Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:

Koordinationsteam der UNESCO-Literaturstadt Heidelberg
Dr. Andrea Edel, Phillip Koban, Claudia Kramatschek, Stefan Kaumkötter
Kulturamt der Stadt Heidelberg
Haspelgasse 12
69117 Heidelberg

An der Schnittstelle von Wissenschaft und Fiktion

Die britische Literatur-Stipendiatin Pippa Goldschmidt lebt und arbeitet derzeit in Dilsberg und Heidelberg

Autorin und Wissenschaftlerin: Pippa Goldschmidt ist die erste gemeinsame Literatur-Stipendiatin der UNESCO-Literaturstadt Heidelberg und der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V. (Foto: Rothe)
Autorin und Wissenschaftlerin: Pippa Goldschmidt ist die erste gemeinsame Literatur-Stipendiatin der UNESCO-Literaturstadt Heidelberg und der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V. (Foto: Rothe)

Am 1. Februar 2018 hat die britische Autorin Pippa Goldschmidt eine dreimonatige Künstlerresidenz im Kommandantenhaus Dilsberg angetreten. Die erste gemeinsame Literatur-Stipendiatin der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V. und der UNESCO City of Literature Heidelberg stellte sich am 16. Februar bei einem Pressegespräch im Heidelberger Rathaus vor.

Pippa Goldschmidt, die in der UNESCO-Literaturstadt Edinburgh lebt, ist als promovierte Astrophysikerin eine Seltenheit in der Autorenszene. Im idyllisch gelegenen Kommandantenhaus auf dem Dilsberg, das seit 20 Jahren als Kulturzentrum für Konzerte, Ausstellungen oder Lesungen genutzt wird, wird sie bis Ende April wohnen und arbeiten.
 
Goldschmidt sieht sich generell an der Schnittstelle von Wissenschaft und Fiktion zu Hause. Sie beschäftigt sich seit Längerem intensiv mit der Geschichte der deutschen Physik, verfasst Beiträge für ein Science-Fiction-Magazin und befasst sich mit dem im schottischen Tiefland gesprochenen Dialekt „Scots“ und dessen Herkunft. Außerdem unterrichtet sie Creative Writing. Derzeit schreibt sie an einem Essay, in dem sie als Britin mit deutschen Vorfahren über die Erfahrungen berichtet, die sie bei der Beantragung der deutschen Staatsbürgerschaft macht. Während ihres Aufenthaltes will sich Goldschmidt auf Spurensuche nach ihrem damals in Offenbach lebenden Großvater machen, den sie persönlich nicht kennengelernt hat. In ihre Residenzzeit fällt auch ein Auftritt bei der Leipziger Buchmesse, auf der sie zusammen mit ihrer Übersetzerin Zoë Beck aus dem im März auf Deutsch erscheinenden Erzählband „Von der Notwendigkeit, den Weltraum zu ordnen“ lesen wird. In dieser Konstellation ist auch eine Lesung Ende März im Haus der Astronomie in Heidelberg geplant.

Zwei Literaturstädte mit Gemeinsamkeiten

Die UNESCO-Literaturstadt Heidelberg und die Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V. begrüßten ihre erste gemeinsame Literatur-Stipendiatin in Heidelberg (v.l.): Gisela Hoffmann (Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V.), Stefan Kaumkötter (UNESCO City of Literature Heidelberg), Hans Werner (Geschäftsführer Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V.), Literatur-Stipendiatin Pippa Goldschmidt, Dr. Andrea Edel (Projektleiterin UNESCO City of Literature Heidelberg), Phillip Koban (UNESCO City of Literature Heidelberg), Justyna Jochym (Sprecherin des Netzwerks der UNESCO-Literaturstädte) und Matthias Köpfer (Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V). (Foto: Rothe)
Die UNESCO-Literaturstadt Heidelberg und die Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V. begrüßten ihre erste gemeinsame Literatur-Stipendiatin in Heidelberg (v.l.): Gisela Hoffmann (Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V.), Stefan Kaumkötter (UNESCO City of Literature Heidelberg), Hans Werner (Geschäftsführer Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V.), Literatur-Stipendiatin Pippa Goldschmidt, Dr. Andrea Edel (Projektleiterin UNESCO City of Literature Heidelberg), Phillip Koban (UNESCO City of Literature Heidelberg), Justyna Jochym (Sprecherin des Netzwerks der UNESCO-Literaturstädte) und Matthias Köpfer (Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V). (Foto: Rothe)

