Liebe Nutzerin, lieber Nutzer,
Für den Besuch/die Nutzung des Archivs bitten wir Sie um Ihre Anmeldung: per Online-Benutzerantrag.oder per Email an stadtarchiv@heidelberg.de.
Sie finden den Benutzerantrag - ebenso wie die Anträge für eine Auskunft aus den Personenstandsregistern, für die Anfertigung von Kopien und Reproduktionen und für die Einsicht in Statikunterlagen - unter www.stadtarchiv.heidelberg.de/archivbenutzung. Alternativ erreichen Sie uns telefonisch unter 06221-58-19800.
Wir empfehlen Ihnen das Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes (OP-Maske oder höherwertig) innerhalb des Gebäudes.
Heidelberg geht einen weiteren Schritt auf dem Weg zum digitalen Stadtarchiv
Einen weiteren Schritt hin zum digitalen Stadtarchiv hat das Digitalförderprogramm „WissensWandel, Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von Neustart Kultur“ ermöglicht. Mit Mitteln der Bundeskulturbeauftragten und unterstützt vom Deutschen Bibliotheksverband (dbv) konnten nach einer ersten Förderung 2021erneut 2022 umfangreiche Aktenbestände digitalisiert werden.
Diese Digitalisierungsstrategie des Stadtarchivs sichert zum einen wichtige Teilbestände dauerhaft in digitaler Form: Die Digitalisate werden im „Digitalen Magazin“ DIMAG, eine Entwicklung des Landesarchivs Baden-Württemberg, gespeichert. Dank dezentraler Speicherung und regelmäßiger Migration in neue Dateiformate bleibt das historische Gedächtnis der Stadt Heidelberg intakt und aktiv. Aktiv werden können auch die Nutzerinnen und Nutzer des Heidelberger Archivguts: Anders als bisher können sie es bald rund um die Uhr weltweit einsehen (Online-Zugang vorausgesetzt). Auf den Portalen „Deutsche digitale Bibliothek“, dem „Archivportal Deutschland“ und nicht zuletzt auf der Website des Stadtarchivs selbst entsteht ein virtueller Lesesaal. Dessen Bandbreite reicht von „A“ wie „Armenfürsorge“ bis „Z“ wie „Zuwanderung“. Der Zugang zu den digitalisierten Dokumenten wird im nun schrittweise für die Öffentlichkeit freigeschaltet.
Dabei war die Auswahl der Akten – mit insgesamt mehr als 700.000 Seiten – eine besondere Herausforderung. Unter dem Projekttitel „Die Sozialstadt: Wie kam es zur Stadt von heute?“ finden sich Unterlagen, die Antworten geben auf Fragen wie: „Was förderte oder erschwerte das Zusammenleben städtischer Mehrheiten und Minderheiten wie Juden, Sinti und Roma und Migranten?“. Nutzerinnen und Nutzern bietet sich abhängig vom Endgerät dank Zoom-Funktion eine verbesserte Lesbarkeit; dank OCR-Erschließung und möglicher Vorlesefunktion weitgehend ohne störende Barrieren.

Auf den Spuren der Stadtgeschichte: Geführte Rundgänge in der „MeinHD“-App verfügbar
Auftakt mit den Themen „68er-Bewegung“ und „US-Amerikaner in Heidelberg“
Wer in Heidelberg nach Orten mit historischer Bedeutung sucht, braucht nicht weit zu gehen. Im Gegenteil: Die schiere Fülle verleitet eher dazu, an dem ein oder anderen Schauplatz ungeachtet vorbeizulaufen. Einen bewussten Blick auf diese Punkte ermöglicht eine neue Funktion der „MeinHeidelberg“-App. In zunächst zwei kulturhistorischen Stadttouren können Nutzerinnen und Nutzer – geführt durch die App – in die jüngere Stadtgeschichte eintauchen. Die beiden Touren unter den Titeln „Heidelberg und die 68er“ und „US-Amerikaner in Heidelberg“ sind in einem gemeinsamen Projekt des Historischen Seminars der Universität Heidelberg, des Universitätsarchivs sowie des Stadtarchivs und dem Amt für Digitales und Informationsverarbeitung der Stadt Heidelberg entstanden und in der „MeinHeidelberg“-App ab sofort unter der Rubrik „Erleben“ zu finden.

