Ausgezeichnete Idee – Erstmalig DKFZ Innovation Award verliehen

Heidelberg ist ein Standort für internationale Spitzenforschung, weltweit bekannt in erster Linie für die Forschungsschwerpunkte Lebenswissenschaften, Biotechnologie und Medizin. Häufig wird in den Heidelberger Institutionen Grundlagenforschung betrieben, die nicht sofort in der Praxis anwendbar scheint. Dass dies jedoch nicht immer der Fall sein muss und Ergebnisse aus der Grundlagenforschung auch praxisrelevant sind, zeigt die Forschung mit Trypanosomen der DKFZ-Wissenschaftlerin Nina Papavasiliou. Dafür wurde sie nun mit dem mit 25.000 Euro dotierten und erstmals verliehenen DKFZ Innovation Award des Fördervereins „Freunde des Deutschen Krebsforschungszentrums“ ausgezeichnet. Der Preis soll alle zwei Jahre an einen Wissenschaftler oder eine Wissenschaftlerin des DKFZ für hochinnovative Arbeiten vergeben werden, die Brücken von der Grundlagenforschung zu praktischen Verwertung schlagen. Das Preisgeld ist an Forschungsprojekte gebunden.

Porträt von DKFZ-Wissenschaftlerin Nina Papavasiliou (Bild: Jutta Jung, DKFZ)
DKFZ-Wissenschaftlerin Nina Papavasiliou (Bild: Jutta Jung, DKFZ)

Trypanosomen – von wegen verschlafen

Trypanosomen sind einzellige Parasiten, die als Erreger der sogenannten „Schlafkrankheit“ oder schwerer Viehseuchen bekannt sind. Die Parasiten sind aber keineswegs verschlafen. Die in den Blutbahnen lebenden Einzeller sind auf ihrer Oberfläche mit einer Vielzahl identischer Proteine bedeckt, die im Körper des Wirts eine Immunreaktion auslösen. Ist dies geschehen, verändert der Parasit schlagartig alle Proteine auf seiner Oberfläche – und das Immunsystem des Wirts muss von Neuem beginnen. Dies schützt die Parasiten wirksam vor der Antikörperreaktion des Wirts.

Auch wenn der Parasit letztendlich die menschliche Immunabwehr austrickst: Papavasiliou und ihre Kollegen erkannten, dass diese Reaktion Potenzial hat, um Antikörper gegen nahezu jedes beliebige Molekül anzuregen. Eine Reaktion gegen bestimmte chemische Moleküle im menschlichen Körper gezielt auszulösen, ist besonders schwierig. Mit dem System der DKFZ Wissenschaftlerin ist es jedoch bereits gelungen, Antikörper gegen das, auch missbräuchlich genutzte, Schmerzmittel Fentanyl zu produzieren. Mit der so vom menschlichen Körper entwickelten Immunantwort lassen sich schwere körperliche Schäden verhindern oder Überdosierungen kompensieren.

Von der Forschung in die Praxis

Ihre Entdeckung und die daraus resultierenden Ergebnisse hat die Wissenschaftlerin bereits in zwei Start-ups eingebracht. Die US-amerikanische Hepione Therapeutics entwickeln die Fentanyl-Impfung weiter. Die deutsche Pansome GmbH, an der auch das DKFZ beteiligt ist, will für andere Biotechfirmen mithilfe des Trypanosomen-Systems Antikörper und Impfstoffe nach Maß herstellen. So werden auch Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung durch jahrelange Tüftelarbeit zu Anwendungen, die schließlich den Patienten zugutekommen. Für eine erfolgreiche Translation braucht es einen langen Atem, ein bisschen Glück und den Mut, auch scheinbar anwendungsferne Ergebnisse in einem neuen Licht zu betrachten.