„Masterplan 100% Klimaschutz“: Förderung des Bundes läuft nach sechs erfolgreichen Jahren aus
Oberbürgermeister Prof. Würzner reist am 19. September zur Abschlussveranstaltung nach Berlin
Heidelberg ist seit 2012 eine von 19 Modellkommunen, die am „Masterplan 100% Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums teilnehmen. Die Kommunen haben sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 die CO2-Emissionen um 95 Prozent zu reduzieren und den Energiebedarf um die Hälfte zu senken. In den vergangenen sechs Jahren sind in Heidelberg viele verschiedene Strategien und Projekte mit einem hohen Potenzial zum Klimaschutz entstanden. Im August 2018 ist nun die finanzielle Förderung des Bundes für die Masterplan-Kommunen ausgelaufen. Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner reist für die Abschlussveranstaltung „Masterplan-Kommunen: Vorbilder für den Klimaschutz“ am Mittwoch, 19. September 2018, nach Berlin. Dort wird er unter anderem an einer Podiumsdiskussion mit dem Thema „Kommunaler Klimaschutz: Erfahrungen und Herausforderungen“ teilnehmen.
Mit vielfältigen Maßnahmen zur klimaneutralen Kommune
Im Rahmen des „Masterplan 100% Klimaschutz“ hat die Stadt Heidelberg im „Heidelberg-Kreis Klimaschutz & Energie“ Strategien und Maßnahmen entwickelt, die eine klimaneutrale Kommune zum Ziel haben. Sie hat dafür intensiv mit zentralen Akteuren aus Hochschulen, Wirtschaft, Umweltverbänden und vielen weiteren Organisationen sowie Bürgerinnen und Bürgern zusammengearbeitet. Die Handlungsfelder sind Bauen und Sanieren, Energieversorgung und Erneuerbare Energien, energieeffiziente Produkte und Dienstleistungen, klimafreundliche Mobilität, Bildung sowie Konsum und Ernährung. Die grundlegenden Strategien im Heidelberger „Masterplan 100% Klimaschutz“ sind Energie- und Ressourceneffizienz, Nutzung Erneuerbarer Energien und ein nachhaltiger Lebensstil.
Konkrete Heidelberger Projekte im Masterplan
- „Solarkampagne 2018: Heidelberger Sonnenstrom – Energie vom Dach“: Sie wurde im Frühjahr 2018 gestartet und bietet Hausbesitzern und Mietern Beratungen zu Solarstromanlagen auf Ihren Dächer an. Dabei spielen neben der Frage, ob eine Anlage grundsätzlich realisierbar ist, auch Aspekte der Wirtschaftlichkeit eine Rolle.
- „Masterplan Nachhaltige Mobilität“: Mit dem Gemeinschaftswerk der großen Städte in der Metropolregion Rhein-Neckar wird ein breites Spektrum von Bausteinen zur klimafreundlichen Mobilität umgesetzt. In Heidelberg sind konkret geplant: Umstellung der städtischen Dienstfahrzeugflotte auf Elektro- und Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge sowie Fahrräder und Pedelecs, Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge, Bau einer Wasserstofftankstelle, Ausbau attraktiver Fahrradverbindungen und des Straßenbahnnetzes.
- „Energie- und Zukunftsspeicher“: Im wahrsten Sinne des Wortes herausragend ist das 55 Meter hohe Projekt der Stadtwerke Heidelberg, das im Pfaffengrund errichtet wird. Der Speicher ist zusammen mit dem Holz-Heizkraftwerk und den Biogas-Blockheizkraftwerken ein wichtiger Teil der „Grünen Fernwärme“.
- Neues Bauen: Regelmäßige Auswertungen zeigen, dass die Bahnstadt ihren Anspruch als lebenswerten Passivhaus- und Null-Emissions-Stadtteil erfüllt. Anspruchsvolle Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele verfolgen die Baugruppenprojekte Konvisionär, Hagebutze, WOGE und Collegium Academicum auf den Konversionsflächen in der Südstadt.