Die Stadtführungen folgen einer festgelegten Route, die in der App auf einer Übersichtskarte angezeigt wird. Hat man eine der beiden verfügbaren Touren ausgewählt, zeigt die App an den einzelnen Stationen einen Infotext sowie ergänzende Bilder. Die Texte sind außerdem voll vertont und können alternativ über das Smartphone abgespielt werden. Wer statt der ganzen Führung gezielt einzelne Stationen ansteuern möchte, kann das ebenfalls tun: Per GPS erkennt die „MeinHeidelberg“-App, wo sich die Nutzerinnen und Nutzer befinden, und zeigt den passenden Text zur aktuellen Station an.
„Die ‚MeinHeidelberg‘-App ist so etwas wie die Stadtverwaltung zum Mitnehmen. Sie bündelt umfassende Informationen zu Angeboten und Dienstleistungen, Zugang zu nützlichen Datenquellen wie dem Klimakompass oder Themenkarten, etwa zu Spielplätzen oder öffentlichen Toiletten. Dass die App auch zum Reisebegleiter werden kann, zeigt, wie viel Potential noch in der App steckt“, erklärt Dr. Philipp Lechleiter, Abteilungsleiter Digitale Stadt beim Amt für Digitales und Informationsverarbeitung. Projektentwickler Sebastian Bernhard ergänzt: „Die ersten beiden Themenführungen sind sicher vor allem für Heidelbergerinnen und Heidelberger interessant, die zur ein oder anderen Station vielleicht sogar einen persönlichen Bezug haben. Aber die Möglichkeiten sind groß und unser Ideenspeicher schon mit einigen Optionen für abwechslungsreiche weitere Touren gefüllt.“
Vor 50 Jahren: Heidelberg als Austragungsort der "XXI. Weltspiele der Gelähmten", Vorläufer der Paralympics
Vor 50 Jahren fanden die XXI. Weltspiele der Gelähmten, die "International Stoke Mandeville Games", in Heidelberg statt. Die Spiele, die heute als „Paralympics“ bekannt sind, wurden im Jahr 1972 am Institut für Sport und Sportwissenschaft (ISSW) der Universität Heidelberg und dem Olympiastützpunkt Rhein-Neckar (damals: Bundesleistungszentrum) durchgeführt. Rund 1.000 Athleten und Athletinnen aus 41 verschiedenen Ländern traten vom 1. bis 10. August 1972 in verschiedenen Disziplinen an.
Dies war der Anlass für eine von Studierenden organisierten Festveranstaltung im Institut für Sportwissenschaften. Mit einem Vortrag blickte Daniel Westermann, Autor des in der Schriftenreihe des Stadtarchivs erschienenen Diplomarbeit über die Spiele 1972. Danach warf Nadja Verhoeven, Lehrbeauftragte am ISSW einen Blick auf die aktuellen Herausforderungen des Sports von Menschen mit Handicap.
Noch bis Jahresende kann im ISSW dank der Unterstützung durch das Stadtarchiv eine Ausstellung mit Fotos und Zeitungsausschnitten zu den Heidelberger Spielen von 1972 in Augenschein genommen werden.
