Lernwerkstatt-Unterricht an der Schlierbach-Grundschule

Täglicher, klassenübergreifender Lernwerkstattunterricht ermöglicht den Schülerinnen und Schülern eigenständig und individualisiert zu arbeiten

Seit Herbst 2014 bietet die Schlierbachschule in den fünf Lernwerkstätten den klassenübergreifenden Unterricht als tägliches Band (eine Doppelstunde außer freitags) an. Hier lernen die 100 Schülerinnen und Schüler jahrgangsgemischt von der Klasse eins bis Klasse vier eigenverantwortlich und individualisiert. Das Lernen in den Lernwerkstätten bedeutet, den Kindern zu ermöglichen, sich mit selbst gewählten Inhalten im eigenen Lerntempo und in einem angemessenen Schwierigkeitsgrad auseinandersetzen zu können. Ziel der Bemühungen ist es, die Freude am lebenslangen Lernen zu wecken und zu erhalten, Fertigkeiten und Fähigkeiten zu vermitteln sowie die Eigenständigkeit und das selbstverantwortliche Handeln zu fördern.

So sieht das gelebte Modell aus

Nachdem die Schulglocke das Ende der ersten großen Pause eingeläutet hat, sieht man überall im Schulhaus Kinder mit ihren Stofftaschen durch die Flure laufen: Die einen begeben sich in die Aula zur Mathe-Werkstatt, die anderen laufen hoch ins Dachgeschoss, wo sich die Schreib- und Lesewerkstatt befindet, andere wiederum machen sich auf den Weg in die Forscher-Werkstatt oder in die Turnhalle.

Viele Schülerinnen und Schüler gehen mittlerweile selbstständig an die Arbeit: Bereits angefangene Themen vom Vortag wie beispielsweise „Körper“ in der Geometrie werden weiter bearbeitet und vertieft. Entsprechende Materialien zum Bauen befinden sich in den Regalen. Andere schreiben ihre Geschichte (am PC) weiter oder lesen, bereiten eine Buchpräsentation vor oder gehen in der Forscherwerkstatt eigenen Fragen auf den Grund. Sie bleiben so lange in einer Werkstatt, bis das Thema durch einen kleinen Test oder eine andere Präsentation abgeschlossen ist. Die Kinder führen in dieser Zeit ein Lerntagebuch, in dem sie Rechenschaft über ihre Arbeit ablegen und auch reflektieren, wie sie gearbeitet haben. Danach wechseln die Schülerinnen und Schüler in eine andere Werkstatt.

Einmal in der Woche können sie am Bewegungs-, Spiel- und Sportangebot in der Turnhalle teilnehmen. Eine Liste in jeder Klasse, in die sich die Kinder eintragen, dient dem Überblick über die besuchten Lernwerkstätten. Diese orientieren sich am Bildungsplan der Grundschule.

Entstehung des Lernwerkstatt-Unterrichts

Seit vielen Jahren beschäftigt sich das Kollegium der Schlierbachschule mit dem Thema Schulentwicklung. Schulleitung und Kollegium als „Lernende Organisation“ reflektieren spezifische Maßnahmen zur weiteren Qualitätsentwicklung in diesem Bereich. Besuche in erfolgreichen Modellschulen (beispielsweise in der Grundschule Schimmeldewog) sowie Berichte über gelingende Schulen in PISA-Sieger-Ländern haben dem Kollegium verschiedene Wege aufgezeigt. Hinzu kommen die neuen Erkenntnisse der Hirn- und Lernforschung, die deutlich machen, dass Lernen ein ganz individueller, aktiver Prozess ist. Die Aufgabe in der Schule ist es, erfolgreiches Lernen zu ermöglichen.

Realisierung der Rahmenbedingungen für die Lernwerkstätten

Abbildung einer Lernwerkstatt mit bunten Regalen und Schubladen in der Grundschule Schlierbach

Eine neue Lernkultur benötigt flexible Räumlichkeiten für kooperatives und individuelles Lernen sowie eine anregungsreiche Lernumgebung und ein positives und wertschätzendes Klima. Einige räumliche Veränderungen wurden an der Schlierbachschule mit Unterstützung des Schulträgers umgesetzt.

Der oben beschriebene Lernwerkstattunterricht ist ein von dem Lehrerkollegium entwickeltes, gangbares Modell, das sich den Rahmenbedingungen der Schlierbachschule anpasst.

”Der beste Weg etwas zu lernen, ist es zu tun.” Richard Branson