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Delegation besuchte Partnerstadt Kumamoto

Heidelberger laufen sich in die Herzen der Japaner

Von Sebastian Riemer

Heidelberg/Kumamoto. Rolf Rensch war komplett aus dem Häuschen. "Ich hatte dauernd Gänsehaut", sagte der erfahrene Marathonläufer kurz nach dem Zieleinlauf unterhalb der Burg von Kumamoto. Rensch ist Feuerwehrmann in Heidelberg und mit seiner Frau Margit eigens für den "Kumamoto Castle Marathon" in die Partnerstadt gereist. "Die Stimmung war unbeschreiblich. Vor dem Seniorenheim saßen sie jubelnd in Rollstühlen, und Kindergartenkinder haben uns Selbstgebackenes angeboten."

Der Marathon war der große Höhepunkt des fünftägigen Besuchs einer 13-köpfigen Heidelberger Delegation - darunter fünf Stadträte - in der japanischen Partnerstadt. In Kumamoto ist der Lauf mit über 13.000 Teilnehmern - viele davon verkleidet - ein Volksfest, bei dem die halbe Stadt an der Strecke steht. Unter den Samurais, Super-Marios und Supermans beim Drei-Kilometer-Spaßlauf stach aber FDP-Stadtrat Karl Breer heraus - denn er lief im Dortmund-Trikot des Japaners Shinji Kagawa. "Alle haben mir zugejubelt, so etwas habe ich noch nie erlebt", sagte Breer im Ziel glücklich.

Dort wurden auch Oberbürgermeister Eckart Würzner und der Vorsitzende des Freundeskreises Kumamoto, Hans-Jürgen Howoldt, begeistert empfangen. Würzner lief mit Heidelberg-Flagge ins Ziel - und hatte richtig Spaß: "Das war beeindruckend, besonders weil so viele verkleidet auf der Strecke sind."

Es war der erste offizielle Besuch in der Partnerstadt seit dem verheerenden Erdbeben im April 2016, bei dem in der Region 49 Menschen umkamen, Tausende verletzt wurden und Hunderte Häuser einstürzten. 100.000 Menschen wurden damals evakuiert. Inzwischen sind viele Häuser wieder aufgebaut, doch Kumamoto ist noch immer gezeichnet vom Ausmaß der Zerstörung.

Deshalb kamen die Heidelberger nicht mit leeren Händen. OB Würzner übergab einen Scheck über 10.000 Euro für die neue Klinik. Das Krankenhaus, mit der die Heidelberger Uniklinik seit über zwei Jahrzehnten einen Mediziner-Austausch betreibt, wurde bei dem Erdbeben zerstört und wird jetzt neu gebaut. "Wir wollen aber nicht einfach nur Geld geben", sagte Würzner bei der Übergabe. "Der Betrag ist ganz konkret für den Aufbau des Projekts ,Kinderplanet’ als Start einer langfristigen Kooperation." Das Familienhaus des Kinderplaneten an der Kinderklinik in Heidelberg kümmert sich um die Geschwister schwerkranker Kinder während diese in der Klinik sein müssen - und entlastet so die Eltern. "Der Zeitpunkt für diese Spende könnte nicht besser sein", freute sich Oberbürgermeister Kazufumi Onishi, denn schon viele Eltern hätten den Wunsch nach so einem Projekt geäußert.

Dass Heidelberg und Kumamoto seit 26 Jahren eng verbunden sind, ist nicht selbstverständlich. Denn der Besuch zeigte auch, wie schwierig es sein kann, so eine Partnerschaft über verschiedene Kulturen hinweg lebendig zu halten. So wechseln in Kumamoto häufig die Ansprechpartner, weil die Angestellten der Verwaltung alle drei bis fünf Jahre in eine andere Abteilung gehen. Und deshalb hat etwa Steffen Wörner vom Stadtjugendring ständig neue Ansprechpartner für den Jugendaustausch. Im August kommen 15 Jugendliche aus Kumamoto in Heidelberger Gastfamilien, der Gegenbesuch folgt ein Jahr später. "Es wäre schön, wenn wir die Zahlen wieder steigern könnten", sagte Wörner im Arbeitsgespräch mit der Verwaltung Kumamotos. Bis 2014 nahmen am Austausch noch bis zu 40 Jugendliche teil, dann kürzte Kumamoto die Mittel dafür. Und während der Amtsleiter für Bildung zurückhaltend war, signalisierte OB Onishi seine Unterstützung.

