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Logo: Pressestelle des Jahres 2016 - Die Auszeichnung des Bundesverbandes Deutscher Pressesprecher

Pressestelle des Jahres
Die Stadt erhielt die Auszeichnung in der Kategorie Politik/ Verwaltung für Kommunikationsarbeit zum Thema Menschen auf der Flucht. Eine Fachjury würdigte die transparente und bürgernahe Informationspolitik der Stadt. mehr dazu

Nediga-Kundgebung am 26. Januar 2015

Rede von Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner

‚Wir halten an unserem integrativen Weg fest‘: Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner sprach auf der Kundgebung am 26. Januar 2015. (Foto: Rothe)
‚Wir halten an unserem integrativen Weg fest‘: Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner sprach auf der Kundgebung am 26. Januar 2015. (Foto: Rothe)

Liebe Heidelbergerinnen und Heidelberger ,

Wenn ich mich umsehe, bin ich einfach nur glücklich, Oberbürgermeister dieser Stadt zu sein. Einer Stadt, in der so viele Menschen für andere einstehen und sich nicht auseinander bringen lassen. Nein, hier in Heidelberg stehen wir zusammen. Ich bin froh, dass wir heute gemeinsam Zeichen setzen – Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen Ausgrenzung, gegen Intoleranz, Egoismus und Gewalt.

Ich bin glücklich, weil wir in Heidelberg stattdessen „Ja!“ sagen: „Ja!“ zur offenherzigen Aufnahme von Flüchtlingen, „Ja!“ zum Dialog zwischen Kulturen und Religionen, „Ja!“ zu einer weltoffenen, toleranten, internationalen Stadt.

Weltoffenheit, Toleranz, Internationalität – das ist das Heidelberger Erbe. Wer hat denn unsere Stadt geprägt? Es waren intellektuelle Freidenker wie Karl Jaspers. Er hat jedem Einzelnen „Offenheit gegen sich selbst und andere“ empfohlen. Und wie lautet das Motto unserer Universität? „Semper apertus“ – „immer offen“. Lassen Sie uns an dieser Grundhaltung zusammen festhalten. Sie gehört zu unserer Geschichte und zu unserer Gegenwart.

Seit Jahrhunderten kommen Menschen aus aller Welt nach Heidelberg: Als Studierende, als Wissenschaftler, als Fachkräfte oder als Flüchtlinge. Viele sind ein Teil unserer Stadtgesellschaft geworden. Diesen integrativen Weg werden wir weiterhin gehen. Wir heißen Neuankömmlinge in unserer Stadt willkommen und schreien ihnen keine dumpfen Hassparolen entgegen. Wir lösen Probleme und lindern Ängste durch Dialog und gemeinsame Anstrengungen. Wir hetzen nicht, wir helfen.
Ich bin überzeugt: Integration ist das beste Mittel um Fremdenfeindlichkeit und diffuse Ängste zu mindern. Deshalb setzen sich hier in Heidelberg so viele dafür ein. Zum Beispiel die Engagierten im Arbeitskreis Asyl, die seit Jahrzehnten mit Sprachkursen und ganz praktischer Hilfe Menschen beistehen; Oder die Helfer von Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz und weiteren Organisationen. Auch an den Schulen und Kitas wird großartige Integrationsarbeit geleistet.
 
Bei der Unterbringung von Flüchtlingen gehen wir heute schon über das hinaus, was wir leisten müssten. Wir verschweigen nicht, dass es hierbei auch zu Problemen kommen kann. Aber es ist eine Frage der Menschlichkeit, dass wir diesen oft traumatisierten Menschen unsere Türen öffnen. Deshalb suchen wir in allen Stadtteilen jeweils 50 weitere Plätze für Flüchtlinge.
 
Für eine gelingende Integration brauchen wir vor allem eine offene Dialogkultur. Sie wird in dieser Stadt heute schon in vielen Häusern gelebt: Im Deutsch-Amerikanischen Institut, im Montpellier-Haus, bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, im Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma. Auch das International Welcome Center der Stadt wird eine solche Dialogplattform für den Austausch zwischen Kulturen und Religionen sein.

Wir brauchen aber noch mehr Dialog. Denn wir sollten auch auf die Menschen zugehen, die heute nicht hier sind und die noch den falschen Parolen hinterher laufen.

Ich verurteile die fremdenfeindlichen Tiraden von „Pegida“. Die Köpfe dieser Bewegung wollen ausgrenzen und spalten. Aber ich frage mich auch besorgt: Teilen alle Menschen, die sich „Pegida“ angeschlossen haben, deren Weltanschauung? Oder werden viele nur von diffusen Ängsten in die Arme der Rechtspopulisten getrieben?

Wenn das der Fall ist, sollten wir auch auf diese Menschen zugehen und ihnen den Dialog anbieten. Wir müssen ihnen sagen, dass ihre Ängste unbegründet sind. Wir müssen ihnen sagen: Das offene Miteinander der verschiedenen Kulturen ist keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung!

Das beweisen uns Menschen wie Lassana Bathily. Er hat bei den Terroranschlägen in Paris mehrere Menschen in einem Supermarkt vor dem Attentäter versteckt und ihnen so das Leben gerettet. Lassana Bathily stammt aus Mali, ist praktizierender Moslem und war als illegaler Einwanderer nach Paris gekommen. Er fand Arbeit in dem jüdischen Supermarkt – und wurde dort zum Lebensretter.

Für mich ist er ein wahrhaftes Vorbild für Mut, Toleranz und Weltoffenheit. Seine eigenen Worte sollten uns allen im Kopf bleiben: „Wir sind doch Brüder. Es ist keine Frage von Juden, Muslimen oder Christen. Wir sind alle im gleichen Boot, man muss sich gegenseitig helfen.“ Ich wünsche niemanden, in eine derartige Extremsituation zu geraten, wie es Lassana Bathily widerfahren ist. Aber seine Bereitschaft, sich derart für andere Menschen einzusetzen, ist großartig.

Meine Bitte geht daher an alle Heidelberginnern und Heidelberger: Helfen Sie mit, dass Fremdenfeindlichkeit in unserer Stadt keinen Nährboden findet! Helfen Sie mit, dass sich Neuankömmlinge bei uns willkommen fühlen! Helfen Sie mit, dass Integration gelingt! Lassen sie uns weiter mit offenem Herzen und großer Dialogbereitschaft auf die Menschen zugehen. Lassen sie uns diesen Weg zusammen gehen.

(Erstellt am 26. Januar 2015)