Heidelberger Hip-Hop auf dem Weg zum Immateriellen Kulturerbe
Landesjury bewertet Antrag des Stadtarchivs positiv und leitet ihn an Kultusministerkonferenz weiter
Ein erster Schritt im Verfahren zur Aufnahme des Heidelberger Hip-Hop in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO ist geschafft: Die dreiköpfige Landesjury hat entschieden, dass der Heidelberger Hip-Hop die nötigen Bedingungen erfüllt und den Antrag zusammen mit drei weiteren Kandidaten aus Baden-Württemberg an die Kultusministerkonferenz weitergeleitet. Das geht aus einem Schreiben des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg an das Stadtarchiv Heidelberg hervor. Das Team des Stadtarchivs hatte den Antrag zusammen mit Bryan Vit (Doktorand an der Universität Heidelberg und wissenschaftlicher Berater im Projekt Hip-Hop Archiv) und den beiden Gutachtern Prof. Dr. Henry Keazor (Lehrstuhlinhaber am Institut für Europäische Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg) und Joshua Modler (SWR-Musikredakteur) ausgearbeitet.
Im Stadtarchiv – seit 2019 auch Sitz des „Heidelberger Hip-Hop-Archivs“ – freut man sich über die positive Entscheidung, genauso wie Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson, der den Antrag effektiv unterstützt hat: „Heidelberg ist die Wiege des deutschsprachigen Hip-Hops. Von hier aus wurde die Hip-Hop-Kultur in ganz Deutschland nachhaltig geprägt. Ich freue mich sehr, dass die Landesjury den Einfluss Heidelbergs auf die deutsche Hip-Hop-Kultur bestätigt. Unsere Bewerbung hat es nun – ausgewählt aus einer zweistelligen Anzahl von Mitbewerbungen – als eine von vieren aus Baden-Württemberg in den Auswahlpool des nationalen Kulturerbes geschafft und damit ein wichtiges Zwischenziel erreicht.“
Im nächsten Schritt wird das Expertenkomitee für das Immaterielle Kulturerbe bei der Deutschen UNESCO-Kommission e. V. (DUK) die Anträge begutachten und ihre Empfehlungen aussprechen, die abschließend von der Kultusministerkonferenz bestätig werden. Eine Entscheidung wird frühestens im Herbst 2022 erwartet.
Neues aus dem Heidelberger Hip-Hop-Archiv: ein Kunstdruck-Porträt des Deutschrap-Pioniers Torch
Dank der Großzügigkeit von Lion Oeding, Hip-Hop-Fan aus Stuttgart, kann sich das Archiv über ein großformatiges Porträt von Frederik Hahn – bekannt als „Torch“ freuen. Nicht auf Leinwand, sondern auf Metall gebannt hat ihn der bekannte Stuttgarter Grafikdesigner und Fotograf Kai Effinger. Das Material des Kunstwerks ist besonders; die Technik außergewöhnlich: Dunkler Hintergrund. Nur zwei Computerbildschirme dienen als Lichtquelle. Diese verleihen der abgelichteten Person den eigentümlichen Reiz eines Nachtporträts. Mehr als 500 bekannte wie weniger bekannte Menschen hat der Künstler derart porträtiert. Torch ist einer davon.
Stichwort „Quelle“: Effinger wünscht sich natürlich, dass für dieses und andere Porträts Geld sprudelt. Allerdings nicht für ihn selbst, sondern für sein Projekt „Licht An – Blattkunst supports Viva con Agua“. Mit ihm will er auf die Trinkwasserknappheit in Afrika aufmerksam machen.
Der Leihgeber Lion Oeding hat jetzt gleich doppelt Gutes bewirkt. Indem er dieses Porträt ersteigerte, unterstützt er den Kampf für sauberes Wasser in Afrika. Mit Weitergabe dieses Unikats an das Heidelberger Stadtarchiv bereichert er dessen einzigartiges Hip-Hop-Archiv und macht er das Kunstwerk zudem der Allgemeinheit zugänglich!
Digitale Weiterentwicklung des Stadtarchivs dank Förderung durch Digitalprogramm WissensWandel
Das Stadtarchiv Heidelberg geht einen weiteren Schritt hin zum digitalen Archiv. Über einen Zeitraum von vier Monaten wurden über 60.000 Seiten historischer Aktenbestände digitalisiert und von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Archivs geprüft. Sie werden nun in das Datenbanksystem „FAUST“ eingepflegt, wo sie den Nutzerinnen und Nutzern des Archivs schrittweise zugänglich gemacht werden sollen. Durch den digitalen Zugang zu den Akten wird die Recherche deutlich vereinfacht.
