Tag gegen antimuslimischen Rassismus: Stadt Heidelberg nimmt an den Aktionswochen teil


Antimuslimischer Rassismus ist in Deutschland für viele Menschen immer noch Realität: Im Jahr 2023 verzeichnete Deutschland einen drastischen Anstieg antimuslimischer Diskriminierungen, Bedrohungen und gewaltvoller Übergriffe – darauf weist die „CLAIM – Allianz gegen Islam und Muslimfeindlichkeit“ im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche gegen antimuslimischen Rassismus vom 17. Juni bis 1. Juli 2024 hin. Betroffen sind Menschen, die muslimisch sind oder als muslimisch wahrgenommen werden – aufgrund von Sprache, Namen, Herkunft oder Aussehen. Laut dem Bundesministerium des Innern wurden 2023 insgesamt 1.464 antimuslimische Straftaten und 70 Angriffe auf Moscheen registriert, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Diese Zahlen markieren einen Höchststand seit Beginn der Dokumentation im Jahr 2017 und deuten auf eine hohe Dunkelziffer hin.

Auch in Heidelberg beobachtet das Amt für Chancengleichheit ähnliche Entwicklungen. Deshalb steht die Stadt auch in diesem Jahr mit verschiedenen Angeboten im Rahmen der Aktionswochen gegen antimuslimischen Rassismus, menschenfeindliche Verhaltens- und Denkweisen und für die Vielfalt ein. „Angesichts des alarmierenden Anstiegs antimuslimischer Diskriminierungen und Übergriffe im Jahr 2023 ist es wichtiger denn je, entschlossen gegen diese Form von Rassismus vorzugehen. Wir stehen solidarisch an der Seite der Betroffenen und setzen uns aktiv dafür ein, dass unsere Stadt ein Ort des Miteinanders und des gegenseitigen Respekts bleibt“, betont Bürgermeisterin Stefanie Jansen.

Plakatkampagne in Heidelberg ruft zum Hinschauen und Handeln auf

Die Stadt Heidelberg nimmt wie schon in den Vorjahren an der Plakatkampagne der CLAIM-Allianz zur Sensibilisierung für das Thema teil: Unter dem Motto „Hinschauen & Handeln“ rufen die Plakate dazu auf, gegen Diskriminierungen und rassistische Übergriffe aktiv zu werden. Unter der Seite www.allianzgegenhass.de können alle bundesweiten Aktionen und Veranstaltungen der Aktionswoche gegen antimuslimischen Rassismus eingesehen werden. Die CLAIM-Allianz wird getragen von der Muslimischen Akademie Heidelberg – Teilseiend e.V.

Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswochen in Heidelberg

Im Rahmen der Aktionswochen gegen antimuslimischen Rassismus fördert das Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg verschiedene Veranstaltungen im Themenfeld:

Am Freitag, 28. Juni 2024, um 19 Uhr hält der muslimische Theologe Dr. Ali Ghandour einen Vortrag unter dem Titel „Liebe, Sex und Allah“ im Heidelberger Kunstverein. In seinem gleichnamigen Buch geht er der Frage nach, wie und warum die einst offene Auseinandersetzung mit Sexualität in muslimischen Gesellschaften heute oft negiert oder missverstanden wird. Der Vortrag wird moderiert von der Ethnologin Leyla Jagiella und ist Teil des Rahmenprogramms der Ausstellung „Sex Reenchanted“, die vom 21. Juni bis 22. September im Kunstverein zu sehen ist.

Am Sonntag, 30. Juni 2024, um 19 Uhr liest der Theaterautor Necati Öziri aus seinem Buch „Vatermal“ und kommt darüber mit Sasha Marianna Salzmann ins Gespräch. Salzmann, geboren 1985 in Wolgograd, wurde für Romane, Theaterstücke und Essays mehrfach ausgezeichnet. Öziri ist Schriftsteller und Dramaturg und zeichnet sich durch seine Fähigkeit aus, akademischen Diskurs und Alltagssprache zu verbinden. In seinem Roman Vatermal beschreibt er eine Familiengeschichte über einen Sohn, eine Mutter und eine Schwester, deren Leben und Körper und gezeichnet sind von Prozessen der Ausgrenzung und politischen und sozialen Umständen. Die Lesung ist Teil des Programms des neuen Begegnungsformats der Jüdisch-Muslimischen Kulturtage (JMKT) „AufBruch“.

Am Montag, 1. Juni 2024, um 19 Uhr wird im Karlstorkino in Heidelberg der Film des Regisseurs Erol Afşin „Es brennt“ gezeigt. Basierend auf einem wahren Fall wird dieses überraschende Spielfilmdebüt des jungen Filmemachers zu einer so kraftvollen und poetischen Anklage von Alltagsrassismus in Deutschland. Bürgermeisterin Stefanie Jansen eröffnet die Veranstaltung mit einem Grußwort.  Im Anschluss an die Filmvorführung gibt es eine Podiumsdiskussion mit Vertretungen muslimischer Organisationen in Heidelberg und Dr. Antony Pattathu, Fachbereichsleitung für Antirassismus beim Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg. Organisiert wird der Abend durch das Kompetenznetz Plurales Heidelberg im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Der Eintritt ist frei.

Am Sonntag, 7. Juli 2024, um 12 Uhr öffnet die Ditib Yavuz Sultan Selim Moschee ihre Türen für Neugierige und lädt zu einer Führung durch das muslimische Gotteshaus ein. Seit wann gibt es hier in Heidelberg eine Moschee? Wie sieht sie von innen aus? Und wie beten muslimische Menschen? – All diese Fragen und noch viele mehr lassen sich hier beantworten. Die Führung ist kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich: moscheefuehrungheidelberg@gmail.com

Der Tag gegen antimuslimischen Rassismus

Am 1. Juli 2009 wurde Marwa El-Sherbini im Landgericht Dresden ermordet. Der Mord an der schwangeren, 32-jährigen Pharmazeutin aus Ägypten wurde auch international zur Zäsur dafür, was Islam- und Muslimfeindlichkeit für Folgen haben können. Als internationaler Tag gegen antimuslimischen Rassismus steht der 1. Juli seitdem für entschiedenes Eintreten für eine solidarische, demokratische, freiheitliche und multireligiöse Gesellschaft.

Weitere Informationen und die Motive der Plakat-Kampagne sowie Pressefotos stellt die CLAIM-Allianz unter www.claim-allianz.de bzw. per E-Mail an presse@claim-allianz.de zur Verfügung.

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