Interview mit der ehemaligen Kreishandwerksmeisterin Margot Preisz​

Kreishandwerksmeisterin Margot Preisz hat nach 19 Jahren das Amt an ihren Nachfolger, Metallbauermeister Norbert Menges, übergeben.
 
In einer Feierstunde im Rathaus wurde die Damenschneidermeisterin aus Sandhausen kürzlich verabschiedet. Zugleich erhielt sie für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement das Bundesverdienstkreuz verliehen. Mit dem Stadtblatt sprach sie über ihre Zeit als Vertreterin der Handwerkerinteressen in der Stadt und der Region.
 

Bei Ihrer Verabschiedung als Kreishandwerksmeisterin lobten alle Ihre Verdienste in den 19 Jahren, in denen Sie dieses Amt innehatten. Wie war denn die Stimmung, als Sie 1994 als erste Frau in Deutschland Vorsitzende einer Kreishandwerkerschaft wurden?
 
Margot Preisz: Damals war man schon etwas skeptisch, ob eine Frau in dieser Männerdomäne sich behaupten kann oder ob das nur eine kurze Zeiterscheinung ist. Hinzu kam, dass ich als Damenschneidermeisterin mit Ausschreibungen und Vergabeordnungen ja nichts zu tun hatte. Aber ich glaube, genau das war mein Pluspunkt. Ich konnte mich ohne jedes persönliches oder geschäftliches Interesse  für die Belange des Handwerks einsetzen.
 

Wie war das Verhältnis zur Stadt damals, wie ist es heute? Was hat sich in zwei Jahrzehnten geändert?
 
Margot Preisz: Das Verhältnis zur Stadt hat sich in all den Jahren sehr positiv entwickelt. Das Handwerk wurde in zunehmendem Maße gefordert und in Gremien eingebunden. So ist es inzwischen selbstverständlich, dass wir an zahlreichen runden Tischen und Planungsgesprächen, zum Beispiel auch über die Konversion, eingebunden sind. All dies ist zwar ein großer Zeitaufwand und konnte nicht allein von mir geleistet werden, sondern auch von der Geschäftsführung der Kreishandwerkerschaft. Dass wir diese Interessenvertretung sehr ernst nehmen, hat die Stadt erkannt.
 

Was können Stadtverwaltung  und Handwerker in Heidelberg gemeinsam tun, um langfristig den lokalen Betrieben die Zukunft zu sichern?
 
Margot Preisz: Natürlich gibt es immer Punkte, die man verbessern oder ausbauen kann. So wäre es wichtig, den Abbau der Bürokratie weiter voranzutreiben und Genehmigungsverfahren zu erleichtern, damit sich die Arbeit nicht verteuert. Heidelberg sollte auch für das Handwerk ein attraktiver Wirtschaftsstandort sein und genügend Gewerbeflächen  vorhalten und auch den Gewerbesteuerhebesatz nicht erhöhen. Die Nahversorgung durch das Handwerk muss für eine Stadt gewährleistet sein. Dazu gehört auch Qualität und Tariftreue, die Sicherung von Ausbildung und Erhaltung der Fachkräfte, günstiger Wohnraum für die Familien und vieles mehr.
 
Die Handwerksbetriebe und die Kreishandwerkerschaft sollten noch stärker in  Planungs- und Entscheidungsprozesse der Stadt eingebunden werden. Eine Strategie, wie man dies erreichen kann, ist nur im Dialog möglich. Der sollte intensiv weiterbetrieben werden.