Aktuelles zu den Waldpflegearbeiten

Die Waldpflegearbeiten starten in der Woche ab dem 22. November 2021. Anders als ursprünglich geplant, finden keine Durchforstungseingriffe in den Buchenbeständen statt. Weitere Informationen

Waldpflegearbeiten im Mühltal

Pflege mit Augenmaß, um Biotope zu erhalten

Das Mühltal in Heidelberg-Handschuhsheim ist Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Dieses Idyll konnte sich entwickeln, weil das Tal seit Jahrhunderten vom Menschen bewirtschaftet und von Bewuchs freigehalten wird. In den Biotopen leben schützenswerte Amphibien wie der Grasfrosch, Bergmolch und Feuersalamander sowie Reptilien, zum Beispiel die Ringelnatter. Auch seltene Pflanzen wie der besonders geschützte Königsfarn oder die Flatter-Binse finden hier ideale Lebensbedingungen.

  • Molch (Foto: Münster/Nabu)
  • Zwei Kröten (Foto: Münster/Nabu)
  • Ringelnatter (Foto: Münster/Nabu)
  • Salamander (Foto: Münster/Nabu)
  • Eidechse auf einem Felsen (Foto: Münster/Nabu)

Artenvielfalt bedroht

Diese Artenvielfalt ist nun bedroht, weil die dortigen Wälder immer dichter werden und die Wiesen immer mehr zuwachsen. Aus Naturschutzsicht brauchen die Biotope, Wiesen und Wälder dort mehr Sonneneinstrahlung. Damit mehr Licht einfällt, sind nun wieder einmal Wald- und Wiesenpflegearbeiten notwendig – die Stadt Heidelberg plant diese mit Augenmaß. Die Fachleute werden punktuell ausgewählte Bäume entnehmen.   

„Die Experten beim Landschafts- und Forstamt wissen, was sie tun. Wenn wir den Wald dort einfach wachsen und die Natur sich selbst überlassen, dann wächst das Gebiet vollständig zu. Die lichtbedürftigen Tiere und Pflanzen dort würden ihren Lebensraum verlieren und verschwinden“, erläutert Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain die geplanten Pflegemaßnahmen und fügt an: „Wir wollen erreichen, dass die Artenvielfalt im Mühltal erhalten bleibt und aufgewertet wird – in der jetzigen, vom Menschen gestalteten Form, die diese Biotope erst hervorgebracht hat. Zudem wollen wir durch unsere gezielten Eingriffe einen klimastabilen, vitalen Wald erhalten. Die Heidelberger Umweltverbände begrüßen die Maßnahme ausdrücklich. Sie sehen es wie wir: Die Arbeiten sind ökologisch sinnvoll, denn sie unterstützen die Biodiversität und die Waldgesundheit.“

  • Luftige Wiese mit Baumbestand
  • Befestigte Wege am Waldrand
  • Feuchter Waldboden mit Laub
  • Im Mühltal gibt es seltene Farne
  • Kleiner Teich im Wald
  • Wasserstelle für Wanderer und Spaziergänger im Wald

Das Mühltal früher und heute – eine vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft

Das Mühltal ist eine vor Jahrhunderten vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft. Förster kümmern sich seit Jahrzehnten mit der gebotenen Sensibilität um den dortigen Wald und haben ihn zu der Naherholungslandschaft gemacht, die er bis heute ist. Das liebliche Mühltal ist durch seine Nähe zur Wohnbebauung bei der Bevölkerung äußerst beliebt, zum Beispiel bei Kindergartengruppen, Schulklassen, Sportlerinnen und Sportlern, Wanderfans, Teilnehmenden der Umweltbildungsveranstaltungen von „Natürlich Heidelberg“. Die Stadt bewirtschaftet den Stadtwald naturnah, doch aufgrund der zahlreichen Besucherinnen und Besucher eignet sich der Stadtwald nicht als reiner Naturwald, der komplett sich selbst überlassen werden kann. Die Sicherheit der Waldbesuchenden hat für die Stadt Heidelberg oberste Priorität.

