marksteine. Ossip Mandelstams spätere Bibliothek gibt Hinweise, welche Anregungen er als Student aus Heidelberg mitgenommen hat.

11.06.2016, 14.00–17.00 Uhr, Hauptstraße
MandelstamStraße. Poetische Attraktionen und Interaktionen in der Hauptstraße

Ausgehend von der Überlieferung von Werken Mandelstams durch das Memorieren seitens ihm nahestehender Personen wird ein oder werden mehrere ausgewählte (Heidelberger) Gedichte von ihm auf die Reise durch die Heidelberger Altstadt geschickt: Mit der höflichen Frage, „doch bitte etwas einige Meter durch die Hauptstraße mitzunehmen“, werden Vers für Vers an Passanten mündlich übergeben. Startpunkt ist der Bismarckplatz. In regelmäßigen Abstanden von circa 50 bis 100 Metern werden die erinnerten Verse an die nächsten Passanten weitergegeben, bis jeder einzelne Vers am Universitätsplatz angekommen das gesamte Gedicht wieder vervollständigt.

Kooperation von [Ak.T]-heater Heidelberg und UNESCO City of Literature in Zusammenarbeit mit der Theaterakademie Mannheim, der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und dem Kamina-Dichterkreis.

12.06.2016, 19.30 Uhr, HebelHalle
openSTAGE IV:_Ossip Mandelstam.

Anlässlich der Ausstellung „Ossip Mandelstam. Wort und Schicksal“ in der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte wird die renommierte Heidelberger Choreografin Jai Gonzales gemeinsam mit Gästen auf den Spuren des Dichters Ossip Mandelstam eine „openSTAGE“ entwerfen. Ins Zentrum stellt die Helene-Hecht-Preisträgerin die Frau des Dichters, Nadeschda Jakowlewna Mandelstam.

Nadeschda Jakowlewna Mandelstam wurde am 18. Oktober 1899 geboren. Sie heiratete Mandelstam 1921 und blieb bei ihm bis zu seinem Tod im Jahr 1938 im Lager Wtoraja Retschka nahe Wladiwostok. Um Verhaftung und Repressalien zu entgehen, wechselte sie bis 1958 kontinuierlich den Wohnort. Um das Werk ihres Mannes dennoch zu erhalten, lernte sie seine Texte auswendig und machte eigene Aufzeichnungen, die sie bei verschiedenen zuverlässigen Freunden versteckte.

Jai Gonzales beleuchtet diesen und weitere Aspekte in Mandelstams Leben mit aktuellen künstlerisch-performativen Strategien. Hierbei stehen jene Prozesse im Vordergrund, die das Werden und Vergehen, die Gestaltung und Entwicklung des Ausdrucks in den Vordergrund stellen, weniger das repräsentative, inhaltlich festgelegte Produkt. Die von Nadeschda Mandelstam still ins Gedächtnis überführten Wörter, Sätze und Texte des Dichters werden bei Gonzales zu Raum und Material, aus dem jeweils vor den Augen der Zuschauer Szenen, Momente und Körperbilder geboren werden.

„openSTAGE IV_Ossip Mandelstam“ erfolgt in Kooperation mit der UNESCO City of Literature und wird vom Kulturamt der Stadt Heidelberg unterstützt.

17.06.2016, 12.00 Uhr, Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Pfaffengasse 18
„Bilder zu Ossip Mandelstam“, Ausstellungseröffnung

Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse der Theodor-Heuss-Realschule Heidelberg haben sich in einem Workshop spielerisch, bildnerisch und textlich mit Kinder- und Jugendgedichten des bedeutenden russischen Dichters Ossip Mandelstam (1891-1938) auseinandergesetzt. Die entstandenen Arbeiten der Schüler werden in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte im Rahmen der Ausstellung „Ossip Mandelstam. Wort und Schicksal“ präsentiert.