Möglich wurde das durch einen Zuschuss von rund 10.000 Euro aus dem Förderprogramm „WissensWandel. Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von Neustart Kultur“. Mit diesem Programm unterstützt der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) Bibliotheken und Archive bei ihrer digitalen Weiterentwicklung. Das Programm ist Teil des Rettungs- und Zukunftsprogramms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Es soll einen Beitrag dazu leisten, die Folgen der Corona-Pandemie für Bibliotheken und Archive zu mildern.
Bei den Akten aus dem 18. und 19. Jahrhundert handelt es sich um historische Quellen mit einem hohen Informationsgehalt: Von „A“ wie „Armenwesen“ oder „Auswanderung“, bis „S“ wie „Schulen“, „U“ wie Universität bis zu „Z“ wie „Zuzug“ bietet dieser nun digital vorliegende Bestand eine hervorragende Basis für die historische Forschung. Die Aussagekraft geht dabei deutlich über die lokale Ebene hinaus: Auch regionale und überregionale Ereignisse und Entwicklungen finden hier ihren Niederschlag – beispielsweise die Bekämpfung der Kuhpocken, bei der schon vor 200 Jahren Impfbescheinigungen ausgestellt wurden.
Szenische Lesung "Das Heidenloch"
...in der Reihe „One Hit Wonder“
17. Dezember 2021. Gut 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung der fantastisch-mythologischen Romanvorlage. Der aufgrund des Publikumsinteresses zwischenzeitig eine E-Book-Version und gemeinsam mit dem SWR ein atmosphärisch intensives „Pfälzisches Schauer(hör)spiel“ folgten. Und im Jahr 2021 der atemberaubende Thrill einer „Heidelberg Graphic Novel“. Es ist 20:00 Uhr, als sich auf der Bühne des Zwinger 1 die Nebelschwaden verziehen, und im schummrigen Lichte der Schreibtischlampen drei Akteure, an karg bestückten Schreibtischen sitzend, aus der Dunkelheit auftauchen
Was im schlichten Bühnendeutsch als „szenische Lesung“ angekündigt ist, nimmt rasch wie beklemmend das Publikum gefangen. Die drei Akteure machen die Romanvorlage blitzartig lebendig. Sie schlüpfen in unterschiedliche Rollen. Mal in die der Verfasser von Schreckensberichten und Sitzungsprotokollen des Krisenstabs, mal in jene der um Beistand und Aufklärung bemühten wissenschaftlichen Experten. Sie tun dies abwechselnd. Sie geben dem Schrecken der Zeitgenossen im Jahr 1907 Körper und Stimme. Mit gekonnt expressiver Gestik und Mimik.
Die machen ihren Job so gut oder vielleicht doch zu fulminant, zu stimmungsgeladen, dass daraus wiederholt ein szenischer Disput mit den drei im Vordergrund sitzenden Akteuren erwächst. Damit gewinnt das Zusammenspiel auf der Bühne zusätzlich komödiantische Anmutung. Dies alles vor flächig eingeblendeten, technisch verfremdeten Fotos der Originalschauplätze. Diese changieren unregelmäßig, aber doch bedrückend spürbar vom nüchternen und doch schreckensbleichen Schwarzweiß ins aufwühlend Blutrot.
