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Was ist Sucht?
Sucht bezeichnet die Abhängigkeit von bestimmten Substanzen (z.B. Alkohol, Cannabis oder Medikamente) sowie von nicht mehr kontrollierbaren schädlichen Verhaltensweisen (z.B. Kaufsucht, Glückspielsucht oder Mediensucht). Unter Sucht versteht man das Verlangen, etwas immer wieder und ständig zu tun, obwohl dadurch (kurzfristig und/oder langfristig) negative Folgen entstehen. Hauptmerkmale einer Sucht sind Kontrollverlust (wie oft und wie viel und wann ich konsumiere), Toleranzentwicklung (man braucht eine immer größere Menge um einen bestimmten Zustand zu erreichen) und möglicherweise Entzugssymptome (Unangenehme Empfindungen, wenn der Konsum nicht möglich ist oder die Wirkung nachlässt, z.B. Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Nervosität).
Abhängig zu sein ist kein Charakterfehler, sondern eine behandlungsbedürftige Erkrankung. Dies wurde bereits 1968 vom Bundessozialgericht anerkannt.
Das Wort "Sucht" ist im alltäglichen Sprachgebrauch noch weit verbreitet. In der Fachwelt wird meistens von "riskantem/schädlichen Konsum" und "Abhängigkeitssyndrom" gesprochen und unterschieden.
Was ist riskanter Konsum?
Zunächst einmal: Einen Konsum von psychotropen Substanzen ohne Risiko gibt es nicht.
Jeder Schluck Alkohol kann bereits schädlich sein (Alkohol ist ein Zellgift). Jeder Zug von einer Zigarette oder einem Joint ebenfalls, usw.
Aufklärung dient dazu, dass Menschen, wenn sie sich dennoch für den Konsum entscheiden, einen möglichst risikoarmen Konsum zu haben.
Wer Mischkonsum betreibt oder sehr regelmäßig und/oder große Mengen konsumiert, erhöht das Risiko, dass es zu einer Eigen- oder Fremdgefährdung kommt. Riskanter Konsum kann bereits viele negative Auswirkungen haben, beispielsweise gesundheitliche Schädigungen oder psychosoziale Beeinträchtigungen. Wer trotz eindeutig negativer Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Konsum weiter konsumiert, ist besonders gefährdet eine Abhängigkeit zu entwickeln.
Jugendliche und junge Erwachsene haben ein besonders hohes Risiko, da ihr Gehirn und Körper sich in einem Umstellungsprozess befindet und sie besonders sensibel auf psychotrope Substanzen und Medien reagieren.
Auch ältere Menschen sollten auf ihre Konsummuster achten, da sie aufgrund ihres geringeren Wasseranteils im Körper sensibler auf Alkohol reagieren. Ebenfalls nimmt die Medikamenteneinnahme mit dem Alter zu, weshalb auch diesbezüglich Alkohol mit Vorsicht zu genießen ist.
Wieso werden Menschen süchtig?
Warum werden manche Menschen abhängig und andere nicht? Wie entsteht Sucht eigentlich?
Es gibt keine eindeutige Antwort auf diese Fragen. Das liegt vor allem daran, dass es immer verschiedene Ursachen gibt. Deshalb hat sich ein multikausales Erklärungsmodell durchgesetzt, das sogenannte Sucht-Trias. Es gibt drei verschiedene Bereiche: Der betroffene Mensch selbst, die Substanz oder das Verhalten und die Gesellschaft.
Jeder Mensch ist anders, sprich individuell. Auf Sucht bezogen heißt das, dass sowohl genetische als auch biologische Faktoren Einfluss darauf haben können, ob jemand stärker oder weniger stark gefährdet ist eine Sucht zu entwickeln. Aber auch welche Erfahrungen dieser Mensch in seinem Leben gemacht hat. Gibt es gute familiäre und soziale Strukturen, sprich ein tragendes soziales Netz? Hat er (irgendwann) ein Trauma erleben müssen? Welche Verhaltensmuster kennt dieser Mensch? Wie geht er mit Stress oder Belastungssituationen um? Es gibt sehr viele individuelle Faktoren, die eine Abhängigkeitserkrankung begünstigen können.
Um welche Substanz oder um welches Verhalten geht es? Wie wirkt diese/s? Wie häufig findet der Konsum statt? Welche Menge wird konsumiert? Je nach dem was wie oft und in welcher Menge ich tue, desto eher bin ich gefährdet davon abhängig zu werden. Es gibt Substanzen wie Nikotin oder Heroin, die sehr schnell abhängig machen können. Und es gibt Substanzen wie Alkohol oder Cannabis, die meistens erst nach einer längeren Zeit abhängig machen können.
