Handwerk: Innovator Markus Scheller von Holzbau Damm ist „Persönlichkeit des Handwerks“

Heidelberg ist ein gutes Pflaster für Innovationen und Köpfe, die weiterdenken. Das zeigt das Beispiel von Zimmerermeister Markus Scheller der Heidelberger Firma Holzbau Damm GmbH & Co KG aus Wieblingen. Das Traditionsunternehmen wurde bereits 1896 gegründet und kann auf 120 Jahre in Heidelberg zurückschauen. Das mittelständische Unternehmen hat derzeit rund 20 Mitarbeiter und will seine Bodenständigkeit behalten. Nichtsdestotrotz zeigt sich, dass auch Traditionsunternehmen für Innovation stehen können. Das wird auch daran deutlich, dass Holzbau Damm nicht nur klassische Zimmerarbeiten anbietet, sondern auch immer mehr Häuser aus Holz errichtet. Seit rund zwölf Jahren steht dabei neben dem Holzrahmenbau auch die Massivholzbauweise innovativ immer mehr im Fokus. Markus Scheller hat dafür eine ganz eigene Lösung gefunden. Er wurde von den Nutzern des Portals „selbstständig-im-handwerk.de“ zur aktuellen „Persönlichkeit im Handwerk“ gewählt. Scheller hat das Baukastensystem „Kubô“ entwickelt, das Wohn- und Geschäftsräume in Massivholzbauweise bietet. Der Name leitet sich dabei vom Wort „Kubus“, also Würfel, ab. Vom Studierenden bis zum Start-Up: Die Zielgruppen für die Raumlösung sind in Heidelberg gut vertreten.

Visualisierung zweier Häuser aus Holz nach der Erfindung "Kubô". (Bild: Holzbau Damm)
So könnten kleine Häuser einmal aussehen, die nach dem Prinzip von "Kubô" gebaut wurden. (Visualisierung: Holzbau Damm)

Sie sind zur „Persönlichkeit im Handwerk“ in der Kategorie „Innovator/Innovatorin“ gewählt worden. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Markus Scheller: Ich freue mich darüber und sehe darin auch den ersten Schritt, mein Projekt in die Öffentlichkeit zu tragen. Zwei Jahre habe ich nun daran gearbeitet und irgendwann möchte man die Früchte dieser Arbeit präsentieren.

Wie sind Sie auf die Idee zu „Kubô“ gekommen?
Scheller: Wir müssen in meinen Augen beim Bauen zur Einfachheit zurück. Mein Motto dabei lautet „weniger ist mehr“. Und dafür eignet sich die Massivholzbauweise, die wir bei Holzbau Damm vermehrt verfolgen, sehr gut. Die Wände bestehen dabei aus geschichtetem Holz, das mit Dübeln aus demselben Material verbunden ist. Es ist also zu hundert Prozent ökologisch. Der extreme Zuwachs im Massivholzbau von 32 Prozent pro Jahr, den wir verzeichnen, spricht dafür, dass es viele Vorzüge mitbringt – vor allem die gute Wärmedämmungsleistung.

Porträt von Zimmerermeister Markus Scheller (Bild: Holzbau Damm)
Zimmerermeister Markus Scheller hat "Kubô" erfunden und ist damit ein echter Innovator. (Bild: Holzbau Damm)

Was ist das Besondere an „Kubô“?
Scheller: Ich habe die Modulbauweise neu gedacht und nicht den ganzen Raumkörper als einzelnes Modul definiert, sondern die Wand. Damit lässt sich das System zu kleinen Einheiten verbinden, aber auch zu größeren Gebäuden. Zusammengebaut ist das Ganze in wenigen Stunden. Die ganze Elektrotechnik ist in den Wandteilen mit eingebaut, die Heiztechnik im Dachteil.

Für wen ist Ihre Innovation gedacht?
Scheller: Für jeden. Ich habe dabei die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Lernen im Sinn. Als Wohnung kann es vor allem für Studenten interessant sein – eine Einheit bietet ein Badezimmer, eine Küche, einen Arbeitsbereich sowie einen umwandelbaren Essens- beziehungsweise Schlafbereich. Doch das System lässt sich auch erweitern zu einer Wohnung für ein Paar und noch einmal erweitern, auch doppelstöckig, wenn dieses Paar einmal Kinder bekommt. Und im Alter, wenn die Kinder ausziehen, lässt es sich wieder zurückbauen, sodass man denn Kindern ihr eigenes „Kubô“-Haus mitgeben kann. Aber auch Start-Ups finden in „Kubô“ eine günstige Lösung für erste Räume – auch dies alles erweiterbar, wenn die Mitarbeiterzahl eines Unternehmens wächst.

Derzeit gibt es einen richtigen Bauboom. Holz ist dadurch knapp. Wie stellt sich die Situation bei Ihnen dar?
Scheller: Auch wir spüren die Holzknappheit deutlich. Daher haben wir, sobald sich dies abgezeichnet hat, Holz für alle Bauvorhaben in diesem Jahr bereits eingekauft. Um uns weiter abzusichern, haben wir Handelsketten nach Osteuropa aufgebaut. Ich gehe außerdem davon aus, dass sich die Lage auch wieder entspannen wird.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs im Holzbau aus?
Scheller: Man merkt schon, dass es eine Herausforderung ist, junge Leute für das Handwerk zu begeistern. Nichtsdestotrotz bilden wir jedes Jahr einen Lehrling aus. Auch die Corona-Pandemie hat daran nichts geändert.