UNESCO City of Literature in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte und der Theodor-Heuss-Realschule

22.06.2016, 19.00 Uhr, Friedrich-Ebert-Gedenkstätte. Pfaffengasse 18
„Das verlorene Paradies. Russen in Heidelberg 1860–1914“
Vortrag von Dr. Roland Krischke im Rahmen der Sonderausstellung „Ossip Mandelstam. Wort und Schicksal“

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zog es viele junge Russen nach Heidelberg. Vor allem der Ruf der naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität mit Helmholtz oder Bunsen sorgte dafür, dass die „Anlage“ zeitweise zur „Russenstraße“ wurde. In der Plöck entstand eine russische Lesehalle. Zu den berühmten Russen in Heidelberg gehörten neben Turgenjew oder Mendelejew auch Borodin, Skrjabin und Rimskij-Korsakow. Der Erste Weltkrieg beendete die von vielen Russen als Idylle empfundene Zeit in „Gejdelberg“, ihrem „verlorenen Paradies“.

26.06.2016, 11.00 Uhr, Treffpunkt: Friedrich-Ebert-Anlage 30, Mandelstam-Tafel
Mandelstams Umfeld: Die russische Lesehalle 1861 bis 1914
Stadtführung von Hans-Martin Mumm

Die Anfänge der russischen Lesehalle gehen auf 1861 zurück. Sie hatte mindestens neun Adressen in der Altstadt. In ihr trafen sich die politisch Oppositionellen. Ihre Bibliothek wurde 1914 konfisziert und bildete ab 1919 den Grundstock des slavischen Instituts unter Nikolai von Bubnoff. Dass Ossip Mandelstam in der Lesehalle verkehrte, belegt, dass er in Heidelberg die sozialrevolutionären Kontakte nicht ganz aufgegeben hat. Die Führung endet in der Nähe des Treffpunkts.

Teilnahme: 5 Euro

28./29.06.2016, jeweils 19.00 Uhr, TIKK - Theater im Kulturhaus Karlstorbahnhof
Das Rauschen der Zeit. Erinnerungen an Ossip Mandelstam

Schülerinnen und Schüler des Hölderlin Gymnasiums haben sich zum 125. Geburtstag Ossip Mandelstams mit seinem poetischen Werk beschäftigt und ein Theaterprojekt erarbeitet, in dem Stationen aus Mandelstams Leben, einige seiner Gedichte sowie sein Verhältnis zum Thema Zeit mit eigenen Assoziationen und Bildern verwebt und auf die Bühne gebracht werden. An der Stückentwicklung war der renommierte Theaterregisseur Martin Oelbermann beteiligt, der unter anderem an den großen Schauspielhäusern in Graz, Wien, Hamburg, Dresden, Wuppertal und der Deutschen Oper am Rhein inszenierte.

UNESCO City of Literature in Kooperation mit dem Hölderlin Gymnasium und dem Karlstorbahnhof, Projektorganisation: Tabea Tangerding

Juli

04.07.2016, 19.00 Uhr, Karlstorkino im Kulturhaus Karlstorbahnhof
Gratwanderung. Erinnerungen an Jewgenia Ginsburg
Film von Mario Damolin

Ihre Bücher „Marschroute eines Lebens“ und „Gratwanderung“ vom Ende der 60er Jahre sind Meilensteine der sogenannten Gulag-Literatur. Darin beschreibt die 1904 geborene russisch-jüdische Schriftstellerin und Universitätsdozentin Jewgenia Ginsburg ihren 17 Jahre dauernden Leidensweg durch sowjetische Gefängnisse, Arbeitslager und in der Verbannung. Sie gerät 1937 unter dem Vorwurf „trotzkistischer Kontakte“ in die Mühlen der stalinistischen Vernichtungspolitik und überlebt nur knapp die mörderischen Arbeitslager in der sibirischen Kolyma-Region. Nach Stalins Tod kommt sie 1955 frei und wird rehabilitiert. Jewgenia Ginsburg stirbt 1977 in Moskau.

In der Verbannung in Magadan heiratet Ginsburg den russlanddeutschen Arzt Anton Walter, ebenfalls ehemaliger Gulag-Häftling. Die beiden adoptieren 1949 in Magadan das zweijährige Mädchen Antonina, Tochter einer unbekannten Gulag-Gefangenen. Zusammen mit ihr und dem Sohn aus Ginsburgs erster Ehe, Wassili Aksjonov, dem späteren Schriftsteller, zieht das Paar 1955 nach Moskau.

