Alter Karlstorbahnhof: Konzept für die Zwischennutzung beschlossen

Stadtteilverein verwaltet das Gebäude / Vielfältige Nutzung durch verschiedene Gruppierungen

Die Stadt Heidelberg hat ein Zwischennutzungskonzept für den Alten Karlstorbahnhof entwickelt, das für die kommenden zwei bis drei Jahre vielseitige Angebote in dem Gebäude ermöglicht. Dem Vorschlag der Verwaltung hat der Gemeinderat am 17. Mai 2023 mit großer Mehrheit zugestimmt. Derzeit prüft die Stadtverwaltung, ob und wie in diesem Bereich eine zweite Wache für die Berufsfeuerwehr Heidelberg realisiert werden kann. Dabei sollen gegebenenfalls auch Teile des Alten Karlstorbahnhofs genutzt werden. Eine Umsetzung ist im Feuerwehrbedarfsplan eingeplant. Bis dahin kann das Gebäude, zumindest für die Zeit bis 2025/2026, einer Zwischennutzung zugeführt werden.

Das Haus soll in dieser Zeit vom Stadtteilverein „Alt-Heidelberg e. V.“ als Bürgerzentrum betrieben werden; ein Modell, das sich in anderen Stadtteilen bereits bewährt hat. Als Träger verwaltet der Stadtteilverein das Untergeschoss und das Erdgeschoss inklusive Foyer mit Außenbereich sowie das Dachgeschoss. Neben der Nutzung für eigene Veranstaltungen untervermietet der Verein sämtliche Flächen an andere Nutzer wie Vereine, Institutionen, oder Bürgerinnen und Bürger. Der Stadtteilverein wird außerdem dem „Büro Junges Heidelberg“ eine Räumlichkeit im zweiten Obergeschoss zur Verfügung stellen. In den weiteren Gebäudeteilen sollen folgende feste Untermieter für eine Zwischennutzung einziehen.

Untermieter in den weiteren Nutzungseinheiten

Queeres Zentrum: Im ehemaligen Kino soll Heidelbergs erstes queeres Zentrum entstehen. Für dessen Koordination hat sich aus dem Queeren Netzwerk Heidelberg – ein Zusammenschluss von Heidelberger Initiativen, die sich für die Anerkennung von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt einsetzen – ein Trägerverein (Queer Space Heidelberg e.V.) gegründet. Der künftige queere Begegnungsraum soll einen niedrigschwellig nutzbaren Ort für eine Vielzahl queerer Heidelberger Initiativen schaffen, die dringend verlässliche Räume benötigen. Er verfügt über einen separaten Eingang, einen Saal und ein eigenes kleines Foyer und bietet dadurch gute Voraussetzungen für Community-Veranstaltungen. Der „Queer Space Heidelberg“ soll ein Raum sein, der mit vielfältigen, generationsübergreifenden Angeboten täglich Möglichkeiten zur Begegnung bietet.

Zimmertheater: Das Zimmertheater, das seinen bisherigen Standort in der Hauptstraße aufgeben muss, wird die Räumlichkeiten des ehemaligen TiKK im Dachgeschoss über den Träger anmieten. Das Foyer und der Fahrstuhl im Foyer werden gemeinsam mit dem Stadtteilverein genutzt.

Klub K: Veranstaltungen für junge Menschen sollen im ehemaligen „Klub K“ stattfinden, der über einen Tresen und einen Veranstaltungsraum verfügt. Per Ausschreibung soll ein Konzept für Veranstaltungen gefunden werden, das über das reine Organisieren von Partys hinausgeht.

Saal: Der Saal wird überwiegend vom Stadtteilverein genutzt und könnte in Abstimmung mit dem Stadtteilverein vorübergehend vom Tanzprojekt „Inter-Actions“ mitgenutzt werden, das seine Zwischennutzung in der Kurfürstenanlage aufgeben muss und auf die Fertigstellung neuer Räumlichkeiten im Bahnbetriebswerk wartet. Wegen des dafür benötigten Tanzbodens, der für andere Nutzungen jeweils geschützt werden müsste, ist dafür eine separate Prüfung notwendig.

Obergeschoss: Die Abteilung „Archäologie und Denkmalschutz“ des Kurpfälzische Museums benötigt ein Ausweichquartier für die Zeit der dringend notwendigen Sanierung ihres Verwaltungsgebäudes in der Schiffgasse. Fünf festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die im Denkmalschutz tätigen ehrenamtlichen Mitarbeitenden sollen in den Büro- und Seminarräumen im Obergeschoss des Alten Karlstorbahnhofes unterkommen.

Umsetzung soll bis Jahresende realisiert werden

Das Konzept sieht eine möglichst schnelle Umsetzung vor, um den Zeitraum der Zwischennutzung so lange wie möglich zu gestalten. Dies beinhaltet unter anderem, keine neuen formellen Verfahren (zum Beispiel eine Nutzungsänderung inklusive der Erstellung eines neuen Brandschutzkonzeptes) anzustoßen, sondern mit den bereits vorhandenen und derzeit genehmigten vier Nutzungseinheiten zu verfahren. Dennoch sind Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten in begrenzterem Umfang erforderlich. Eine sichere Nutzung der Liegenschaft ist außerdem erst nach Abschluss von umfangreichen elektrischen Notsicherungsmaßnahmen möglich. In einigen Bereichen sind die Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt. So sind beispielsweise die Gewerbeküche und der Speiseaufzug im „Klub K“ defekt und müssten bei Bedarf von künftigen Nutzenden ertüchtigt werden. Die Kühlaggregate und Lagerräume im Untergeschoss können aufgrund der aktuell genehmigten Nutzung nicht genutzt werden.

Hintergrund: Seit Oktober 2022 bespielt das Kulturhaus Karlstorbahnhof sein neues Veranstaltungsgebäude in der Südstadt. Damit endete auch das bisherige Mietverhältnis und der alte Karlstorbahnhof ist mittlerweile geräumt.

Nach einem Beschluss des Gemeinderates prüft die Stadtverwaltung aktuell, ob und wie in diesem Bereich eine zweite Wache für die Berufsfeuerwehr Heidelberg realisiert werden kann, um die Erreichbarkeit von Einsatzorten in den östlichen Stadtteilen zu verbessern. Dabei sollen der bisherige Parkplatz neben dem S-Bahnhof Altstadt sowie gegebenenfalls Teile des alten Karlstorbahnhofs genutzt werden. Eine Umsetzung ist im Feuerwehrbedarfsplan eingeplant. Bis dahin kann das Gebäude, zumindest für die Zeit bis 2025/2026, einer Zwischennutzung zugeführt werden.