Klimaschutz: Größte Hebel sind „grüne“ Wärme, erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität

Weichenstellungen der vergangenen Jahre helfen bei der Bewältigung der Energiekrise

Heidelberg möchte bis 2040 gesamtstädtisch klimaneutral werden. Das hatte der Gemeinderat am 20. Juli 2022 beschlossen. Die drei größten Hebel auf diesem Weg sind „grüne“ Wärme, erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität. In den vergangenen Jahren sind wichtige Weichen gestellt worden, welche bei der Bewältigung der aktuellen Energiekrise helfen.

Kohlenstoffdioxid-Emissionen bereits um 29 Prozent gesunken

Laut eines Gutachtens des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu-Institut) sind die Kohlenstoffdioxid-Emissionen über alle Sektoren – den Verkehr mit inbegriffen – von 1987 bis 2020 um 29 Prozent gesunken. Der jährliche Kohlendioxid-Ausstoß beträgt pro Kopf rund sechs Tonnen, das sind insgesamt 900.000 Tonnen im Jahr 2020. Der Zielhorizont 2040 sei laut des Gutachtens zwar ambitioniert, aber unter den sich ändernden Rahmenbedingungen des Bundes realistisch. Der Stadtverwaltung bescheinigte die Studie, eine Vorreiterposition beim Klimaschutz einzunehmen.

„Grüne“ Wärme – Kommunale Wärmeplanung und Quartierskonzepte

Mehr als ein Drittel (rund 37 Prozent) aller Kohlendioxid-Emissionen Heidelbergs werden bei der Wärmeerzeugung ausgestoßen. Zentral für eine klimafreundliche Wärmeversorgung sind die Steigerung der Energieeffizienz und die Umstellung auf regenerative Energieträger. Heidelberg hat hier gute Voraussetzungen: Denn die Heidelberger Wärmeversorgung erfolgt zu rund 50 Prozent mit Fernwärme. Investitionen in die Erzeugung von Wärme aus erneuerbaren Energien erreichen darüber gleich alle angeschlossenen Haushalte.

Im ENERGIEpark Pfaffengrund haben die Stadtwerke Heidelberg in den vergangenen Jahren Erzeugungs- und Speicheranlagen für grüne Wärme gebaut. Entstanden sind bereits ein Holz-Heizkraftwerk, ein 55 Meter hoher Energie- und Zukunftsspeicher und mehrere Biomethan-Blockheizkraftwerke; drei innovative Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen kombiniert mit drei großen Luft-Wasser-Wärmepumpen befinden sich im Bau. Der selbsterzeugte Anteil an Wärme liegt inzwischen bei 30 Prozent – ein Großteil davon auf Basis regenerativer Energien. Auch der Anteil der grünen Wärme am Fernwärmebezug aus Mannheim steigt kontinuierlich. Insgesamt besteht die Fernwärme in Heidelberg inzwischen zu rund 50 Prozent aus grünen Energien.

Um die Wärmeversorgung künftig weitestgehend klimaneutral zu gestalten, erstellen die Stadt Heidelberg und die Stadtwerke Heidelberg eine Kommunale Wärmeplanung. Derzeit prüfen die Stadt Heidelberg und die Stadtwerke Heidelberg den Einsatz einer Flusswärmepumpe am Neckar. Weitere Optionen sind Biomasse, Umweltwärme, Abwärme und Tiefengeothermie. Auch der Ausbau von Niedertemperaturnetzen sowie eines wechselwarmen Netzes, mit dem in neuen Stadtteilen neben Wärme auch Kühlung bereitgestellt werden kann, verbunden mit oberflächennaher Geothermie, stehen auf der Agenda.

Ein großes Einsparpotential liegt in der Sanierung von Gebäuden. Dabei ist es sinnvoll, einen Plan für ganze Quartiere auszuarbeiten. Gestartet ist die Stadt Heidelberg mit dem Quartierskonzept Hasenleiser, dass seit Anfang 2021 vorliegt. Es stellt dessen Sanierungspotential dar: Der Wärmebedarf der Gebäude kann durch hochwertige Sanierung um 40 Prozent reduziert werden. Ein Quartiersmanager steht als Ansprechpartner zur Verfügung.

Erneuerbare Energien – Solarenergie wichtigste Energiequelle

Die Solarenergie ist die wichtigste erneuerbare Energiequelle im Stadtgebiet – zahlreiche städtische Maßnahmen zielen auf ihren Ausbau. Bis zum Jahr 2025 soll gegenüber dem Jahr 2019 der Ausbau auf 25 Megawatt (MW) steigen. Alleine in Heidelberg werden davon 10 MW entstehen. Darüber hinaus investieren die Stadtwerke Heidelberg über die Stadtwerke-Kooperation Trianel Wind und Solar in erheblichem Umfang in Solar- und Windkraftanlagen außerhalb Heidelbergs. Bis 2024 werden darüber im Auftrag der Stadt Heidelberg Sonnen- und Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 14 MW umgesetzt. Alleine dadurch produziert Heidelberg künftig grünen Strom für 13.000 Haushalte – jede sechste Wohnung in der Stadt. Bis 2030 ist über die neue Gesellschaft sogar ein Wind- und Sonnenenergie-Ausbau für Heidelberg von rund 24 MW geplant.