Antonina Axenova, die inzwischen 69-jährige Adoptivtochter Ginsburgs, lebt heute in Frankfurt/Main und inszeniert dort Theaterstücke für Kinder an einer deutsch-russischen Schule. Im Spätsommer 2014 brach sie zu einer Reise in die Kolyma-Region am östlichsten Rand Sibiriens auf. Sie wollte dort Archivmaterial über das Leben ihrer Adoptivmutter sammeln. Begleitet wurde sie von dem Heidelberger Dokumentarfilmer Mario Damolin, der diese Fahrt in die Vergangenheit zur Grundlage seiner filmischen Dokumentation „Gratwanderung“ machte. Sie besuchten jene Plätze in Sibirien, die nicht nur für Jewgenia Ginsburg sondern für Hunderttausende Opfer „Orte der stalinistischen Hölle“ waren. Die Reise endete im Moskauer Sowremennik-Theater, in dem heute immer noch vor ausverkauftem Haus die Theaterversion der Ginsburg’schen „Gratwanderung“ aufgeführt wird.

05.07.2016, 19.00 Uhr, Karlstorkino im Kulturhaus Karlstorbahnhof
Der Spiegel
Film von Andrei Tarkowski

Einführung: Prof. Dr. Jekatherina Lebedewa, Leiterin der Russischen Abteilung des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen der Universität Heidelberg.

In Andrej Tarkowskis Film „Der Spiegel“ erklingt die Stimme seines Vaters, des Dichters Arseni Tarkowski, der seine eigenen Gedichte spricht. Die eigenwillige Bildsprache verbindet Gedichte und Filme der beiden Tarkowskis, die sich dem Konsumenten verweigern und an die Grundfragen menschlicher Existenz rühren. Anna Achmatowa schrieb über Arseni Tarkowski: „Wie konnte dieser Dichter, der zwar sehr gut, sehr klug und talentiert, von Mandelstam aber gänzlich erdrückt war, sich so plötzlich befreien, so schlagartig seine eigene Stimme finden, seine unwiederholbare frische Stimme?...Jedem ist klar: Mandelstam und Pasternak sind ihrem Wesen nach Tyrannen, sie besitzen eine solche Kraft, eine solche Macht, dass nur ein sehr starker Dichter sie in sich selbst überwinden kann. Und er hat es einfach getan. So ist er.“ Viele Szenen der Filme Andrej Tarkowskis sind ins Bild gesetzte Gedichte Arseni Tarkowskis – ursprünglich hieß sein Film „Der Spiegel“ nach dem gleichnamigen Gedicht Arseni Tarkowskis „Weißer, weißer Tag“. Durch die Filme seines Sohnes gelangten die Gedichte Arsenij Tarkowskis, der in der Stalinzeit als „mystisch“ gebrandmarkt, 30 Jahre im Stillen arbeiten musste, in die Welt, noch bevor sie in andere Sprachen übersetzt waren.

Eintritt 5 Euro

16.07.2016, 20.00 Uhr, Kunstverein Heidelberg, Hauptstraße 97
Konzert „Heimathen“ des Klangforums Heidelberg
Vertonungen von Werken Mandelstams in Gegenüberstellung mit Werken emigrierter Komponisten

Dichtung und Musik von Künstlern ohne Heimat: ins Exil vertrieben wie Arnold Schönberg oder in den Gulag geschickt Ossip Mandelstam. Vertonungen seiner Werke durch Jelena Firssowa und Jan Kopp (Uraufführung) werden mit Mandelstams Worten (Ralph Dutli) und mit Werken emigrierter Komponisten gegenübergestellt, darunter Alvaro Carlevaro (Uruguay), Samir Odeh-Tamimi (Palästina) u.a.

Eintritt 20 Euro, 15 Euro Mitglieder, 10 Euro Ermäßigte, Vorverkauf über klanghd.de, RNZ und Zigarren Grimm

Finissage 17.07.2016, 19.00 Uhr, Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Pfaffengasse 18
Das Jahrhundert der Wölfe von Nadeschda Mandelstam

Lesung von Nicole Averkamp und Hendrik Richter, Schauspielensemble Theater und Orchester Heidelberg

(Erstellt am 12. Mai 2016)