Pippa Goldschmidt genießt die Ruhe und Abgeschiedenheit auf dem Dilsberg und die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten. Gerne zieht sie sich auch ins kleine und spartanisch eingerichtete Atelierhäuschen ohne Internetverbindung zurück, das eine besonders konzentrierte Arbeitsatmosphäre bietet. Bei Spaziergängen rund um den Dilsberg und nach Neckargemünd findet die Autorin Kraft und Inspiration. „Außerdem scheint hier die Sonne fast eine Stunde länger als in Edinburgh“, lacht sie. Genauso gerne taucht sie zur Abwechslung auch zum Schreiben in den Trubel der Heidelberger Cafés ein. Bei der jüngsten Zusammenkunft der Literaturakteure am 15. Februar im Heidelberger Rathaus hatte die Autorin bereits Gelegenheit, sich vorzustellen und auch über ihre Wahlheimat Edinburgh zu berichten, die als erste Stadt 2004 zur UNESCO City of Literature ernannt wurde. Dort ist sie regelmäßig beim International Book Festival, beim Fringe Festival und dem Science Festival zu Gast.
 
Die Literaturstädte Heidelberg und Edinburgh haben in den Augen der Autorin eine große Gemeinsamkeit: „In gewisser Weise ähnelt Heidelberg Edinburgh, beides sind schöne alte Städte, deren Stadtbild jeweils durch ihr berühmtes Schloss dominiert wird. Edinburgh ist eine sehr literarische Stadt. Sie spielte in poetischen oder prosaischen Werken oft eine große Rolle, wie zum Beispiel in „Trainspotting" von Irvine Welsh und in „Die Blütezeit der Jean Brodie" von Muriel Spark. Ich weiß, dass auch Heidelberg ein reiches kulturelles Erbe hat und ich freue mich darauf, während meines dreimonatigen Aufenthalts hier mehr darüber zu erfahren. Dafür, dass ich als Writer in Residence hier zu Gast sein kann, bin ich der Literaturstadt Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis sehr dankbar.“

Anschluss nach Heidelberg und die ganze Region

Die Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V. vergibt seit 1997 Stipendien für Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt. Über 60 Stipendien in den Bereichen „Bildende Kunst“, „Musik“ und „Literatur“ hat die gemeinnützige Stiftung in den letzten 21 Jahren für einen Arbeitsaufenthalt im Kulturzentrum „Kommandantenhaus Dilsberg“ vergeben. „Mit der Kooperation verbinden wir den Wunsch, für unsere Stipendiaten auf dem Dilsberg sowohl ein interessantes Publikum als auch den Netzwerkanschluss nach Heidelberg und die ganze Region zu generieren“, beschreibt der Verwaltungs- und Schuldezernent und Geschäftsführer der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V., Hans Werner, die Intension der Zusammenarbeit zwischen der Stadt Heidelberg und der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V. Die Kulturreferentin des Rhein-Neckar-Kreises, Gisela Hoffmann, ergänzt: „Die Stadt Heidelberg, in der unsere Kulturstiftung ihren Sitz hat, ist als UNESCO City of Literature unser Wunsch-Kooperationspartner gewesen. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir hier auf offene Ohren gestoßen sind und von Anfang an Interesse an einer Zusammenarbeit bestand.“