- Nachhaltigen Lebensstil fördern: Die Stadt möchte ihren Bürgerinnen und Bürgern Anreize für klimafreundliches Alltagsverhalten bieten. Dazu gehören Angebote zur Teilauto-Nutzung anstelle des privaten PKW, Förderung und Vermietung von Lastenrädern, Anreize zur ÖPNV-Nutzung statt PKW im städtischen Förderprogramm „umweltfreundlich mobil“ sowie Informationsangebote zu saisonaler und regionaler Ernährung und der entsprechenden Kita- und Schulverpflegung.
- Abfall vermeiden: Die Kampagne #anders bechern will die Flut an Einweg-Kaffeebechern eindämmen und unterstützt die Einführung des Mehrwegsystem ReCup. Reparaturcafés und Tauschbörsen sollen zudem helfen, die „Wegwerf-Mentalität“ zu ändern.
Die Stadt Heidelberg wird diese und viele weitere Projekte zahlreicher Klimaschutzpartner auch nach dem Auslauf der Bundesförderung weiterhin mit großem Engagement unterstützten und verfolgen. Die Probleme eines weiter wachsenden Konsums, ansteigender Mobilität, vor allem bei Flugreisen, und steigender Wohnfläche pro Person erfordern vor allem das individuelle Engagement der Bürgerinnen und Bürger.
Ergebnisse und Erfolge
Im Ergebnis konnte aufgrund der vielfältigen Aktivitäten im „Masterplan 100% Klimaschutz“ eine Trendumkehr der Kohlendioxid-Emissionen (CO2) erreicht werden – trotz einer stark gestiegenen Geräteausstattung in Haushalt und Büro, Wohnflächenanstieg, Bevölkerungswachstum und starkem Ausbau der Forschungseinrichtungen und Kliniken. Die CO2-Emissionen durch den gesamtstädtischen stationären Endenergieverbrauch (ohne Verkehr/Mobilität) für alle Verbrauchssektoren in Heidelberg wurden seit 1987 bis 2015 um acht Prozent verringert. Insbesondere seit 2011 ist ein kontinuierlicher Rückgang der CO2-Emissionen zu verzeichnen, der gleichzeitig mit dem Masterplan-Prozess stattfindet. Besonders erfolgreich sind die Einsparungen bei Heizung und Warmwasser der privaten Haushalte: Absolut sind diese im Zeitraum 1987 bis 2015 um 32 Prozent gesunken
Die größten Einsparungen bei den CO2-Emissionen haben sich in der Vergangenheit bei den städtischen Gebäuden ergeben. Dieser Trend setzt sich auch in den letzten Jahren fort. So sind die CO2-Emissionen von 1987 bis 2015 hier um über 40 Prozent zurückgegangen. Bezogen auf die Emissionsspitze im Jahr 1993 beträgt der Rückgang bis zum Jahr 2015 sogar über 50 Prozent. Hier zeigt sich die Wirksamkeit des kommunalen Energiemanagements und Energiecontrollings im Zusammenspiel mit einer ambitionierten Neubau- und Sanierungsstrategie sowie der Förderung eines sparsamen Nutzerverhaltens.
Bis zum Heidelberger Klimaschutzziel, einer Reduzierung der CO2-Emissionen um 95 % bis 2050 gegenüber 1990, bleibt aber noch sehr viel zu tun. Entscheidend wird sein, die Konversionsflächen mit hohen energetischen Standards zu entwickeln, eine Mobilitätswende in Heidelberg zu gestalten, die Altbausanierungsrate weiter zu erhöhen und den Ausbau der erneuerbaren Energien ambitioniert voranzubringen.
Weitere Infos zum „Masterplan 100% Klimaschutz“ gibt es unter www.heidelberg.de/masterplan100.