Luftaufnahmen von damals und heute

Luftaufnahmen zeigen, dass die Wiesen im Jahr 1968 noch deutlich größer waren, der Wald war lichter. Ohne Pflege und Rückschnitte waren die Wiesen in den darauffolgenden Jahrzehnten bis etwa 1995 durch Büsche und Bäume fast vollständig zugewachsen. Ab 1996 mähte der Heidelberger Biotopschutz die noch heute offenen Wiesen regelmäßig – in Abstimmung mit dem städtischen Umweltamt und dem Englischen Institut als Projektpartner. Der untere Bereich wurde von Pferden beweidet. Leider kann der Biotopschutz-Verein die Pflege der Wiesen nicht mehr leisten, dies macht heute ein Lohnunternehmer. Der BUND pflegt die Hirschwiese.

Luftaufnahme des Mühltals

Die wichtigsten Infos zu den Pflegearbeiten im Mühltal

Sind die Waldpflegearbeiten im Mühltal wirklich notwendig?

Ja, wenn wir das Mühltal mit seinen Biotopen und Wiesen erhalten und aufwerten wollen. Diese brauchen aus Naturschutzsicht mehr Sonneneinstrahlung. Die Arbeiten sind ökologisch sinnvoll, denn sie unterstützen die Biodiversität. Alle relevanten Umweltverbände in Heidelberg begrüßen die Maßnahme ausdrücklich. Das Forstamt der Stadt Heidelberg steht mit den lokalen Umweltverbänden wie NABU, BUND und Heidelberger Biotopschutz in einem engen und kooperativen Kontakt.
 

Was ist das Besondere an den Wiesen und Feuchtbiotopen, dass dafür Bäume weichen müssen?

Das Mühltal mit seinen sonnigen Wiesen und Bachläufen ist ein Naturraum, der stark vom Menschen geprägt wurde. Wenn wir die Tier- und Pflanzenarten der dortigen Wiesen und Feuchtbiotope schützen und deren Lebensraum erhalten wollen, brauchen diese Flächen mehr Sonneneinstrahlung. Die Wiesenpflanzen und Insekten dort sind sehr lichtbedürftig. Damit mehr Sonne durchdringen kann, sollen deshalb einige ausgewählte Randbäume, vor allem Fichten, entnommen werden. In den Biotopen leben Amphibien (Grasfrosch, Bergmolch und Feuersalamander) und Reptilien, zum Beispiel die Ringelnatter.

Warum müssen auch auf den Waldflächen Bäume weichen?

Auf den Waldflächen geht es darum, die Stabilität des Baumbestands zu fördern. Es soll eine ausgewogene Mischung der Baumarten erreicht werden. Die Bäume konkurrieren intensiv um Platz in den Baumkronen und im Wurzelwerk. Die Waldpflegemaßnahme ist notwendig, um die Wuchsbedingungen für die verbleibenden Bäume zu verbessern und somit die Stabilität und Vitalität des Waldes zu fördern.
 
Auch für die Artenvielfalt im Wald selbst sind offene Flächen wichtig. In einem lichteren Wald wachsen Wildpflanzen, Kraut- und Strauchschichten sowie junge Bäume, so dass der Wald dann stufig aufgebaut ist. So können sich die dortigen Waldbestände – sie sind auf der Maßnahmenfläche zwischen 60 und 100 Jahre alt – langfristig zu einem klimastabilen Mischwald entwickeln.

Wird es Ersatzpflanzungen geben?