Persönliche Verbindungen machen UNESCO-Netzwerk greifbar

Die Projektleiterin der UNESCO Literaturstadt Heidelberg, Dr. Andrea Edel, sieht durch Formate wie die Künstlerresidenz große Chancen für das Netzwerk der Creative Cities: „Ich erhoffe mir durch solche Residenzen, dass sie fruchtbare Anlässe für Begegnungen schaffen, damit das internationale Netzwerk der UNESCO Cities of Literature für deren literarische Akteure durch persönliche Verbindungen zunehmend greifbar wird.“
 
Im Rahmen der neuen Kooperation planen die Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V. und die City of Literature Heidelberg zukünftig alle zwei Jahre im Frühjahr diese gemeinsame Künstlerresidenz weiterhin für Literatinnen und Literaten aus UNESCO Cities of Literature zu gestalten.

Termine

20. April 2018, 19.30 Uhr: Lesung mit Pippa Goldschmidt, Heidelberg, Museum Haus Cajeth
27. April 2018, 19.30 Uhr: Lesung mit Pippa Goldschmidt, Kommandantenhaus Dilsberg
 
Weitere Termine werden über die Tagespresse bekanntgegeben. Infos auch unter www.cityofliterature.heidelberg.de und http://www.kultur-im-kreis.net/.

Hintergrund:

Die Stipendiatin

Pippa Goldschmidt wuchs in London auf und lebt seit 2004 in der UNESCO City of Literature Edinburgh. Sie ist Absolventin des renommierten Masters-Kurses der University of Glasgow in Creative Writing und Autorin von zahlreichen Kurzgeschichten, Essays und Gedichten. Die promovierte Astrophysikerin arbeitete außerdem mehrere Jahre in der Forschung und Wissenschaftspolitik, unter anderem auch in der Weltraumbehörde. Von 2014 bis 2015 war sie „Fiction Meets Science“-Fellow am Hanse-Wissenschaftskolleg Delmenhorst, bei dem es ihr ermöglicht wurde, sich frei von akademischen Verpflichtungen auf ihre literarischen Vorhaben zu konzentrieren und dabei Anregungen aus anderen Disziplinen und aus unterschiedlichen Wissenschaftstraditionen aufzunehmen. Ihr erster Roman „The Falling Sky“ über eine Astronomin, die glaubt, sie hätte Beweise, die der Urknalltheorie widersprechen, erreichte den zweiten Platz beim Dundee International Book Prize. Er liegt inzwischen auch in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Weiter als der Himmel“ vor. Beiträge zu ihrer Arbeit wurden unter anderem in der New York Times veröffentlicht und auf BBC Radio 4 ausgestrahlt. Ihr Erzählband „Von der Notwendigkeit, den Weltraum zu ordnen“ wird in der Übersetzung der renommierten Autorin Zoë Beck während der Residenz im März 2018 auf Deutsch erscheinen. Goldschmidt war auf der Shortlist des „2017 Berlin Writing Prize“. In einer daraus zusammengestellten ePUB-Anthologie namens „Home is Elsewhere“ erscheint dieser Tage ihr Beitrag „Unsettled“. Außerdem hat die Autorin gerade ein Buchprojekt mit dem Titel „The Thought Women“ abgeschlossen, in dem es um den österreichischen Physiker und Wissenschaftstheoretiker Erwin Schrödinger geht.

Das Stipendium

Bereits seit 1997 vergibt die Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V. jährlich bis zu vier Stipendien in den Bereichen Bildende Kunst, Musik oder Literatur an Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt. Erstmals kooperiert nun die UNESCO City of Literature Heidelberg im Bereich Literatur mit der Kulturstiftung. Ausschließlich über das inzwischen 28 Städte umfassende Netzwerk der UNESCO-Literaturstädte gingen innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Bewerbungen ein. Das Rennen machte schließlich Pippa Goldschmidt.

Weitere Infos

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(Erstellt am 16. Februar 2018)