Für Neubauten gibt es bereits seit Anfang 2021 eine Photovoltaik-Pflicht. Im Rahmen des städtischen Förderprogramms „Rationelle Energieverwendung“ wird die Installation und Inbetriebnahme von Photovoltaikanlagen auf Dachflächen, Gründächern und Fassadenflächen sowie Balkonmodule gefördert.

Unter dem Motto „Global denken – lokal handeln“ geht die Stadt Heidelberg selbst mit gutem Beispiel voran: Insgesamt konnten beim Energieverbrauch der kommunalen Gebäude durch unterschiedlichste Maßnahmen 63 Prozent der Energie im Vergleich zum Jahr 1993 eingespart werden. Die kommunalen Liegenschaften werden zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt.

Nachhaltige Mobilität – Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs, der Radverkehrsinfrastruktur und von Sharing-Angeboten

Um den Herausforderungen der Mobilitätswende, des Klimaschutzes sowie der Digitalisierung des Verkehrs besser gerecht werden zu können, ist das Amt für Mobilität der Stadt Heidelberg jüngst organisatorisch neu aufgestellt worden. Außerdem wurde es personell verstärkt – dies wird sich in den kommenden Monaten noch fortsetzen. Hintergrund ist, dass sich Arbeitsinhalte und Arbeitsumfang des Amtes in den vergangenen 15 Jahren seit seiner Gründung wesentlich verändert haben. Dazu gehören beispielsweise die Elektro-Mobilität oder die Einrichtung von Mobilitätsstationen mit verschiedenen Sharing-Angeboten (Elektro-Tretroller, Fahrräder, Personenkraftwagen), aber auch vertieft zu behandelnde Themen wie der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), die Radverkehrsinfrastruktur oder der Pendlerverkehre.

Das gesamte städtische ÖPNV-Netz wird stetig durch die Stadt Heidelberg und die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) optimiert und verbessert. Viele Linien des Stadtverkehrs werden bereits im 10-Minuten-Takt befahren. Auch ein weiterer Ausbau des Straßenbahn- und Busnetzes ist bereits in Planung. Vor allem ein Erschließungsring der Straßenbahn im Neuenheimer Feld sowie die Anbindung des Patrick-Henry-Village stehen derzeit im Fokus. Gemeinsam mit dem Rhein-Neckar-Kreis und den Nachbarkommunen finanziert die Stadt Heidelberg seit Ende 2021 auch Buslinienverkehre, welche aus den Nachbargemeinden in das Stadtgebiet Heidelberg fahren. Diese Kooperation wird durch weitere Linienbündel ausgebaut. Durch ein wachsendes Angebot an Leihrädern- oder Leihrollern wird auch der Weg zum ÖPNV verbessert. Mit ergänzenden Angeboten wie Lastenräder zur Ausleihe und Ähnlichem entsteht derzeit eine Mobilitätsvielfalt.

Neben den ÖPNV-Angebotsmaßnahmen ist im September 2022 auch das zunächst auf ein Jahr befristete Pilotprojekt #hd4mobility gestartet, bei welchem Heidelberger Kinder, Jugendliche und Schülerinnen und Schüler unter 21 Jahren das im Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) verbundweit gültige Jahres-Ticket „MAXX-Ticket“ für einen Eigenanteil von nur drei Euro im Monat nutzen können. Auch Inhaberinnen und Inhaber des Heidelberg-Passes sowie des Heidelberg-Passes+ bekommen diese Vergünstigung – und bezahlen dann im Rahmen ihres Jahres-Abonnements nur drei Euro pro Monat. Seniorinnen und Senioren ab 60 Jahren sowie Frührentnerinnen und Frührentner erhalten einen Zuschuss von rund 200 Euro auf die „Karte ab 60“ – die Jahreskarte kostet damit rund 365 Euro.

Rund 80 Prozent der Heidelberger nutzen innerorts bereits Fahrrad, Bus oder Bahn. Das ist bundesweit der beste Wert. Das Umweltamt der Stadt Heidelberg fördert den Umstieg auf nachhaltige Verkehrsmittel mit dem Programm „Umweltfreundlich mobil“. Belohnt wird unter anderem die Abmeldung von Personenkraftwagen, die Anschaffung von Lastenrädern und die Einrichtung von E-Ladesäulen.

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