Die Story setzen wir im Publikum einmal als bekannt voraus. Die Szenische Lesung folgt dem weitgehend treu. Aber auch „Neigeplackte“ erfahren und fühlen binnen nur weniger Minuten, was hier Grausiges abgeht. Der sprachliche Ausdruck wechselt vom papiernen Amtsdeutsch der vorgetragenen Augenzeugen- und Kommissionsberichte bisweilen ins mundartliche Idiom. Das schafft entwaffnende Bodenständigkeit und Glaubwürdigkeit, ja Authentizität – und sorgt zudem kraft des Engagements der drei Akteure für eine gelungene Brise Witz. Aber stets nur so viel, dass es der Ernsthaftigkeit des dargestellten Horrors – auch der eigenen Fantasie – keinen Abbruch tut!Der Geräuschemeister des Theaters war offenbar gerade wegen virtueller Weihnachtsfeiern unabkömmlich. Aber wozu auch? Ein dramaturgisch gelungener Kniff: Lasst unsere drei Akteure die Rassel drehen, mit Raspeln und Reiben und mit was auch immer stimmige Töne zu entlocken sind agieren und ins umgedrehte Megaphon schreien ‚Ich bin jetzt ganz unten‘ (im Heidenloch). Da zeigen unsere drei Akteure im Vordergrund, was sie alles ‚draufhaben'.
Das verleiht zusätzlich komödiantischen Witz, vielleicht gar eine Brise Esprit eines blitzsauberen Happenings. Gleichwohl bleibt das Grauen bis in die hintersten Sitzreihen nach wie vor präsent! Allein der Intendant freut sich über potentielle Einsparoptionen bei der Technik ohne Einbuße an expressiv-kreativem Schauspieltalent – beim nächsten Mal gibt der Chefdramaturg persönlich die Stehlampe, wenn er seine Künstler und die eine Künstlerin virtuos ins Scheinwerferlicht setzt. – Nein, es soll hier nicht despektierlich wirken! Aber gerade durch den minimalistischen Inszenierungsansatz fordert er allen Akteuren alles ab, was Theater attraktiv und lohnend macht. Und das, was hier präsentiert wird, ist keinesfalls Variante des soundsovielten Aufgusses und damit der ‚Drops gelutscht‘. Nein die ‚szenische Lesung‘ ist eine eigenständige Theaterperformance, die sich würdig wie kreativ neben der Buchvorlage, dem Hörspielarrangement und der Graphic Novel zu behaupten weiß. – Keine Frage, die Horror-Performance gehört ins feste Theaterrepertoire, auf die Bühne und nicht ins Archivmagazin – auch wenn der Stoff aus dem Archiv kommt …
Historische Dokumente übergeben
Aktenbestand aus der Gründungszeit der Heidelberger Straßen- und Bergbahn geht an das Stadtarchiv
Am 11. Oktober hat die Heidelberger Straßen- und Bergbahn GmbH (HSB), eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Heidelberg, einen wichtigen Aktenbestand aus der Gründungszeit der HSB, dem Bau einer Pferdebahn sowie der Elektrifizierung der Straßenbahn, an das Stadtarchiv übergeben. Die Dokumente werden dort verzeichnet und archivgerecht verpackt. Sie stehen Interessierten ab Anfang 2022 zur historischen Forschung zur Verfügung.
Im Archiv der Stadtwerke Heidelberg lagerten noch wahre Schätze – unter anderem ein umfangreiches Repertoire an Dokumenten aus dem 19. Jahrhundert zur Entstehungsgeschichte der HSB. „Wir freuen uns, dass unsere über 100 Jahre alten Dokumente jetzt von den Profis sorgsam verzeichnet und archiviert werden. Das darin enthaltene Wissen soll damit dauerhaft erhalten werden“, sagt Michael Jäger, Geschäftsführer der Heidelberger Straßen- und Bergbahn. Im Stadtarchiv nimmt man diesen Aktenbestand gerne entgegen. „Für uns und für alle Interessenten an Technik- und Regionalentwicklung ist es ein großes Glück, dass ein weiterer interessanter Bestand zur Geschichte der Stadt nun für die Recherche zur Verfügung steht“, so Diana Weber vom Stadtarchiv. Die Unterlagen bieten einen besonderen Mehrwert für zukünftige Forschungsarbeiten. „Dieser Bestand ermöglicht der historischen Forschung, vertiefte Antworten auf Fragen zur Mobilitätsgeschichte Heidelbergs zu geben. Dabei ist besonders bemerkenswert, wie richtungsweisend Entscheidungen der Verkehrswende gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts waren“, sagt Dr. Michael Braun. Klaus Harthausen, Gruppenleiter ÖPNV der HSB, hat die Dokumente zur Vorbereitung gesichtet und inhaltlich aufbereitet. „Besonders interessant finde ich, wie damals diskutiert wurde, ob es eine Elektrifizierung mit Akkutriebwagen oder in Form von einer Oberleitung geben sollte. Dieses Ringen um eine zukunftsfeste technische Lösung ist ja auch jetzt wieder aktuell“, sagt Harthausen.
