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Was uns Schrift im öffentlichen Raum über die Vergangenheit verrät

Forschende und Studierende entwickeln neuen Stadtrundgang für die „MeinHeidelberg-App“

Ob Plakate, die mit schreienden Farben für Veranstaltungen werben, Schriftzüge in Schaufenstern, die zum Konsumieren einladen oder Schilder, die auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam machen – Schrift ist in den Innenstädten omnipräsent. Eine neue Erlebnistour, die über 19 Stationen durch die Heidelberger Altstadt führt, gibt Einblicke und Hintergründe zu historischen und zeitgenössischen Schriftzügen im Stadtbild. Entwickelt wurde der Stadtspaziergang „Schrift im öffentlichen Raum“ von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Sonderforschungsbereichs (SFB) „Materiale Textkulturen“ an der Universität Heidelberg. Einige der Stationen wurden dabei von Studierenden des Heidelberger Master-Studiengangs „Cultural Heritage und Kulturgüterschutz“ erarbeitet. Als eine von bis dato drei Erlebnistouren ist der Stadtspaziergang kostenfrei auf der „MeinHeidelberg“-App der Stadt Heidelberg verfügbar.

Schrift erlaubt tiefere Einblicke in die Vergangenheit als nur Erzählungen

Der Stadtspaziergang „Schrift im öffentlichen Raum“ wendet einige der Forschungsfragen und -ansätze des SFB auf beschriftete Objekte aus dem zeitgenössischen, alltäglichen Umfeld an. Die Stationen im Heidelberger Altstadtraum widmen sich Sternsinger-Inschriften auf Türen, sogenannten Stolpersteinen in Gehwegen, Gedenktafeln oder auch bekannten Schriftzügen wie „Dem lebendigen Geist“ über dem Portal der Neuen Universität. An den Objekten werden verschiedene Themen gezeigt, etwa, inwiefern Material und Layout die Wirkung von Schrift beeinflussen, welche Bedeutung Inschriften für den sie umgebenden Raum haben und wie sich der Umgang mit ihnen über die Zeit verändern kann. Am Beispiel des „lebendigen Geistes“ etwa zeigt sich, wie ein und derselbe Schriftzug zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Gruppen von Menschen sehr unterschiedlich aufgefasst und behandelt wurde: Ursprünglich die Formulierung eines Wissenschaftsideals erfuhr die Inschrift im dritten Reich eine antisemitische Umdeutung und wurde als „undeutsch“ abgelehnt. Nach dem Krieg dann stand sie vor allem für die Abgrenzung von der nationalsozialistischen Vergangenheit.

Im Zentrum des Sonderforschungsbereichs „Materiale Textkulturen“ stehen historische Objekte, auf denen etwas geschrieben steht: Tontafeln, Papyrusrollen, Pergament, Papier, Grabsteine, Säulen und vieles andere. Schrift und Schriftträger lassen auf die Bedeutung der Texte in vergangenen Kulturen rückschließen. Anhand der materialen Beschaffenheit der Objekte sowie den Nutzungsspuren im Material können die Forschenden oft auch mögliche frühere Handlungen rekonstruieren.

Vertonte Infotexte und GPS-Navigation bereichern das Erlebnis

Zu finden ist der Stadtspaziergang in der „MeinHeidelberg“-App im Bereich „Lokales“ unter der Rubrik „Erlebnistouren“. Die Führung schlägt eine Route vor, die in der App auf einer Übersichtskarte angezeigt wird. An den einzelnen Stationen zeigt die App einen Infotext sowie teilweise ergänzende Bilder. Die Texte sind außerdem voll vertont und können alternativ über das Smartphone abgespielt werden, so dass die Augen auf das schrifttragende Objekt gerichtet bleiben können. Statt der ganzen Tour lassen sich auch gezielt einzelne Stationen ansteuern: per GPS erkennt die „MeinHeidelberg“-App, wo man sich gerade befindet und zeigt den passenden Text zur aktuellen Station an.

Bereits seit Januar 2023 sind in der App auch die beiden kulturhistorischen Erlebnistouren „Heidelberg und die 68er“ und „US-Amerikaner in Heidelberg“ abrufbar. Diese wurden in einem gemeinsamen Projekt des Historischen Seminars der Universität Heidelberg, des Universitätsarchivs sowie des Stadtarchivs und des Amtes für Digitales und Informationsverarbeitung der Stadt entwickelt.

Weitere Informationen zur „MeinHeidelberg“-App unter digitales.heidelberg.de/app.