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Hochrangiger Delegationsbesuch aus Shanghai-Hongkew

Geplante Ausstellungsreise des Archivs nimmt greifbare Formen an

Gruppenbild vor dem Heidelberger Rathaus. In der Bildmitte Distriktbürgermeister WU Yanfeng (rechts) und Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner

Dieser Tage besuchte eine 7-köpfige Delegation unter Führung des Distriktbürgermeisters WU Yanfeng das Stadtarchiv. Im Stadtteil Hongkew war in den 1940er Jahren das jüdische Ghetto gelegen, wo weit über 20.000 insbesondere deutsche und österreichische Juden die nationalsozialistische Verfolgung überlebten. Noch stehen dort ganze Straßenzüge, in denen sich die Flüchtlinge damals unter schwierigsten Bedingungen drängten. Und dort befindet sich heute, in einer einstigen Synagoge, das Jüdische Flüchtlingsmuseum.

Ausstellungsreise und Spurensuche

Dieses und das bislang von dem Shanghaier Bau-Hype noch verschont gebliebene Viertel Hongkew (nördlich der Garden-Bridge), in dem die Zeit mitunter stehengeblieben zu sein scheint, soll im kommenden Jahr zum Ziel einer kombinierten Ausstellungsreise und Studienexkursion werden: Gegenwärtig wird im Archiv die Flüchtlingsgeschichte von Hans Less exemplarisch für eine Ausstellung aufbereitet. Sie soll ab dem kommenden Frühjahr im Flüchtlingsmuseum als auch im Stadtarchiv von Shanghai gezeigt werden.

Zeitgenössischer Plan von Shanghai (1940er Jahre); darin rot hervorgehoben der Bereich des Jüdischen Ghettos

Verbunden mit dieser Ausstellungspräsentation ist eine vom Heidelberger Archiv vorbereitete Spurensuche vor Ort. Dr. Steven Less, seit gut 30 Jahren Wahlheidelberger und Hüter des väterlichen Nachlasses, der Vermächtnis zugleich ist, wird erstmals dem historischen Hongkew und dem einstigen Lebensumfeld seines Vaters begegnen. Begleiten werden ihn Schüler/-innen der Internationalen Gesamtschule Heidelberg mit ihrem Lehrer. Diese Gruppe soll das Shanghai der jüdischen Flüchtlinge als auch das heutige moderne Shanghai gleichermaßen kennenlernen und später ihre Erlebnisse und Erfahrungen in geeigneter Weise an der IGH an Mitschüler/-innen weitergeben.

Das von Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner persönlich begleitete Projekt wird von weiteren Projektpartnern gefördert und mitgetragen. So u.a. vom Generalkonsulat der Volksrepublik China in Frankfurt, dem Konfuzius-Institut an der Universität Heidelberg, dem Jüdischen Flüchtlingsmuseum und dem Stadtarchiv Shanghai sowie der Volksbank Kurpfalz eG und der Heidelberger Firma Baier Digitaldruck.

Frühzeitige Weichenstellungen zwischen Shanghai-Hongkew und Heidelberg

Im Gespräch (von links nach rechts): Amy Liao (Jewish Refugees Museum/Foreign Affairs Office Shanghai-Hongkew), Distriktbürgermeister WU Yanfeng, Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner, Dr. Peter Blum (Stadtarchiv) und Bernd Köster (Bürgeramt)

Zurück zum Delegationsbesuch: Bürgermeister Dr. Gerner ließ es sich nicht nehmen, seinen Amtskollegen und die übrigen Vertreter/-innen unterschiedlicher Kultureinrichtungen Hongkews persönlich im Rathaus zu begrüßen. Im Gespräch wurden die Heidelberger Vorbereitungen und der aktuelle Arbeitsstand eingehend erläutert. Im Gegenzug versicherte die Vertreterin des Jüdischen Flüchtlingsmuseums Shanghai Amy Liao ihre persönliche Unterstützung. Distriktbürgermeister WU Yanfeng berichtete von eigenen Planungen, die eine Vergrößerung der Museumsräumlichkeiten um angrenzende früher von jüdischen Flüchtlingen bewohnte Wohngebäude vorsehen. Da die chinesischen Besucher/-innen im Vorfeld Interesse am Heidelberger Bürgerservice bekundet hatten, nahm am Gespräch auch der Leiter des Bürgeramts Bernd Köster teil. Seine Vorstellung des Heidelberger Systems der dezentralen Bürgerämter stieß auf offene Ohren. Gipfelnd in dem Vorschlag, doch die Heidelberger Delegation zu begleiten, um vor Ort die bürgernahen Einrichtungen in Hongkew in Augenschein zu nehmen und in einen intensiveren Austausch einzutreten.

Nach dem gemeinsamen Abendessen, das die gute Arbeitsatmosphäre unter Beweis stellte und die Projektarbeit gewiss weiter erleichtern wird, verabschiedete sich die chinesische Delegation in der Hoffnung, schon bald eine elektronische Ausstellungsversion zur Vorabinformation zu erhalten, um in die Terminabstimmungen für das kommende Frühjahr einzutreten.