Es begann mit einer Pferdebahn
Der Anstoß für einen Öffentlichen Verkehr kam aus Lothringen: Der „Zivilingenieur“ Charles le Féral aus Longeville bei Metz hatte bereits in Brüssel eine Pferdebahn aufgebaut und trug sein Konzept nach Mannheim und Heidelberg. Diese gemeinsame Verbindung in der Rhein-Neckar-Region hält bis heute mit der gemeinsamen Gesellschaft rnv an. In Heidelberg fand de Féral einen lokalen Partner in dem Dossenheimer Bau- und Steinbruchunternehmer Johann Leferenz, der auch erster Geschäftsführer der HSB wurde. Nachdem das badische Ministerium des Inneren 1883 die Betriebskonzession erteilt hatte und 1885 die "Heidelberger Straßen- und Bergbahngesellschaft, Leferenz & Co." gegründet worden war, konnten Heidelberger die Vorzüge einer „Pferdebahn“ genießen. Die Schriftwechsel mit dem Stadtrat beginnen im Aktenbestand 1878 und sind damit die ältesten Dokumente, die jetzt an das Stadtarchiv übergeben wurden.
Um die Jahrhundertwende sollte die Straßenbahn dann elektrisch werden. Rat holte sich die HSB dafür in Frankfurt und Basel. Nach verschiedenen Überlegungen entschied man sich für das zukunftsweisende Konzept mit einer Oberleitung, das bis heute den elektrischen ÖPNV-Betrieb in Heidelberg prägt. Dies ist für Michael Jäger sehr bemerkenswert: „Seit 120 Jahren betreiben wir in Heidelberg bereits einen elektrischen ÖPNV.“ Zum weiteren Bestand gehören neben diversen Verträgen auch verschiedene Dokumente, die Einblicke in den damaligen Arbeitsalltag geben. Dazu zählen zum Beispiel Lohnlisten über die Pflasterarbeiten für die Pferderbahn, Nachweise über beförderte Personen und Einnahmen zwischen 1894 und 1897, Kostenberechnungen über den Bau sowie Schriftwechsel zwischen dem damaligen Bezirksamt und dem „Stadtrath“ zum Betrieb der Pferdebahn.
Die Heidelberger Bergbahn
Bereits bei ihrer Gründung hatte die HSB nicht nur die Mobilität innerhalb der Stadt im Blick, auch auf den Königstuhl sollte schon 1890 eine Bergbahn fahren; zuerst nur über das Schloss bis zur Molkenkur, 1907 dann bis knapp unter den Gipfel in 550 Metern Höhe. Die technischen Überlegungen einer kombinierten Zahnrad- und Drahtseilbahn wurden nicht umgesetzt. Man entschied sich für eine Standseilbahn. Die Begeisterung über ein derartiges technisches Meisterwerk – die Heidelberger Bergbahn ist heute als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung im Denkmalbuch des Landes eingetragen – machte auch vor dem der Altstadt gegenüberliegenden Heiligenberg nicht halt. Ab 1909 wurde eine Bahn auch auf diesen touristisch interessanten Punkt geplant, die jedoch wegen Einsprüchen der Anwohner nicht realisiert wurde. Die Planungen und technischen Überlegungen für dieses Projekt sind in den historischen Akten der HSB gut nachvollziehbar und waren eine der interessanten Überraschungen in dem über 100Jahre alten Aktenbestand.