Der dritte Bereich ist die Gesellschaft. Gesetze, gesellschaftliche Normen, die Kultur in der wir leben, aber auch die direkte Umgebung (wer sind unsere Freunde, welche Musik hören wir, wie sieht der Konsum im Verein aus?), haben Einfluss darauf, ob das Risiko von etwas abhängig zu werden größer oder kleiner ist. Um beim Beispiel Alkohol zu bleiben: Wenn ich in einer Umgebung lebe, in der regelmäßig Alkohol getrunken wird, dies akzeptiert und toleriert, vielleicht sogar gefördert wird, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ich damit ein Problem entwickle und dies auch längere Zeit gar nicht auffällt, als wenn ich in einer Umgebung lebe, in der es (fast) gar keinen Alkoholkonsum gibt.
Welche Abhängigkeitsformen gibt es?
Der Konsum von bestimmten Substanzen oder bestimmte Verhaltensweisen kann abhängig machen.
Es gibt so genannte stoffgebundene Süchte, z.B. Alkohol-, Nikotin- und Medikamentenabhängigkeit, um die drei in Deutschland am meisten verbreitete Süchte zu nennen. Man kann aber auch von vielen anderen Substanzen, wie beispielsweise Cannabis, Heroin, Kokain abhängig werden.
Neben den stoffgebundenen Süchten gibt es auch stoffungebundene Abhängigkeiten wie Spielsucht, Kaufsucht oder Medienabhängigkeit.
Bin ich süchtig?
Sollten Sie sich fragen, ob Ihr Konsum noch risikoarm ist oder Sie bereits riskant konsumieren oder bereits abhängig sind, dann zögern Sie nicht lange und nehmen Kontakt zu einer Beratungsstelle auf. Ein Gespräch ist unverbindlich und kostenlos möglich. Je früher man sich mit diesem Thema auseinandersetzt, desto höher die Wahrscheinlichkeit einen gesunden Umgang damit zu finden. Aber auch wer über viele Jahre oder gar Jahrzehnte abhängig ist, kann (wenn auch meist nur mit professioneller Unterstützung) einen Weg aus der Sucht finden.
Es gibt verschiedene Selbsttests, um ihrem Gefühl nachzugehen. Zum Thema Alkohol können Sie sich beispielsweise auf der Internetseite "Kenn dein Limit" informieren. Eine Übersicht zu anderen Selbsttests finden Sie beispielsweise auf suchtmittel.de.
Und was ist eigentlich so schlimm daran süchtig zu sein?
Ein andauernder riskanter Konsum oder eine Abhängigkeit hat immer auch soziale und gesundheitliche negative Auswirkungen. Jedes Jahr sterben sehr viele Menschen an den Folgen ihrer Suchterkrankung. Entweder in direkter Folge aufgrund einer Überdosis oder Erkrankungen, die durch die Sucht ausgelöst wurden (z.B. Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs) oder indirekt, z.B. bei Unfällen. Außerdem hat eine Sucht immer auch Auswirkungen auf das Umfeld. Mitmenschen, besonders Kinder, haben ein erhöhtes Risiko selbst an einer psychischen Störung zu erkranken.
Die meisten Menschen brauchen Hilfe, wenn sie wieder ohne Sucht leben wollen. Zögern Sie nicht und nehmen Kontakt zu einer Suchtberatungsstelle oder der Selbsthilfe auf. Diese können Sie unterstützen einen passenden Weg aus der Sucht zu finden und begleiten Sie diesen zu gehen.
Weiterführende Links
Wer sich noch mehr mit dem Thema Konsum und Sucht auseinandersetzen möchte, findet auf den folgenden Seiten vertiefende Informationen:
- KI-basierter Chatbot: SuchtGPT.
- Die Landesstelle für Suchtfragen ist die fachliche Koordinierungsstelle für die Verbände der Liga der freien Wohlfahrtsverbände in Baden-Württemberg, die in der Suchthilfe, der Suchtprävention und der Suchtselbsthilfe tätig sind.
- Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen ist die zentrale Dachorganisation der deutschen Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe. Auf der Homepage finden sich viele umfassende Informationen und Angebote rund um das Thema Sucht.
- Der Fachverband Glücksspielsucht e.V. ist ein bundesweit tätiger Verband, um rund um den Bereich Glücksspielsucht zu informieren und vernetzen.
- Über die Seite des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg finden Sie landesspezifische Informationen zu Sucht und Suchtprävention.
- Umfassende Informationen und weiterführende Angebote zur Suchtprävention: Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit (BIÖG), ehemals BzgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung).
- Der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik "akzept e.V." informiert rund um seine Aktivitäten.
- DigiSucht bietet kostenlos und anonym Online-Beratung für Betroffene und Angehörige.
- Hilfen im Netz bietet Informationen und Online-Beratung bei suchtkranken und psychisch kranken Eltern.
- NACOA Deutschland e.V. ist eine Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien.
- Alles Wissenswertes zum Thema Alkohol inkl. Selbsttest bietet "Kenn dein Limit" auf ihrer Homepage.
- Die Landesarbeitsgemeinschaft Beauftragter für Suchtprävention und Kommunaler Suchtbeauftragter (LAG BfS/KSB) informiert über regionale Angebote im Bereich Suchtprävention.