Doch OB Würzner schlug noch mehr konkrete Projekte vor. "Wir würden gerne wirtschaftlich stärker kooperieren", schlug er vor. Kumamoto hat - wie Heidelberg - eine große Universität und viele Spitzentechnologie-Firmen. "Wir können Firmen aus Kumamoto helfen, nach Heidelberg zu expandieren." Im "Heidelberg Innovation Park" in den Patton Barracks könne man dafür Räume zur Verfügung stellen. Die Japaner wollen nun Firmen suchen, die Interesse daran haben.

Auch im Sport soll der Austausch weiter vertieft werden. "Die deutschen Schwimmer würden zur Vorbereitung auf Olympia 2020 in Tokio gerne nach Kumamoto kommen", sagte Sportkreis-Vorsitzender Gerhard Schäfer. Und im Rahmen der Handball-Weltmeisterschaft der Frauen, bei der zwei Spiele in Kumamoto ausgetragen werden, sollen junge Handballer in die Partnerstadt fahren.

Bei allen großen Plänen für neue Projekte zeigte sich doch immer wieder eine große Hürde: Ohne Dolmetscher geht in Kumamoto wenig, denn viele Japaner sprechen kaum Englisch. Das sah auch Würzner so: "Die Japaner haben zwar großes Interesse an Kooperation, aber man merkt schon, dass noch stark regional und national gedacht wird - und das hat auch viel mit der Sprachkompetenz zu tun."

Doch das Medieninteresse an den Heidelbergern war in Kumamoto riesig. Das Fernsehen interviewte die Heidelberger und zeigte auch Teile der Rede Würzners im Gemeinderat, bei der er erklärte, wie Heidelberg mit seiner Bildungs-, Energie- und Flächenpolitik zur "Smart City" werden will. Und als Gastgeber macht Kumamoto sowieso niemand etwas vor: Exquisites Essen, ein perfekt organisiertes Kulturprogramm - und alle Straßenbahnen waren mit Deutschland-Fähnchen beflaggt.

Da war es nicht schwer, vor allem in den Abendstunden - bei Bier, Sake und Karaoke - die Freundschaft zu vertiefen. Das Vertrauen reichte gar so weit, dass die gesamte Heidelberger Delegation auch Kugelfisch probierte, dessen Genuss tödlich sein kann, wenn der Koch patzt.

Je später der Abend, desto offener wurden die Gespräche - und so auch eine alte Frage geklärt: Ja, auch die Japaner finden, dass viele Europäer ziemlich gleich aussehen. Und so offenbarte ein Mitarbeiter aus dem Amt für Internationale Beziehungen lachend: "Für uns sieht Eckart Würzner aus wie der junge Arnold Schwarzenegger."

  • Läufer unter dem Startbogen kurz vor dem Beginn des "Kumamoto Castle Marathons" (Foto: RNZ/Riemer)
  • Oberbügermeister Prof. Dr. Eckart Würzner mit dem Maskottchen "Kumamon" beim Marathon. (Foto: RNZ/Riemer)
  • Viele Läufer des Marathons waren kostümiert. (Foto: RNZ/Riemer)
  • Das Maskottchen von Kumamoto heißt "Kumamon". (Foto: RNZ/Riemer)
  • Die Delegation vor der Heidelberg-Tram. (Foto: RNZ/Riemer)
  • Der Wiederaufbau der Burg dauert 20 Jahre und könnte Milliarden kosten. (Foto: RNZ/Riemer)
  • Die Delegation besuchte die Burg und betrachtete den Fortschritt des Wiederaufbaus. (Foto: RNZ/Riemer)
  • Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner hielt eine Rede vor dem Gemeiderat Kumamotos. (Foto: RNZ/Riemer)
  • Beim Arbeitsgespräch wurden viele neue Projekte angestoßen. (Foto: RNZ/Riemer)

Diese Reportage wurde in Kooperation mit der Rhein-Neckar-Zeitung erstellt. 
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