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Abfall aktuell

Mannheim und Heidelberg wollen bei Bioabfall-Verwertung weiter kooperieren

Konzept sieht Gründung eines Zweckverbandes für eine Vergärungsanlage vor

Bei der Verwertung von Bioabfällen streben die Städte Heidelberg und Mannheim eine weitere Zusammenarbeit an. Das Konzept sieht nach Abwägung der rechtlichen und organisatorischen Möglichkeiten den Bau einer Vergärungsanlage vor.

Für die Bioabfall-Verwertung soll ein Zweckverband gegründet werden. Zeitgleich wird weiter untersucht, ob und wie sich eine Vergärungsanlage verwirklichen lässt.

In einem zweiten Schritt wird EU-weit ein privater Partner für die Planung und den Bau einer Vergärungsanlage als sogenannte Vorschaltanlage zum bestehenden Kompostwerk in Heidelberg-Wieblingen ausgewählt.
 

Zwei Hände halten ein Häufchen Erde.

„Arbeitsteilung“: Mannheim und Heidelberg kooperieren bei der Abfallbehandlung

Die Städte Mannheim und Heidelberg kooperieren bei der Abfallbehandlung seit vielen Jahren erfolgreich, vertrauensvoll und sozusagen „arbeitsteilig“:  

  • Der Rest- und Sperrmüll wird aufgrund eines Vertrages durch die MVV Umwelt GmbH verwertet.
  • Nicht recyclingfähige Restabfälle werden auf der Deponie der Stadt Mannheim abgelagert. Dies erspart der Stadt Heidelberg die Vorhaltung einer eigenen Reststoffdeponie.
  • Im Gegenzug werden die Bioabfälle der Stadt Mannheim gemeinsam mit dem Heidelberger Biomüll im Kompostwerk in Heidelberg-Wieblingen behandelt. Seit 2005 werden dort aus den Bioabfällen hochwertige Erden für den Hobby- und Profi-Gartenbau hergestellt.

Vergärungsanlage - ein Plus für das Klima

Beide Städte haben den Anspruch, dass der Bioabfall nach dem neuesten Stand der Technik und unter Berücksichtigung der Klimaschutzziele möglichst hochwertig verwertet wird. Deshalb könnte künftig zusätzlich eine Vergärungsanlage vorgeschaltet werden. Die energetische Nutzung der Bioabfälle in einer Vergärungsanlage verbessert die Ökobilanz, da das energetische Potenzial des Bioabfalls genutzt wird. CO2-Emissionen können verringert werden. Dies stellt einen wesentlichen Beitrag der Abfallwirtschaft hin zur CO2-neutralen Kommune im Sinne des Klimaschutzaktionsplans (www.heidelberg.de/masterplan100) dar. Als Standort soll Wieblingen tiefergehend geprüft werden.

Was für die Gründung eines Zweckverbands spricht

Mit der konzeptionellen Fortentwicklung der der Bioabfall-Kooperation haben die Städte Heidelberg und Mannheim die Firma „Econum Unternehmensberatung GmbH“ beauftragt. Sie hat die künftige Zusammenarbeit auf Basis einer eigenständigen Organisationsform – eines Zweckverbands – empfohlen.

Ein Zweckverband hat den Vorteil, dass die bereits vorhandenen Verwaltungs- und Kommunikationsstrukturen genutzt werden können. Zudem werden das Rechtsverhältnis und die genaue Umsetzung des Zweckverbands durch eine Verbandssatzung geregelt.

Die wichtigsten Fragen zur geplanten Vergärungsanlage

Warum soll die zukünftige Bioabfallbehandlung in Kooperation mit Mannheim erfolgen?

Die Städte Mannheim und Heidelberg kooperieren seit vielen Jahren im Bereich der Abfallbehandlung. So werden die thermisch zu behandelnden Abfälle (Rest- und Sperrmüll) aus beiden Städten in der Müllverbrennungsanlage der MVV Umwelt GmbH auf der Friesenheimer Insel verbrannt. Die nicht verwertbaren, sogenannte inerte, Abfälle werden auf der Deponie der Stadt Mannheim abgelagert. Im Gegenzug werden die biogenen Abfälle beider Städte in der Bioabfallkompostierungsanlage in Heidelberg-Wieblingen behandelt.

Wie viele Tonnen Biomüll kommen aus Heidelberg und Mannheim?

Heidelberg circa 10.000 Tonnen Biomüll aus der Biotonne
Mannheim circa 12.000 Tonnen Biomüll aus der Biotonne

Fragen zum Prozess der Vergärung

Was ist der Nutzen einer Vergärungsanlage

Angesichts des Klimawandels und der Begrenztheit fossiler Energieträger kommt den erneuerbaren Energieträgern eine immer größere Bedeutung zu. Eine möglichst effiziente Nutzung der Biomasse kann dazu beitragen, dass weniger fossile Energieträger verbraucht werden.

Was ist eine Vergärungsanlage

Mithilfe einer Vergärungsanlage kann aus dem Bioabfall Biogas hergestellt werden. 
Aktuell werden die Bioabfälle der Städte Mannheim und Heidelberg in der bestehenden Kompostierungsanlage ausgesiebt, von Störstoffen befreit und in einer geschlossenen Rottehalle bei 70 Grad hygienisiert und kompostiert.
Die Vergärungsanlage soll nun vor die Kompostierung geschaltet werden.

