Sicherheitsbefragung 2023: Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger weiter verbessert
Studie beleuchtet auch das Dunkelfeld der Kriminalität / Prävention zielgerichtet planen
Heidelberg ist eine sichere Stadt. Das bestätigte jüngst auch die Vorstellung der aktuellen polizeilichen Kriminalstatistik, nach der Straftaten in Heidelberg im Vor-Corona-Vergleich um 12,8 Prozent gesunken sind. Nun kommt auch die neueste Sicherheitsbefragung der Stadt Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg zu dem Ergebnis: Das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger ist auf einem hohen Niveau. Die Erkenntnisse aus der Sicherheitsbefragung 2023 stellte Ordnungsbürgermeister Wolfgang Erichson zusammen mit dem Leiter der Studie, Prof. Dr. Dieter Hermann, und Ordnungsamtsleiter Bernd Köster am 19. Juni im Rathaus vor.
„Kriminalität verhindert man am besten dort, wo sie entsteht. Für uns als Stadtverwaltung ist es daher besonders wichtig, neben den offiziellen Statistiken der Strafverfolgungsbehörden auch die subjektiven Eindrücke der Heidelbergerinnen und Heidelberger zu kennen“, sagt Wolfgang Erichson, Dezernent für Kultur, Bürgerservice und Kreativwirtschaft, und ergänzt: „Die Befragung zeigt uns, wo es Verbesserungspotenzial gibt. Gemeinsam mit der Polizei arbeiten wir kontinuierlich daran, die Sicherheit in Heidelberg noch weiter zu verbessern.“
Studienleiter Prof. Dr. Dieter Hermann erklärt: „In Heidelberg ist die Furcht vor Kriminalität im Vergleich zu den vergangenen Befragungen weiter gesunken. Auch im Vergleich mit anderen Großstädten in Baden-Württemberg schneidet Heidelberg sehr gut ab. Wir wissen aus unserer Forschung, dass eine Befragung in Krisenzeiten, wie wir sie aktuell erleben, eher zu einer Überschätzung der Kriminalitätsfurcht bei den Befragten führt. Unter diesem Aspekt sind die hier gemessenen Werte natürlich besonders positiv zu bewerten.“
In Schlierbach, Ziegelhausen und der Bahnstadt ist das Sicherheitsgefühl besonders hoch
Die Sicherheitsbefragung besteht aus einem mehrteiligen Fragebogen. Der erste Teil befasst sich mit möglichen Faktoren, die die Befragten in ihrem Stadtteil als problematisch wahrnehmen oder die sogar dazu führen, dass sie sich fürchten. Der Stadtteil, in dem sich die Bewohnerinnen und Bewohner am wenigsten vor Kriminalität fürchten, ist Schlierbach – gefolgt von der Bahnstadt und Ziegelhausen. Relativ hoch ist die Kriminalitätsfurcht in Bergheim und im Emmertsgrund. Bei der letzten Sicherheitsbefragung 2017 war der Emmertsgrund der Stadtteil, in dem die Kriminalitätsfurcht mit Abstand am größten war. Dieses Bild hat sich im Rest der Stadt gehalten: Fragt man die Heidelbergerinnen und Heidelberger nach einem anderen Stadtteil als den eigenen, in denen sie sich fürchten würden, liegt der Emmertsgrund deutlich auf Platz eins – obwohl der Stadtteil in der polizeilichen Kriminalstatistik eher im unteren Mittelfeld zu finden ist. Umgekehrt verhält es sich in Bergheim: Die gestiegene Kriminalitätsfurcht der Bewohnerinnen und Bewohner wird von den übrigen Heidelbergerinnen und Heidelbergern eher nicht geteilt.
