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„Die Jahrhundertchance der Konversion nutzen“

Interview mit dem Bürgermeister für Konversion und Finanzen

Bürgermeister Hans-Jürgen Heiß (Foto: Diemer)

Die Konversion der US-Flächen wird immer konkreter. Zum 1. November hat Hans-Jürgen Heiß das Amt des Bürgermeisters für Konversion und Finanzen angetreten, um den Prozess voranzutreiben. Mit dem Stadtblatt sprach er über Chancen und Herausforderungen der Konversion.

Sie wurden vom Gemeinderat einstimmig zum Bürgermeister für Konversion und Finanzen gewählt. Haben Sie mit diesem Ergebnis gerechnet?

Nein. Ich habe auf eine breite Mehrheit gehofft. Denn die anstehenden Aufgaben sind gewaltig. Und es ist natürlich gut, wenn Sie das mit breiter Unterstützung angehen können. Aber das einstimmige Ergebnis hat mich dann doch überrascht und wirklich sehr gefreut. Das ist eine gute Grundlage für die weitere Arbeit.

Heidelberg hat nun eine Vereinbarung mit dem Bund unterzeichnet, in der man sich auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt. Ist damit alles in trockenen Tüchern?

Nein, noch lange nicht. Wir haben noch viel vor uns. Aber die Chancen auf einen Erfolg stehen sehr gut. Denn wir haben in den Verhandlungen schon wichtige Meilensteine erreicht. Die BImA erkennt unsere Ziele an, die wir gemeinsam mit Bürgern und Gemeinderat für die Konversionsflächen definiert haben: etwa die Schaffung von preiswertem Wohnraum, von Gewerbeflächen oder von Freiraum. Das ist ganz zentral.

Wir haben uns außerdem darauf verständigt, dass wir den Wert der Flächen gemeinsam ermitteln. Das ist mehr Aufwand, als wenn beide Parteien still in ihrem Kämmerlein vor sich hin rechnen. Aber dafür ist die Chance viel größer, dass wir bei einem Preis landen, der von beiden Seiten akzeptiert wird.

Wo geht es jetzt konkret los?

Wir sprechen zunächst über die Flächen in der Südstadt, also Mark Twain Village und Campbell Baracks. Es muss unser Ziel sein, dass wir die Planungen und die politischen Entscheidungen so zeitnah voranbringen, dass wir im Bereich MTV Ost und Sickingenplatz die ersten Flächen bis Mitte 2014 in die konkrete Entwicklung bringen. Danach kommt das Hospital in Rohrbach und später die Areale Patton Barracks, Airfield und Patrick Henry Village.

Wie ist der Zustand der zurück gegebenen Gebäude?

Wir haben noch keine überraschend negativen Erkenntnisse. Es bewegt sich im Rahmen dessen, was auch aus anderen Städten bekannt ist. Allerdings vermitteln die Gebäude auf den ersten Blick einen besseren Eindruck als es sich bei näherer technischer Begutachtung darstellt. Wir müssen jetzt die notwendigen Sanierungen, Brandschutzmaßnahmen etc. finanziell bewerten. Das müssen wir insgesamt in Einklang bringen mit den definierten Zielen wie dem bezahlbaren Wohnraum.

Macht die Bürgerbeteiligung nicht alles nur noch komplizierter und auch langsamer?

Vordergründig betrachtet, kann man zu diesem Schluss kommen. Allerdings können wir mit der Bürgerbeteiligung einen breiten Konsens erarbeiten. Und wir bekommen zusätzliche Anregungen. Eines ist aber auch klar: Je konkreter die Planungen werden, desto stärker werden die Konflikte werden. Das stellt hohe Anforderungen an die Qualität unserer Sachargumente.

Die Stadt hat erklärt, möglichst alle Flächen selbst ankaufen zu wollen. Verschluckt sich Heidelberg daran nicht?

Nein. Wir bewegen uns in der Tat in einer Größenordnung, in der die finanzielle Tragbarkeit unabdingbar gegeben sein muss. Deshalb sind die Themen Konversion und Finanzen in dem neuen Dezernat zusammen gefasst. Wir können die Belastungen schultern. Denn wir möchten die Flächen nicht lange in unserem Bestand halten. Im Idealfall unterzeichnen wir nach dem Kaufvertrag mit dem Bund gleich die Verträge zum Verkauf an die Interessenten. Deshalb führen wir die Verhandlungen zweigleisig: Wir sprechen mit der BImA über den Kaufpreis und kümmern uns gleichzeitig um geeignete Partner, die die Entwicklung nach unseren Vorgaben umsetzen.

Warum kaufen Sie die Flächen dann überhaupt an?

Weil wir als Eigentümer unsere Entwicklungsziele sicherer umsetzen können als wenn wir nur über das Planungsrecht der Baubehörden gehen. Nur diejenigen Gruppen können in dem Auswahlverfahren zum Zuge kommen, die sich auf die definierten Entwicklungsziele verpflichten.

Wir haben das große Glück, dass ein enormes Interesse an den Flächen besteht. Ein wichtiger Partner könnte das vom Oberbürgermeister initiierte Bündnis für Wohnen sein, die sich schon seit Jahrzehnten sehr verantwortungsvoll in der Stadt engagieren und sich mit großem Engagement den Konversionsflächen zuwenden.

Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe und es ist bestimmt kein Selbstläufer. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Jahrhundertchance der Konversion sehr gut nutzen.