Es sind keine Ersatzpflanzungen geplant, auch nicht die Pflanzung schnell wachsender Baumarten. Ziel ist es, die offenen Wiesen und Biotope zu erhalten sowie einen klimastabilen Mischwald zu entwickeln. Es gibt aber Flächen im Mühltal, an denen bereits junge Bäume gewachsen sind. Diese Flächen werden im Zuge der Pflegemaßnahme gezielt ausgebaut, und gegebenenfalls kommen neue Flächen für die Waldverjüngung dazu.

Welche Arbeiten sind aus Sicherheitsgründen notwendig?

Das Mühltal ist ein ausgeprägter Naherholungsschwerpunkt und bei der Bevölkerung sehr beliebt, insbesondere bei Kindern zum Spielen. Die Sicherheit der Waldbesuchenden hat für die Stadt Heidelberg höchste Priorität. Der Waldbestand im Mühltal ist teilweise klimageschädigt. Die meisten der kritischen Bäume stehen zwischen Talweg Winterseite und dem Bachlauf entlang des kleinen Fußwegs. Da der gesamte Wald dort als Erholungsraum genutzt wird, sind nicht nur Bäume unmittelbar am Wegesrand potenziell gefährlich. Es sind deshalb immer wieder Verkehrssicherungsmaßnahmen notwendig. Anfang Februar 2021 hat die Stadt bereits rund 40 akut umsturzgefährdete Bäume gefällt.

Trocknen die Pflegearbeiten die Böden aus?

Nein, die Arbeiten werden das Mikroklima nicht nachteilig verändern. Die Böden werden nicht austrocknen, da das kühlende Waldinnenklima trotz der Baumfällungen erhalten bleibt. Im Gegenteil: Durch die Entnahme von Bäumen reißt der kühlende Luftstrom aus dem Wald nicht ab, sondern dieser wird eher begünstigt. Die Feuchtigkeit der Böden des Mühltals und damit die Quellschüttung hängt außerdem in erster Linie von der Regenmenge ab.

Wie viele Bäume werden gefällt?

Es sind schätzungsweise rund 1.000 Bäume zur Fällung vorgesehen. Diese Holzmenge liegt im einstelligen Prozentbereich der Holzmenge, die jedes Jahr nachhaltig im Heidelberger Stadtwald eingeschlagen wird.

Wie ist der Zustand der Bäume im Mühltal?

Der Waldbestand im Mühltal ist teilweise klimageschädigt. Der Hitzestress der vergangenen heißen Sommer hat sie anfällig gemacht; sie sind teils durch Pilze, Krankheiten und Schädlinge befallen (zum Beispiel Esskastanien-Gallwespe und Esskastanien-Rindenkrebs). Leider sind einige der kranken Bäume entlang der sehr beliebten Wanderwege daher umsturzgefährdet.

Was hat die Stadt beim Talweg Sommerseite gemacht?

Die Stadt hat auf dem Talweg Sommerseite die Asphaltdecke erneuert. Dies hat nichts mit den Baumfällungen auf der anderen Talseite zu tun. Die neue Asphaltdecke dient der besseren Begehbarkeit und Barrierefreiheit für mobilitätseingeschränkte Waldbesuchende (Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator) sowie für Familien mit Kinderwagen. Die Stadt ist hiermit einem Wunsch aus der Bürgerschaft nachgekommen. Die neue Asphaltdecke hat eine alte Asphaltdecke ersetzt, die sich bereits aufgelöst hatte. Sie ist exakt genauso breit wie die alte Asphaltdecke. Für den forstwirtschaftlichen Verkehr ist der Weg unbedeutend. Allerdings nutzen die Stadtwerke Heidelberg den Weg, und im Falle eines Waldbrands die Löschfahrzeuge der Feuerwehr.

Was passiert mit den gefällten Bäumen?

Die Stadt verkauft das Holz der gefällten Bäume. Mit der Verwendung des Holzes als Rohstoff trägt die Stadt ihren Teil zur Abmilderung des Klimawandels bei. Denn nur so können energieintensive Werkstoffe wie Plastik, Glas, Aluminium und Beton eingespart werden, und es fallen lange Transportwege weg.
 