Was passiert in einer Vergärungsanlage?

Nach der Anlieferung der gesammelten Bio- und Grünabfälle werden zunächst die Störstoffe aussortiert. In einem Fermenter (Gärtank) werden dann die Bioabfälle mit Bakterienstämmen vermengt. Die Bakterien zersetzen unter Luftausschluss den Bioabfall, wobei Rohbiogas entsteht. Dieses Gas kann abgeleitet und energetisch genutzt werden. Es kann beispielsweise in einem Blockheizkraftwerk zur Wärme- oder Stromgewinnung eingesetzt werden oder zu Biomethan veredelt werden.
Die entwässerte Restmasse der Bio- und Grünabfälle wird direkt in die Rottehalle des Kompostwerks geleitet und dort kompostiert. Das verkürzt den Rotteprozess.

Fragen rund um den Bau und die Unterhaltung einer Vergärungsanlage

Werden durch den Bau der Vergärungsanlage neue Arbeitsplätze geschaffen?

Die Prozesse sind weitgehend computergesteuert, müssen aber überwacht werden. Die mechanischen Aufbereitungsanlagen müssen zudem gestartet, überwacht, beschickt, gewartet und wieder heruntergefahren werden. In der Annahmehalle muss der angelieferte Bioabfall geschoben und aufgegeben werden. Hinzu kommen tägliche Reinigungsarbeiten.
Die erwähnten Tätigkeiten werden weitgehend von den Mitarbeitenden der jetzigen Kompostierung erledigt. Ein geringfügiger zusätzlicher Personalbedarf ist je nach Anlagentyp der Vergärung nicht auszuschließen.

Wird das Ortsbild Wieblingen durch die Vergärungsanlage verändert werden?

Die Größe und das Aussehen eines Fermenters hängen vom eingesetzten Verfahren ab. Es gibt liegende und stehende Fermenter. Der liegende Fermenter wird das Ortsbild nicht verändern. Der stehende Fermenter wird rund 30 Meter hoch sein und sich dem Ortsbild anpassen, da bereits die vorhandenen Schornsteine der Abluftanlage 40 Meter hoch sind.

Kommt es zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen rund um die Anlage?

Nein. Wenn die Vergärungsanlage am Standort Wieblingen gebaut wird, findet der Transport des Bioabfalls wie bislang statt.

Mit einer spürbaren und längerfristigen Belastung des Verkehrs durch Baustellenfahrzeuge ist nicht zu rechnen. Zumal die einzelnen Teile eines Fermenters in der Regel in einer vorgefertigten Form mittels Spezialfahrzeugen angeliefert und vor Ort nur aufgebaut werden.

Ist während des Baus mit Beeinträchtigungen im Verkehr zu rechnen? Wenn ja, wie lange und in welchem Ausmaß?

Mit einer spürbaren und längerfristigen Belastung des Verkehrs durch Baustellenfahrzeuge ist nicht zu rechnen. Zumal die einzelnen Teile eines Fermenters in der Regel in einer vorgefertigten Form mittels Spezialfahrzeugen angeliefert und vor Ort nur aufgebaut werden.

Ist während des Betriebs der Anlage mit Geruchs- und Lärmbelästigungen zu rechnen?

Der Stofffluss innerhalb der gesamten Bioabfallbehandlungsanlage erfolgt grundsätzlich gekapselt. Es kann jedoch zu Emissionen kommen, wenn zum Beispiel das Filtermaterial der derzeit bereits bestehenden Biofilter für die Hallenentlüftung ausgetauscht wird. Die Emissionen müssen sich aber immer an die gesetzlichen Vorgaben halten.

Bei der Auswahl des eingesetzten Verfahrens wird grundsätzlich die Emissionsvermeidung und das Störfallmanagement im späteren Betrieb ein besonderer Schwerpunkt sein.

Was passiert mit den Störstoffen (Metall, Plastik, ...), die aus dem Bioabfall herausgesiebt werden?

Die bei der Erstannahme aussortierten Störstoffe werden, soweit möglich einer stofflichen Wiederverwertung (z.B. Eisenschrott) zugeführt. Der Rest wird thermisch verwertet.

Fragen zum Standort

Warum ist es sinnvoll die Vergärungsanlage in direkter Verbindung mit einem Biokompostwerk zu bauen.

Die Verbindung von Vergärungsanlage und Kompostierung verhindert sogenannten „Methanschlupf“ und weitere Emissionen, da die Zwischenprodukte nicht aufwändig verladen und gar an andere Standorte transportiert werden müssen. So ist eine Weiterverarbeitung auf direktem Wege innerhalb einer Anlage möglich. Insbesondere Geruchsemmissionen werden verhindert und unnötige CO2<sub>2</sub>-Emissionen durch Transporte eingespart.

Was macht den Standort Wieblingen so attraktiv?

Am Standort Wieblingen steht eine technisch hochwertige Biokompostanlage zu Verfügung mit einer modernen zweistufigen Biofilteranlage. Der gesamte Verarbeitungsprozess kann innerhalb eines eingekapselten Systems erfolgen.
 
Hier besteht zudem das technische Know-how. Potenzielle Energieabnehmer sind vorhanden. Die bestehenden genehmigungsrechtlichen Rahmenbedingungen erleichtern die Umsetzung.