Da wächst etwas heran
Preisträgerkonzert von „Jugend musiziert“ in der Musik- und Singschule – Erschwerte Zulassungsvoraussetzungen für Bundeswettbewerb
Von Laura Kress
(Artikel erschienen in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 3. Juli 2025)
Die Fenster dürften wegen der Hitze geöffnet werden, erklärt Kersten Müller, Leiter der Musik- und Singschule Heidelberg, und lacht. „Wir kriegen schon keinen Ärger mit den Nachbarn.“ Dafür gibt es auch keinen Grund. Schließlich stehen bei dem Preisträgerkonzert vergangene Woche Kinder und Jugendliche auf der Bühne, die am Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“ teilgenommen haben. Das Programm des Preisträgerkonzerts reicht von Saxofon- über Klaviermusik bis hin zu Gesang.
38 Schüler der Heidelberger Musik- und Singschule hatten sich für den Landeswettbewerb Anfang April qualifiziert, neun Schüler waren auch beim Bundeswettbewerb dabei. „Ich bin von den Socken, wenn ich sehe, was hier an jungen Musikern heranwächst“, sagt Bürgermeisterin Martina Pfister voller Anerkennung und überreicht jedem Jugendlichen eine Sonnenblume und einen Eisgutschein. „Ihr könnt stolz auf eure Leistung sein. Vor allem unter den erschwerten Bedingungen“, meint Pfister.
Damit bezieht sich die Bürgermeisterin auf eine Änderung der Zulassungsvoraussetzungen: Wer früher im Landeswettbewerb 23, 24 oder 25 Punkte erreichte, durfte automatisch auch am Bundeswettbewerb teilnehmen. Seit diesem Jahr ist für Jugendliche mit 23 Punkten beim Landeswettbewerb Schluss. Ob diejenigen mit 24 oder 25 Punkten weiterkommen, liegt im Ermessen des Bundes – eine Entscheidung, die für großen Rummel gesorgt habe, erklärt Musikschulleiter Müller. „Die regionalen Verantwortlichen wurden auch gar nicht miteinbezogen“, bemängelt er. Ziel der geänderten Zulassungsvoraussetzungen ist es, die Zahl der Teilnehmer am Bundeswettbewerb zu senken. Bisher war die Veranstaltung zu groß, zu schwer zu organisieren und vor allem zu teuer.
Die zwölfjährige Eva Grishchuk hatte es trotz der verschärften Regeln in den Bundeswettbewerb geschafft und gibt an diesem Abend zwei Stücke von Francesco Antonio Bonporti auf der Violine zum Besten. „Ich bin so glücklich, dass sie so gern Musik macht “, strahlt ihre Mutter Janetta Grishchuk, die an diesem Abend im Publikum sitzt. Vor allem freut sie sich, dass ihre Tochter mit Günther Mario einen Lehrer hat, der sie immer wieder motiviert. „Für den Wettbewerb habe ich jeden Tag anderthalb Stunden geübt“, erzählt Eva Grishchuk, die sowohl im Landes- als auch im Bundeswettbewerb den ersten Platz belegte. Bereits im Alter von fünf Jahren hat sie das Geigespielen für sich entdeckt.
Neben klassischer Musik gibt es an diesem Abend aber auch aktuelle Hits zu hören, zum Beispiel „Hello“ von Adele sowie „Abracadabra“ von Lady Gaga. „Das sind beliebte Lieder, die jeder kennt“, begründet Sänger Allakhverdi Alekberov seine Wahl. Beim Bundeswettbewerb trat der 20-Jährige unter anderem mit selbst geschriebenen Songs an. „Ich habe schon als Kind immer zu Hause gesungen“, erzählt Alekberov. „Jetzt hilft mir das Singen auch dabei, Erlebnisse und Emotionen zu verarbeiten.“ Vor drei Jahren floh Alekberov aus der Ukraine, würde nun am liebsten Gesang in Deutschland studieren. Dafür fehlt ihm allerdings das Abitur. „,Jugend musiziert’ ist im Moment alles, was ich tun kann“, meint Alekberov. Im Landeswettbewerb belegte er den ersten, im Bundeswettbewerb den zweiten Platz.
Musikschulleiter Müller freut sich, wie der Wettbewerb die Schüler motiviert: „Wenn sich die Jugendlichen das als Ziel gesetzt haben, üben sie von sich aus mehr“, meint er. Das merke man im Unterricht. Und die Mühe zahlt sich aus. „Für die Jugendlichen ist das eine wertvolle Erfahrung“, ist Müller überzeugt. „Sie merken, wie weit sie mit ihrem Engagement kommen können.“
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1. Preisträger Landeswettbewerb Jugend musiziert 2025 und Ergebnisse Bund
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AG= Altersgruppe
LW = Landeswettbewerb
BW = Bundeswettbewerb