Bürgerbeteiligung

in der Stadtteilentwicklung

Bei der zweiten Bürgerwerkstatt auf dem Emmertsgrund im Mai 2012 wurden in angeregter Diskussion Verbesserungsvorschläge für einzelne Projekte erarbeitet. (Foto: Joe)

Beim 10. Netzwerk-Treffen der „Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Stadtteilentwicklung und Gemeinwesenarbeit Baden-Württemberg“ am 15. März 2013 in Heidelberg wurden Projekte rund um das Thema Bürgerbeteiligung vorgestellt. Im kürzlich eingeweihten Bürgerhaus des Stadtteils Emmertsgrund standen neue Ansätze der Bürgerbeteiligung auf Stadtteilebene und die Integration beteiligungsferner Bevölkerungsgruppen zur Diskussion.

In der integrierten und sozialen Stadtteilentwicklung hat die Bürgerbeteiligung einen besonders großen Mehrwert für alle Beteiligten. Darin sind sich die Akteure der Arbeitsgemeinschaft einig: Die Bewohner/-innen setzen sich für ihr unmittelbares Wohn- und Lebensumfeld ein, gestalten dieses mit und übernehmen somit Verantwortung. Verwaltung und Politik vermeiden mit diesem direkten Draht zu den Bewohnern Fehlplanungen und schaffen Akzeptanz. „Es gilt, nicht nur nette Thesen an Flipcharts zu sammeln“, betonte Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner in seiner Begrüßungsrede. „Die Bürgerinnen und Bürger sollen für die Stadtpolitik begeistert werden, und dafür muss die Politik sie ernst nehmen.“

Der Demokratie Raum verschaffen

Hannes Wezel, Referent im Stab der Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung im Staatsministerium Baden-Württemberg, betonte, dass die Bürger räumlich an die Politik herangerückt werden müssten. Für Bürgerbeteiligung sei eine funktionierende Infrastruktur zentral einschließlich kommunaler und regionaler Anlaufstellen: „Dialog und Austausch auf Augenhöhe brauchen gute Rahmenbedingungen“, betonte Wezel. Es gelte Resonanzräume der Demokratie zu Verfügung zu stellen, auch für die sogenannten „stillen Gruppen“. „Beteiligung sollte so früh und selbstverständlich wie möglich stattfinden“, so der Referent.

Integriertes Handlungskonzept Emmertsgrund

Heidelberg präsentierte Formen der Bürgerbeteiligung, die bei der Erstellung des integrierten Handlungskonzeptes für den Stadtteil Emmertsgrund angewandt wurden. 2009 hatte der Gemeinderat die Einrichtung eines Stadtteilmanagements auf dem Emmertsgrund beschlossen, das die Stadtteilentwicklung zusammen mit der städtischen „Koordinierungsstelle Emmertsgrund“ seit 2010 unterstützt. Die Koordinierungsstelle ist federführend für das integrierte Handlungskonzept und dessen Fortschreibung zuständig.

Das Stadtteilmanagement soll mit einem Bündel von Maßnahmen die Nachbarschaften im Emmertsgrund stärken. Es gilt, die Bewohner für ein Engagement in ihrem Quartier zu aktivieren. Lokale Akteure werden vernetzt, Kooperationen zwischen Initiativen, Institutionen und Unternehmen aufgebaut.

Stadtteilbezogene Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg

Auch andere Netzwerkpartner stellten Projekte der Bürgerbeteiligung vor. Die Quartiersarbeit in Sindelfingen-Eichholz fördert den ehrenamtlich betriebenen „Inseltreff“. Das zentral gelegene Café bietet den Bewohnern Gelegenheit, ihre Nachbarn kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Sie können die Angebote mitgestalten und ihren Teil zu einem lebendigen Wohnquartier beitragen.

Der Jugendtreff in Karlsruhe-Rintheim wird als Beteiligungsprojekt mit Jugendlichen betrieben. Er bietet mehr als eine reine Freizeit- und Treffmöglichkeit. Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags und individuelle Beratungsangebote zu unterschiedlichen Themen sind wichtige Schwerpunkte.

Das kooperative Forschungsprojekt „Ältere Migrant(inn)en im Quartier“ setzt sich mit den Bedingungen für eine angemessene Lebensführung älterer Menschen mit Migrationshintergrund auseinander. Es verfolgt praxisrelevante Ziele an der Schnittstelle zwischen Integrationsarbeit, Altenarbeit und bürgerschaftlichem Engagement.

Nachbarschaftstreff im Stadtteil Bahnstadt

Im Anschluss an die Vorträge ging es mit einem Bus zum Eröffnungsfest des Nachbarschaftstreffs in der Heidelberger Bahnstadt Ziel des Treffs ist es, einen zentralen Kommunikations- und Begegnungsort zur Identifikation mit dem neuen Stadtteil zu schaffen. Das Angebot gestalten die Bewohnerinnen und Bewohner der Bahnstadt von Beginn an aktiv mit. Weitere Informationen unter www.bahnstadttreff.de.