Wertvoller Blick über den Tellerrand der Polizeilichen Kriminalstatistik
Neben der Kriminalitätsfurcht misst die Heidelberger Sicherheitsbefragung auch die so genannten Viktimisierungen. Dazu zählen sowohl die angezeigten als auch die nichtangezeigten Straftaten. Dadurch ergeben sich Erkenntnisse über die Kriminalität in Heidelberg, die die polizeiliche Kriminalstatistik ergänzen. So wurden beispielsweise 8,3 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten Opfer einer sexuellen Belästigung. Nur 1,9 Prozent von Ihnen hat die Tat angezeigt. 7,2 Prozent der Befragten wurden in diesem Zeitraum Opfer eines tätlichen Angriffs oder wurden so bedroht, dass sie Angst hatten. Lediglich elf Prozent von Ihnen hat die Tat angezeigt. Als Grund für die Nichtanzeige wird in beiden Fällen vor allem der Glaube genannt, dass der Täter oder die Täterin nicht ermittelt werden könne oder nicht bestraft würde.
„Die Sicherheitsbefragung ist für uns auch deshalb so wichtig, weil sie uns einen Blick ins so genannte Dunkelfeld erlaubt“, erklärt Bernd Köster, Leiter des Bürger- und Ordnungsamtes, „bei der Entwicklung neuer Sicherheitsmaßnahmen für Heidelberg wie auch bei der Schulung und Sensibilisierung unserer Mitarbeitenden im Kommunalen Ordnungsdienst ist es ein großer Wert, über den Tellerrand der polizeilich erfassten Straftaten hinausblicken zu können.“ Auch bei der Viktimisierung lohnt sich ein Blick in die Stadtteile, denn die Opferraten unterscheiden sich signifikant zwischen den Stadtteilen: Während die meisten Befragten angeben, in der Altstadt oder in Bergheim Opfer eines Verbrechens geworden zu sein, liegt der Emmertsgrund auf Platz drei der Stadtteile mit der geringsten Opferwerdung – nur Ziegelhausen und Schlierbach haben bessere Werte. Es macht daher Sinn, kriminalpräventive Maßnahmen auf die Stadtteile mit vergleichsweise hoher Kriminalitätsbelastung zu fokussieren.
Präventionsarbeit soll konkrete Missstände angehen
Die Heidelberger Sicherheitsbefragung beleuchtet auch die Gründe für eine mögliche Kriminalitätsfurcht und liefert der Verwaltung damit nützliche Anhaltspunkte für die Prävention. So zielt beispielsweise das Vorgehen des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) in Zusammenarbeit mit den Night Coaches der Nachtbürgermeister darauf ab, sowohl auf der Neckarwiese als auch in der Kernaltstadt Lärm, ausschweifendem Alkoholkonsum oder sexueller Belästigung entgegenzuwirken – drei Themen, die auch von den Befragten als problematisch wahrgenommen werden.
Evidenzbasierte Maßnahmen stärken das Sicherheitsgefühl
Die Stadt Heidelberg führt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg seit 1998 in regelmäßigen Abständen Umfragen zum subjektiven Sicherheitsempfingen in der Bevölkerung durch. Für die aktuelle Befragung wurden im Frühjahr 2023 25.000 zufällig ausgewählte Heidelbergerinnen und Heidelberger ab dem 14. Lebensjahr angeschrieben und um ihre Teilnahme an der Online-Befragung gebeten. Mit einer Rücklaufquote von knapp über 20 Prozent (5.083 Rückmeldungen) erreichte die Untersuchung einen sehr guten Wert. Grundlage der Sicherheitsbefragung ist das 'Heidelberger Audit-Konzept für urbane Sicherheit‘ (HAKUS). Dieses ermöglicht eine evidenzbasierte Einschätzung des Sicherheitsbefindens verschiedener Personengruppen in den einzelnen Stadtteilen. So lassen sich für genau definierte Standorte passgenaue Präventionsmaßnahmen identifizieren, die das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig verbessern.
Ergänzend: Informationen zur Kommunalen Kriminalprävention in Heidelberg sind online zu finden unter www.heidelberg.de/sicherinheidelberg