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Hilde-Domin-Preis 2013

geht an Abbas Khider

Der mit 15.000 Euro dotierte Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2013 der Stadt Heidelberg ging an den 1973 in Bagdad geborenen Autor Abbas Khider. Die Jury würdigte Khider als lakonischen wie heiteren Chronisten, als Meister der Situationskomik und geborenen Erzähler. Der Optimist Khider setze trotz aller schlimmen Erfahrungen „auf den einen ungebrochenen Flügel, der seiner Prosa Frische und mitreißenden Schwung verleiht“.

Der Hilde-Domin-Preis der Stadt Heidelberg wird alle drei Jahre an Schriftstellerinnen und Schriftsteller vergeben, die selbst im Exil oder als Nachfahren von Exilanten in Deutschland leben und in deutscher Sprache publizieren. Die Auszeichnung wurde an Abbas Khider am 17. September 2013 in Heidelberg überreicht.

Bekommt den 'Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2013': Abbas Khide (Foto: Jacob Steden)
Abbas Khider (Foto: Jacob Steden)

Der Autor

Abbas Khider wuchs in Bagdad auf und wurde dort bereits mit 19 Jahren aus „politischen Gründen“ verhaftet und gefoltert. Nach einer zweijährigen Gefängnisstrafe floh er 1996 aus Angst vor einer erneuten Verhaftung aus dem Irak und reiste vier Jahre lang als illegaler Flüchtling durch verschiedene arabische und europäische Länder. Er schlug sich als Teppichträger, Arabischlehrer, Müllsortierer und Putzkraft durch und schrieb fast täglich Gedichte. Seit 2000 lebt er in Deutschland, machte Abitur und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. Er veröffentlichte viele Gedichtbände in arabischer Sprache. Mit seinem Romandebüt „Der falsche Inder“ (2008), das er in deutscher Sprache verfasste, war er Gast zahlreicher Literaturveranstaltungen. Im Jahr 2009 erhielt er das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin sowie ein Arbeitsstipendium der Autorenförderung des Deutschen Literaturfonds. 2010 folgte die Ehrung mit dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis der Robert-Bosch-Stiftung. Sein Roman „Der falsche Inder“ ist ebenso wie „Die Orangen des Präsidenten“ und „Brief an die Auberginenrepublik“ in der Edition Nautilus erschienen. Khider ist zurzeit Stipendiat im Künstlerhaus Edenkoben und Poetikdozent an der Universität Landau. Er lebt in Berlin.

Jurybegründung

In der ausführlichen Begründung der Jury heißt es wörtlich:
„Genau eine Woche ist Abbas Khiders ‚Brief in die Auberginenrepublik‘ im Oktober 1999 vom lybischen Bengasi in die irakische Hauptstadt Bagdad unterwegs, aus der Gaddafi-Diktatur in die noch finsterere von Saddam Hussein, in deren Gefängnissen der Autor selbst zwei Jahre verbrachte, bevor er 1996 aus dem Irak floh. Sieben Personen schildern in dieser ‚mesopotamischen Geschichte‘ den Briefschmuggel, beginnend mit dem exilierten, liebeskranken Urheber über einen ägyptischen Reisebüroleiter bis zur Frau eines Saddam-treuen Oberst in Bagdad. Das Schriftstück reist von Land zu Land und bringt jeden, in dessen Hände es gerät, dazu, seine Mentalität zu offenbaren, wodurch der deutsche Leser ungeahnte Einblicke in die arabische Welt gewinnt. Wie schon in seinem autobiographisch inspirierten Gefängnis- und Taubenzüchter-Epos ‚Die Orangen des Präsidenten‘ erweist sich Abbas Khider als ein ebenso lakonischer wie heiterer Chronist, als Meister der Situationskomik und geborener Erzähler. Dass Abbas Khider auf Deutsch, der Sprache seines im Jahr 2000 gewählten Exils, schreibt und als einstiger Taubenzüchter Hilde Domins ‚Taube aus wurmstichigen Holz‘ huldigt -, „wegen des sanften Schwungs deines einzigen ungebrochenen Flügels“- , hätte die Namensgeberin des Hilde-Domin-Preises für Literatur im Exil besonders gefreut. So wie San Domingo für die Dichterin zum Symbol der Hoffnung wurde, so setzt auch der Optimist Khider trotz aller schlimmen Erfahrungen auf den einen ungebrochenen Flügel, der seiner Prosa Frische und mitreißenden Schwung verleiht.“

Die Jury

Mitglieder der Jury des Hilde-Domin-Preise sind die Lektorin und Literaturvermittlerin Alice Grünfelder (Zürich), die Literaturkritikerin Katrin Hillgruber (München), die Autorin Barbara Honigmann (Straßburg), der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Kelletat (Mainz/Germersheim) sowie der Lyriker Hans Thill (Heidelberg).

Preis „Literatur im Exil“

Der Preis „Literatur im Exil“ wurde 1992 von der Stadt Heidelberg anlässlich des 80. Geburtstages der Ehrenbürgerin und ersten Preisträgerin Hilde Domin gestiftet. Seitdem wird die Auszeichnung alle drei Jahre an Schriftstellerinnen und Schriftsteller vergeben, die selbst im Exil oder als Nachfahren von Exilanten in Deutschland leben bzw. lebten und in deutscher Sprache publizieren. Bei ins Deutsche übersetzten Werken kann der Übersetzer oder die Übersetzerin nach Ermessen der Jury bis zu einem Drittel am Preis beteiligt werden. Zu Ehren Hilde Domins wurde der Preis nach ihrem Tod im Februar 2006 in „Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil“ umbenannt.

Bisherige Preisträger

Neben Hilde Domin erhielten den Preis bisher der in Teheran geborene Autor SAID, der in Leningrad geborene Boris Chasanow und dessen Übersetzerin Annelore Nitschke, der Bosnier Stevan Tontic, der Algerier Hamid Skif, der Deutsch-Iraker Sherko Fatah sowie der in Leningrad geborene Autor Oleg Jurjew.

Preisverleihung und Lesung

Der Preis wird am 17. September 2013 durch Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner in Heidelberg überreicht. Die Laudatio hält die Literaturkritikerin Dr. Meike Feßmann. Am 18. September 2013 um 19.30 Uhr wird Abbas Khider in der Stadtbücherei Heidelberg aus seinem Werk lesen.

Weitere Infos

Broschüre zum Hilde-Domin-Preis 2013 mit Interview, Biographien und weiteren Informationen (466 KB)