EML European Media Laboratory: Eine Ideenfabrik mit Mehrwert

Vom Datenspeicher Tesafilm bis zur Sprachtechnologie: IT-Forschungsunternehmen feiert 20-jähriges Bestehen

"Blinker rechts!" - Dank der Sprachsteuerung sind auch Menschen mit Handicap barrierefrei mobil. (Foto: EML)
"Blinker rechts!" - Dank der Sprachsteuerung sind auch Menschen mit Handicap barrierefrei mobil. (Foto: EML)

Was verbindet Tesafilm als Datenspeicher, ein digitales Stadtinformationssystem und eine Sprachsteuerung fürs Auto miteinander? Sie entstanden alle im Heidelberger IT-Forschungsunternehmen EML European Media Laboratory GmbH, das in diesem Sommer sein 20-jähriges Bestehen feiert. „Das EML ist eine Ideenfabrik“, erläuterte Geschäftsführer Prof. Andreas Reuter beim Jubiläumsevent am Firmensitz im Mathematikon, an dem auch Oberbürgermeister Prof. Eckart Würzner und Universitätsrektor Prof. Bernhard Eitel teilnahmen. Aktuell entwickeln die rund 20 Mitarbeiter des EML Software und neue Methoden in der Sprachtechnologie, wie zum Beispiel Sprachsteuerungen fürs Auto oder die automatische Verschriftung von Vorträgen. Darüber hinaus sind durch Ausgründungen in den letzten 20 Jahren zusätzlich mehr als 120 hochqualifizierte Arbeitsplätze in Heidelberg entstanden.

„IT“ als „Intuitive Technologie“ verstehen

Intuitive Technologie: Vor fast 20 Jahren entwickelte das EML mit „Deep Map“ das Szenario für ein digitales Geoinformationssystem, das mit der Ausgründung von  „Heidelberg Mobil International“ 2007 zur Marktreife gelangte (Foto: EML)
Intuitive Technologie: Vor fast 20 Jahren entwickelte das EML mit „Deep Map“ das Szenario für ein digitales Geoinformationssystem, das mit der Ausgründung von  „Heidelberg Mobil International“ 2007 zur Marktreife gelangte (Foto: EML)

Im Sommer 1997 rief der SAP-Mitbegründer Klaus Tschira (1940-2015) die EML European Media Laboratory GmbH ins Leben. Sie sollte IT-basierte Systeme entwickeln, die intuitiv nutzbar sind, und einen Beitrag zum Technologietransfer leisten. Den Transfer schaffte das EML schon in wenigen Jahren: Der Physiker Steffen Noehte hatte 1998 entdeckt, dass man auf Tesafilm Daten speichern kann. Mit seiner Arbeitsgruppe am EML entwickelte er das Projekt bis zur Ausgründung. Das Ergebnis: die tesa scribos GmbH, die als Tochter der tesa AG mit mehr als 60 Mitarbeitern in Heidelberg-Rohrbach Sicherheitsetiketten für hochwertige Produkte herstellt. 

Intuitiv nutzbar sollte der digitale Touristenführer sein, an dem die EML-Forscher seit der Gründung  im „Deep Map”-Projekt arbeiteten. Was vor 20 Jahren noch Utopie war, wurde mit dem Siegeszug der Smartphones Realität: Nach zehn Jahren Forschung wurde die „Heidelberg Mobil International GmbH“ ausgegründet. Sie erstellt seither mit rund 60 Mitarbeitern am Standort Heidelberg mobile Portale für Messen wie die CeBIT. 

Von „Deep Map“ zu „Deep Learning“

Lesen geht schneller als hören: Die automatische Verschriftung von Anrufen durch EML Voicemail-App (Foto: EML).
Lesen geht schneller als hören: Die automatische Verschriftung von Anrufen durch EML Voicemail-App (Foto: EML).

Seit 2007 liegt der Schwerpunkt des EML auf der Sprachtechnologie. So entwickeln die Mitarbeiter Software zur automatischen Spracherkennung und Verschriftung gesprochener Sprache, die in Kommunikationssystemen von in- und ausländischen Kunden und Partnern zum Einsatz kommt. Sie wenden dabei „Deep Learning“-Methoden aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz an. Das EML ist auch an neuen Forschungsprojekten im Auftrag der EU und des Bundesforschungsministeriums beteiligt, zum Beispiel mit Daimler und Bosch in der „Kooperativen Fahrer-Fahrzeug-Interaktion.“ Die EML-Spezialisten haben hier bereits Erfahrung: Gemeinsam mit dem Fahrzeugumbauer Mobilcenter Zawatzky aus Meckesheim entwickelten sie vor zwei Jahren eine Sprachsteuerung für barrierefreies Fahren.