"Opfer" Nico war schnell gerettet

Freiwillige Feuerwehr Wieblingen probte den Ernstfall – Nebelmaschinen und "Verletzte" sorgten für echtes Szenario

Einsatztrupp macht sich fertig (Foto: Feuerwehr Heidelberg)Samstag, 17. September 2011, 14.30 Uhr. Gleich wird Michael Morano die Jahreshauptübung der Freiwilligen Feuerwehr Heidelberg – Abteilung Wieblingen leiten. Zuvor muss er sich aber als „Brandstifter“ betätigen und dafür sorgen, dass später am Brandort alles echt wirkt. Bei einem Feuer gehört dazu natürlich Rauch. Es ist Theaterrauch aus zwei Nebelmaschinen, die der Feuerwehrmannim Keller und im Erdgeschoss der Holzwarenfabrik Alfred Treiber im Grenzhöfer Weg 19 in Stellung bringt. Auch sein siebenjähriger Sohn Nico ist schon auf dem Plan: Seine Rolle wird später sein, sich als leicht verletztes Opfer aus der verqualmten Brandstelle retten zu lassen.

Einsatzbesprechung (Foto: Feuerwehr Heidelberg)Szenenwechsel: Beim Feuerwehrgerätehaus am Bürgeramt in der Mannheimer Straße haben sich um die 40 Übungsteilnehmer versammelt – ehrenamtliche Feuerwehrfrauen und -männer aus Wieblingen und aus dem Pfaffengrund, nicht zu vergessen die neun Mädchen und Jungen von der Jugendfeuerwehr. Michael Morano ist inzwischen vom späteren Einsatzort zurück zum Gerätehaus gefahren, um die Retter mit dem Szenario der Übung vertraut zu machen: Ausgangslage ist der Brand eines Kompressors im Untergeschoss des Holz verarbeitenden Betriebs, in dem Puderkästen für die Produktion von Gummibärchen hergestellt werden. Durch Staub und Betriebsstoffe wie Öl kam es zu einer starken Verrauchung des Gebäudes. Der Brand in den Betriebshallen voller Holzteile muss gelöscht werden, es gilt das Ausbreiten der Flammen zu verhindern, vor allem aber müssen vier eingeschlossene Menschen gerettet werden.

Der Trupp geht in den Brandraum vor (Foto: Feuerwehr Heidelberg)Punkt 15 Uhr: Das Martinshorn gibt den Einsatz. Im Minutentakt werden die Löschfahrzeuge anfahren: ein Einsatzleitwagen, zwei Wagen der Wieblinger Wehr, zwei aus dem Pfaffengrund, in einem Fahrzeug aus Handschuhsheim fährt die Wieblinger Jugendfeuerwehr, sie soll mit den „Aktiven“ üben und sie unterstützen.

„Der Einsatzleiter muss alle Gefahren vor Ort erkennen“, unterstreicht Morano die Aufgabe, die in der „heißen Phase“ jetzt auf ihn zukommt. Atemgifte können in der Luft sein oder der Brand könnte sich gefährlich ausbreiten. Er muss nach Abwägung seine Einsatzkräfte einteilen. Aus dem Keller dringt Rauch. Auch das Erdgeschoss ist verqualmt. Die Nebelmaschinen haben ihren Dienst getan. Der „Löschangriff“ beginnt. Mit schwerem Atemschutz dringen die Feuerwehrleute vor. Drei „Schwerverletzte“ werden geborgen; auch Nico wird gefunden, als Leichtverletzter kommt er in die Obhut der Mädchen und Jungen von der Jugendfeuerwehr, die ihn gleich mal verpflastern.

Wasserversorgung wird aufgebaut ( Foto: Feuerwehr Heidelberg)In drei Jahren will Nico selbst in der Jugendgruppe mitmachen, dann ist er alt genug. Derweil demonstrieren die Elfjährigen Leon und Lisa an der Spritze, wie ein Übergreifen der Flammen auf Holzstapel im Hof zu verhindern ist. Ihre Kameraden aus der „aktiven Wehr“ haben im Betrieb unterdessen für Abluftöffnungen gesorgt: Druckbelüfter – das sind leistungsfähige Ventilatoren – blasen den Rauch aus den Räumen.

Die Jugendfeuerwehr betrut die Verletzten Personen (Foto: Feuerwehr Heidelberg)15.30 Uhr: Einsatzende. Der Einsatzleiter zieht seine Feuerwehrjacke aus und legt das Handfunkgerätzur Seite. Kritisch soll der Einsatz bewertet werden. Doch vom Abteilungskommandanten Georg Merkel, der das Geschehen aufmerksam beobachtete, kommt jetzt schon Lob: Alles sei schnell und diszipliniert abgelaufen. Außerdem habe ihm gefallen, „dass die Jugend begeistert mitgewirkt hat!“ Das freut Morano besonders, denn wenn er nicht gerade einen Einsatz leitet, ist er der Jugendwart.

RNZ-Bericht vom 5. September 2011 (Manfred Bechtel)

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