Den wenigsten Menschen ist bekannt, dass Deutschland schon heute nicht einmal die Hälfte seines Holzbedarfs aus eigener Produktion decken kann. Unser Konsum wird also durch Importe aus anderen Ländern gedeckt. Daher bekennt sich die Stadt Heidelberg ganz bewusst zu einer nachhaltigen Holzernte. Denn: Wenn die heimische Holzproduktion weiter gedrosselt wird, erhöhen sich die Holzimporte und damit der Nutzungsdruck in anderen Ländern.
 
Heidelberg bewirtschaftet seinen Wald nach den Vorgaben der Nachhaltigkeitszertifikate des PEFC und FSC. Damit ist Heidelberg eine der Städte, die den Wald so konsequent für nachfolgende Generationen schützt. Das heißt: Die Stadt entnimmt nicht mehr Holz aus dem Wald als nachwachsen kann. Die Forstverwaltung hat außerdem einen klaren Bewirtschaftungsauftrag vom Gemeinderat.

Wann finden die Waldpflegearbeiten im Mühltal statt?

Diese ursprünglich für Januar 2021 geplanten Waldarbeiten finden im Herbst 2021 statt, voraussichtlich ab Ende Oktober. Anfang Februar 2021 hat die Stadt bereits rund 40 akut umsturzgefährdete Bäume gefällt.

Wie sah das Mühltal früher aus?

Das Mühltal ist eine vor Jahrhunderten vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft. Förster kümmern sich seit Jahrzehnten um den dortigen Wald und haben ihn zu der Naherholungslandschaft gemacht, die er bis heute ist. Das liebliche Mühltal ist durch seine Nähe zur Wohnbebauung bei der Bevölkerung äußerst beliebt, zum Beispiel bei Kindergartengruppen, Schulklassen, Sportlerinnen und Sportlern, Wanderfans, Teilnehmenden der Umweltbildungsveranstaltungen von „Natürlich Heidelberg“. Die Stadt bewirtschaftet den Stadtwald naturnah, doch aufgrund der zahlreichen Besucherinnen und Besucher eignet sich der Stadtwald nicht als reiner Naturwald, der komplett sich selbst überlassen werden kann. Die Sicherheit der Waldbesuchenden hat für die Stadt Heidelberg oberste Priorität.
 
Luftaufnahmen zeigen die Entwicklung des Mühltals und des umgebenden Waldes in den vergangenen Jahrzehnten. Im Jahr 1968 waren die Wiesenflächen noch deutlich größer, der Wald war lichter. Ohne Pflege und Rückschnitte waren die Wiesen in den darauffolgenden Jahrzehnten bis etwa 1995 durch Büsche und Bäume fast vollständig zugewachsen.
 
Ab 1996 mähte der Heidelberger Biotopschutz die noch heute offenen Wiesen regelmäßig – in Abstimmung mit dem städtischen Umweltamt und dem Englischen Institut als Projektpartner. Der untere Bereich wurde von Pferden beweidet. Leider kann der Heidelberger Biotopschutz-Verein die Pflege der Wiesen nicht mehr leisten. Ein Lohnunternehmer pflegt sie heute. Der BUND pflegt die Hirschwiese.

Welche Anforderungen erfüllt der Stadtwald?

Der Stadtwald ist ein ökologisches Reservoir, Freizeit- und Naherholungsraum und als Holzlieferant auch ein wirtschaftlicher Faktor. Die Heidelberger Forstexperten stellen alle diese Funktionen nachhaltig sicher – insbesondere mit Blick auf den Klimawandel. Die Stadt bewirtschaftet den Stadtwald naturnah, doch angesichts dieser vielfältigen Aufgaben eignet sich der Stadtwald nicht als reiner Naturwald, der komplett sich selbst überlassen werden kann – schon allein wegen der Sicherheit der Waldbesuchenden.