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Sportgeschichte und Prävention: Deutsche Film-Premiere für 8. Klassen in der IGH

Im Gespräch mit den Schülern (v.l.n.r.) Max Schaffert, Sara Mühl, Kevin Schultes und Tim Blessing (Foto: Stadt Heidelberg)
Im Gespräch mit den Schülern (v.l.n.r.) Max Schaffert, Sara Mühl, Kevin Schultes und Tim Blessing (Foto: Stadt Heidelberg)

Sommerzeit ist Badezeit. Damit verbunden eine erhöhte Unfallgefahr. Rund 1.000 Querschnittgelähmte sind in Deutschland alljährlich die Folge. Die DLRG-Jugendleiter Sara Mühl und Max Schaffert klären zu Beginn der Veranstaltung die rund 100 Schülerinnen und Schüler über die Gefahren am Wasser und beim Baden auf. Dann flimmert, vom Stadtarchiv und der Manfred-Sauer-Stiftung initiiert, erstmals der englische Spielfilm „Best of Men“ in deutscher Synchronfassung über die Leinwand. Erzählt wird die Geschichte des deutsch-jüdischen Arztes Ludwig Guttmann, der 1939 nach England flieht und dort am Stoke Mandeville Hospital die Behandlung Querschnittgelähmter revolutioniert. Mit den ersten Stoke Mandeville Games wird Guttmann 1948 schließlich zum Begründer und Vater der Paralympischen Spiele. Die fanden als „21. Weltspiele der Gelähmten“ 1972 in Heidelberg statt, womit ein unmittelbarer Ortsbezug gegeben ist.

Zuschauer bei der Filmvorführung (Foto: Stadt Heidelberg)

Nach dem Film stehen neben den beiden DLRG-Jugendleitern der querschnittgelähmte Schüler Tim Blessing und Kevin Schultes, Stiftungsrat der Manfred-Sauer-Stiftung, den Schülern Rede und Antwort. Schultes hat als Projektleiter für die Stiftung die Synchronisierung des im Auftrag der BBC produzierten Spielfilms realisiert und damit die Veranstaltung erst möglich gemacht. Die beiden Rollstuhlfahrer erzählen den sichtlich beeindruckten Schülern von ihren Unfällen und dem Schock, den die unwiderrufliche Lähmung zunächst auslöst. Erst nach Monaten kommt man aus der Perspektivlosigkeit wieder heraus und beginnt das Leben neu in die eigenen Hände zu nehmen. Dann erklärt Tim Blessing, wie man hin und wieder sogar nur auf zwei Rädern den Berg hinunterkommt, und lässt schmunzelnd die Demonstration per Rollstuhl folgen. Betroffen ist auch Stiftungsgründer Manfred Sauer, dem ein unbedachter Sprung in die Themse 1963 die Querschnittlähmung und in der Folge die Behandlung durch Guttmann einträgt. Dieses Schicksal lässt ihn später zum Unternehmer werden, der überaus erfolgreich medizinische Hilfsmittel für Behinderte entwickelt und vertreibt – und der mit seiner Stiftung die Idee und Realisierung einer deutschen Synchronfassung erst ermöglicht …

Aufmerksam auf das Projekt wurde Archivleiter Dr. Peter Blum bei seinen Recherchen zur Publikation über die Heidelberger Paralympics, wie die Spiele heutzutage genannt werden, in der Ludwig Guttmann und seiner Sportidee natürlich ein Kapitel gewidmet ist. Und so kam im persönlichen Gespräch mit Manfred Sauer die Idee auf, kurz vor den Sommerferien eine Präventionsveranstaltung mit dem Film und Experten in der IGH als dem noch neuen Nachbarn des Stadtarchivs zu veranstalten. Schulleiter Werner Giese und Lehrer Daniel Aoki an der IGH fanden die Idee prima und übernahmen die Organisation vor Ort. Nach fast drei Stunden waren sich alle Beteiligten einig: Das war eine runde Sache. Was dem Film und seiner brandneuen deutschen Synchronfassung leider noch fehlt, ist eine verdiente Fernsehausstrahlung zur besten Sendezeit und ein Vertrieb, der den Film der Öffentlichkeit, z.B. für den Schulunterricht, verfügbar macht. Geschichte kurzweilig mit den Ausdrucksmitteln des Films erzählt und mit unmittelbarem Anwendungsnutzen im Sinne der Unfallprävention!