
Patrick-Henry-Village
„Wissensstadt der Zukunft“
Das über 100 Hektar große Entwicklungsareal westlich der Autobahn 5 war bis zum Abzug der US-Armee im Jahr 2014 eine Wohnsiedlung für militärisches und ziviles Personal. Die Stadt Heidelberg möchte gemeinsam mit Partnern und der Internationalen Bauausstellung (IBA) das Patrick-Henry-Village (PHV) zur „Wissensstadt der Zukunft“ entwickeln. Grundlage für den weiteren Prozess bildet die eindrucksvolle Entwicklungsvision PHVision von KCAP Architects & Planners und der im Juni 2020 vom Gemeinderat beschlossene dynamische Masterplan für das Quartier.
Das PHV soll anhand des Masterplans zum zukunftsfähigen 16. Stadtteil weiterentwickelt werden und könnte demnach ein Modellort für den Einsatz digitaler Technologien, innovativer Mobilitätskonzepte sowie klimaneutraler Energieversorgung werden. Das Projekt erhielt im Februar 2021 mit einem Zuschuss von 3,5 Millionen Euro die höchste Fördersumme im Städtebau-Programm des Landes Baden-Württemberg.
Im März 2017 wurde die Entwicklungsvision erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, unter anderem in Form eines begehbaren Modells. In seiner Sitzung vom 18. Juni 2020 beschloss der Gemeinderat den dynamischen Masterplan von Stadt und IBA, der seit 2019 unter intensiver Beteiligung der Bürgerschaft entstanden ist. Rund 10.000 Menschen sollen hier wohnen und rund 5.000 ihren Arbeitsplatz haben.
Moderner Wohnraum
Rund 10.000 Menschen sollen auf dem Patrick-Henry-Village künftig wohnen. In einem ersten Schritt sollen bis 2023 auf einem Teil des Gebiets bezahlbare Wohnungen für rund 2.000 Menschen gebaut werden. Hierbei ist eine Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben angestrebt.
Im neuen Stadtteil sollen sich dann Neu- und Bestandsbauten mischen. Erhalten bleiben sollen zum Beispiel die ehemaligen Offiziersvillen im Norden des Areals sowie zahlreiche der charakteristischen Zeilenbauten im Zentrum. Bei den Neubauten wird auf unterschiedliche Gebäudeformen geachtet. Die Durchmischung des Stadtteils soll so auch optisch Ausdruck in einer vielfältigen Architektur finden. Es sollen Experimente angestoßen werden, die sich mit kostengünstigem, energieeffizientem und flächensparendem Bauen und Wohnen beschäftigen. Baugruppen, gemeinschaftliche Wohnformen und flexible Formen der Wohnraumnutzung sollen ebenfalls ihren Raum erhalten.
Auch das Ankunftszentrum für Geflüchtete, das seit 2015 auf PHV untergebracht ist, soll im neuen Stadtteil eine neue Heimat finden. Als Ort für den Neubaukomplex sind Grundstücke im nord-östlichen Bereich zwischen Autobahn 5 und „Parkway“ sowie westlich davon in mittiger Lage vorgesehen. Das Ankunftszentrum wird also zu beiden Seiten der künftigen Haupterschließungsachse liegen und damit mitten im Stadtteil.
Zukunftsstadt mit grünem Herz
Für PHV ist eine produktive Stadtlandschaft angedacht. Naturnahe Freiräume dienen nicht nur dem Naturschutz oder Spiel- und Freizeitnutzungen, sondern insbesondere auch produktiven Aspekten wie Nahrungsmittel- und Energieproduktion und der Wasserbewirtschaftung.
Wesentliche räumliche Komponenten des Freiraumkonzeptes sind das Grüne Herz, ein Band, das sich durch das Zentrum des Quartiers zieht. Im Mittelpunkt liegt ein Park mit See südlich des ehemaligen Offizierskasinos, der sich zur neuen Mitte des PHV hin öffnet.
Die Grünen Finger bilden ein diverses Freiraumnetz aus Gärten, naturnahen Flächen, Spiel- und Gemeinschaftsflächen und sind gleichzeitig die in Ost-West-Richtung notwendigen Frischluftschneisen sowie Biotop- und Wegevernetzung in die Landschaft. Ein Rand im Westen stellt den Übergang zur angrenzenden Agrarlandschaft dar. Das Gebiet beinhaltet Naherholung, private Gärten, Naturschutz sowie verschiedene Arten der Nahrungsmittelproduktion.
Modellprojekt der Energiewende
Das Energiekonzept des neuen Stadtteils will aus den Erfahrungen der Bahnstadt lernen und dem Kampf gegen den Klimawandel Rechnung tragen. Die benötigte Energie soll demnach so weit wie möglich innerhalb des Stadtteils in dezentralen Strukturen produziert werden – zum Beispiel über Sonnenkollektoren. Gleichzeitig soll der Energieverbrauch auf allen Ebenen so gering wie möglich gehalten werden.
Von der ersten Entwicklungsmaßnahme an erfolgt die Sicherung einer umweltfreundlichen Mobilität. Neben einer ambitionierten regionalen Einbindung von PHV in den Umweltverbund, liegt der Schwerpunkt innerhalb von PHV auf der Förderung des Mobilitätsverhaltens zu Fuß, mit dem Fahrrad und dem öffentlichen Personennahverkehr.
Zentrale Erschließungsachse im Stadtteil wird eine Ringstraße sein, die die verschiedenen Quartiere und Freiräume verbindet und eine Stadt der kurzen Wege schafft. Das Straßensystem wird stellplatzfrei geplant. Alle Grundstücke sind mit dem Auto erreichbar, geparkt wird jedoch in den separat erschlossenen Quartiersgaragen an den Eingängen des Stadtteils. Wie in den Quartiersgaragen soll auch auf Quartiersebene in einzelnen Mobilitätsstationen ein nachhaltiges Mobilitätsangebot wie Leihfahrräder, Lastenfahrräder, etc. bereitstehen.
Digitalisierung in PHV
Die Chancen der Digitalisierung sollen bei der Entwicklung von Anfang an mitgedacht werden. Dabei müssen natürlich vielschichtige Anforderungen im Hinblick auf den Datenschutz sowie die Datenselbstbestimmung berücksichtigt werden. Grundsätzlich geht es bei der Digitalisierung nicht nur um eine durchgehende Breitband-Versorgung des Areals. In PHV soll es künftig vielfältige Serviceangebote zu Themen wie Medien-/Energieversorgung, Mobilität/Quartiersgaragen und soziales Zusammenleben (Sharing) geben. Die Services sollen in einer gemeinsamen Betreiber-/Quartiersgesellschaft gebündelt und vor allem auf digitalen Wegen bereitgestellt werden. Hierzu soll es auch von Beginn an eine Anlaufstelle im Quartier geben.