Kinderbetreuung: Heidelberg hält hohe Versorgungsquote
Aber große Herausforderungen durch Fachkräftemangel und dynamische Entwicklungen
Heidelberg kann im kommenden Kindergartenjahr 2025/2026 trotz finanziell kritischer Haushaltslage die hohe Versorgungsquote in der Kinderbetreuung halten. Das zeigt auch die aktuelle Bedarfsplanung, die das Kinder- und Jugendamt der Stadt Heidelberg am 3. Juni 2025 im Jugendhilfeausschuss vorstellen wird.
Die Stadt profitiert dabei vor allem vom kontinuierlichen Ausbau der Betreuungsplätze in den vergangenen Jahren. In der Berechnung wirken sich aber auch sinkende Kinderzahlen aus. Demnach liegt im kommenden Kindergartenjahr die voraussichtliche Versorgungsquote – also die Quote der geplanten Plätze im Verhältnis zur Zahl der Kinder – bei den „Krippenkindern“ von 1 bis unter 3 Jahren erstmals mit 105 Prozent über der 100-Prozent-Marke. Bei den „Kindergartenkindern“ ab 3 Jahren bis Schuleintritt klettert sie von 110 auf 115 Prozent. Derzeit werden rund 6.000 Kinder von Geburt bis zum Schuleintritt in Heidelberg betreut.
„Verglichen mit anderen Kommunen bewegen sich die Platzzahlen und die Qualität der Kinderbetreuung in Heidelberg weiter auf sehr hohem Niveau. Allerdings müssen wir auch realistisch sehen, dass es derzeit nicht ausreichend Fachkräfte gibt, um alle verfügbaren Plätze anbieten zu können. Wir stehen vor zwei großen Aufgaben: Gemeinsam mit den Trägern weitere Fachkräfte für die Kinderbetreuung zu gewinnen und beim Ausbau der Plätze nicht nachzulassen – denn Heidelberg bleibt eine wachsende Stadt mit hoher Attraktivität für Familien“, sagt Stefanie Jansen, Bürgermeisterin für Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit der Stadt Heidelberg.
Herausforderung: Fachkräftemangel
Die Bedarfsplanung 2025/2026 sieht vor, dass im Krippenbereich wegen sinkender Geburtenzahlen 41 Plätze abgebaut, im Kindergartenbereich 51 zusätzliche Plätze geschaffen werden sollen. Insgesamt gibt es dann 1.903 Krippen-Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren (inklusive Kindertagespflege stadtweit insgesamt 2.431) und 5.331 Betreuungsplätze für Kinder über drei Jahren bis zum Schuleintritt. Der zahlenmäßig gute Bestand an Betreuungsplätzen wird in einigen Einrichtungen allerdings durch den Mangel an verfügbaren Fachkräften relativiert. Weitere Kitas sollen vorerst nicht neu gebaut werden, bereits geplante Bauprojekte privater Investoren werden aber ausgeführt.
Trotz Geburtenknick langfristig wachsende Kinderzahlen
Eine kurzfristige Entlastung des Systems ergibt sich durch sinkende Kinderzahlen – ein demografischer Trend, der für ganz Deutschland gilt. Wegen der seit 2022 sinkenden Geburtenzahlen werden in Heidelberg in einigen Einrichtungen Krippenplätze für Kinder unter 3 Jahren in Kindergartenplätze für Kinder über 3 Jahre umgewandelt, weil es hier einen höheren Bedarf gibt.
Längerfristig wird in Heidelberg bis 2035 wegen der Entwicklung der Konversionsflächen und Zuzügen von Familien mit wachsenden Kinderzahlen gerechnet, insbesondere in den Stadtteilen Bahnstadt, Kirchheim, Rohrbach und Südstadt. Außerdem ist erstmals seit längerer Zeit im Zeitraum zwischen Dezember 2024 und März 2025 ein leichter Anstieg der Kinderzahlen zu verzeichnen gewesen, der auf eine zunehmende Dynamik hindeuten könnte.
Aktuelle Dynamik im System der Kindertagesbetreuung
Aktuellen Entwicklungen bei freien und privat-gewerblichen Trägern und dem allgemeinen Fachkräftemangel ist es geschuldet, dass in letzter Konsequenz auch in Heidelberg mit Schließungen von Einrichtungen gerechnet werden muss, zudem werden bestehende Kitas teils in sanierungsbedürftigen Altbauten betrieben, bei denen fraglich ist, ob ein Weiterbetrieb langfristig möglich ist. Die frühere Schließung der evangelischen Kita im Kapellenweg (Neuenheim) sowie der Rückzug der Kita „Dreikäsehoch“ (Altstadt) im vergangenen Jahr belegen die Dynamik im System der Kindertagesbetreuung. Diese Veränderungen müssen in der Bedarfsplanung laufend berücksichtigt werden. Auch für die kommenden Jahre sind bereits Veränderungen absehbar: Die Kita „Studierendenwerk 159“ (Neuenheim) wird nach derzeitiger Planung das Kindergartenangebot schrittweise reduzieren und zum 31. August 2026 vollständig schließen. Auf solche Dynamiken hat man in Heidelberg deshalb auch im aktuellen Kindergartenjahr mit dem Ausbau neuer Plätze reagieren müssen. Einige Einrichtungen wurden im Kindergartenjahr 2024/2025 neu eröffnet: hulii in Rohrbach, die Rohrbacher Kinderstube, die Champini Sport- & Bewegungskita in Kirchheim, der Kinderladen Heuhüpfer in Kirchheim und die städtische Kita Schwetzinger Straße in Kirchheim.
Spitzenreiter bei Versorgung, aber Unterschiede in den Stadtteilen
Erst kürzlich hat eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW, 2025) gezeigt, dass der Zugang zu frühkindlicher Bildung stark von der sozioökonomischen Struktur der Stadtteile abhängt. Heidelberg wurde in der Studie wegen seiner besonders guten Versorgung als Spitzenreiter im Städtevergleich genannt. Und dennoch schwanken auch hier die Versorgungsquoten je nach Stadtteil deutlich: Im Krippenbereich von 32 Prozent auf dem Boxberg bis 224 Prozent in Bergheim. Im Kindergartenbereich von 65 Prozent auf dem Boxberg bis 180 Prozent in der Altstadt. Allerdings werden Kinder vor allem im Kleinkindbereich nicht immer zwangsläufig in dem Stadtteil betreut, in dem die Eltern wohnen, sondern oft auch in der Nähe des Arbeitsplatzes. Im Kindergartenalter gewinnen andere Aspekte an Bedeutung. So ist es für die Kinder wichtig Wege im eigenen Stadtteil kennenzulernen. Auch der zukünftige Schulbezirk wird relevanter – Kinder sollen im Idealfall gemeinsam mit Gleichaltrigen aus der Kita in die Grundschule wechseln können.
Millioneninvestitionen für die Betreuung
Für die Kinderbetreuung investiert die Stadt 2025 114,2 Millionen Euro. Dem stehen 54,4 Millionen Euro Einnahmen gegenüber. In Heidelberg bieten 47 Träger in 136 Kindertageseinrichtungen sowie über 130 Kindertagespflegepersonen Betreuungsplätze für rund 6.000 Kinder von der Geburt bis zum Schuleintritt an. Zur Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt es in Heidelberg trägerübergreifend für fast 70 Prozent der Krippenplätze und für rund 65 Prozent der Kindergartenplätze eine Betreuungszeit von mehr als 45 Stunden pro Woche. So wird beispielsweise Eltern, die Vollzeit arbeiten, ein Puffer für Hol- und
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