Wenn Sie wissen wollen...
...was es Neues in den Archiven gibt, schauen Sie doch einmal auf unsere Seite Querbeet. Dort stellen wir Ihnen die Schweizer Band SOUNDKITCHEN vor. Was diese Band mit einem Archiv/Archivar zu tun hat? Schauen Sie selbst.
Und ganz aktuell: Sie ist da! Die Graphic Novel "Das Heidenloch"... SWR, Mannheimer Morgen, Rhein-Neckar-Zeitung und das Stadtblatt haben sich bereits ein Bild gemacht:
Das Heidenloch SWR vom 22.07.2021
Das Heidenloch MaMo vom 02.08.2021 (339,9 KB)
Das Heidenloch RNZ vom 05.08.2021 (355,5 KB)
Das Heidenloch Stadtblatt vom 04.08.2021 (256,9 KB)
Der Coronamasken-Wettbewerb des Stadtarchivs
Zum historischen Gedächtnis der Stadt werden nach der Krise auch die Masken gehören, mit denen wir das Virus nun seit fast eineinhalb Jahren eindämmen: Beim Einkaufen, beim Bus- und Bahnfahren, in öffentlichen Einrichtungen usw. Dass in der Anfangszeit der Maskenpflicht die 08/15-Maske vielerorts vergriffen war, beflügelte die Kreativität: Unterschiedlichste Materialien erwiesen sich als geeignet und keine Farbe war/ist zu bunt! Mittlerweile sind wir ja allerdings im medizinischen "Einheitslook".
Das Stadtarchiv hat die modischsten, medizinisch wirksamsten, nachhaltigsten (bzw. biologisch am Einfachsten abbaubar) und skurrilsten Masken gesammelt und von einer Jury bewerten und prämieren lassen.
Der Jury gehörten an:
Holger Buchwald, stellvertretender Leiter Stadtredaktion Heidelberg
Katharina Kromminga, Theater der Stadt Heidelberg/Leiterin der Kostümabteilung
Univ.-Prof. Dr. med. Markus A. Weigand, Ärztlicher Direktor der Klinik für Anästhesiologie (Heidelberg), Vorsitzender der Deutschen Sepsisgesellschaft e.V.
Das Team des Agenda-Büros: Nicole Juling, Regina Hammes, Kristina Wetzel, Laila Gao
Janine Würzner, Inhaberin Nähcafé "Janines Schätzchen"
Bedingung für die Teilnahme war: Die Masken mussten selbstgemacht und funktional sein.
Ein herzlicher Dank geht an Alle Einsenderinnen und Einsender! Schauen Sie sich die Siegermasken hier doch einmal an:
Gewinnerin in der Kategorie „modischste Maske“
Hierzu schreibt die Einsenderin Dr. So-yoon Gunter aus Wieblingen: „Eigentlich gebührt die Ehre ja meiner Tochter, Noa Marie Gunter (16 Jahre). Ich habe die Maske nur genäht, sie hat sie mit Acrylfarbe angemalt. Die Motivation, einen Mund auf die Maske zu malen, war, dass wir merkten, selbst wenn man unter der Maske lächelt, sieht man das gar nicht...“
Gewinnerin in den Kategorien „skurrilste und nachhaltigste Maske“
Die Einsenderin Sylvia Großkinsky informierte uns: „Gisela Lasser, die Kinderbeauftragte der Altstadt (die übrigens öfter in der RNZ erschien, weil sie zu dritt mehrere Tausende Masken genäht und den gesamten Erlös gespendet haben) hat diese Maske speziell für meinen Mann genäht!!!!
Gewinner in der Kategorie „medizinisch wirksamste Maske“
Die Maske von Ralf Mühlenbeck bedeckt umfassend Mund und Nase und schließt gut ab.
Die Gewinnerinnen/der Gewinner durften sich etwas aus dem Publikationsangebot des Stadtarchivs aussuchen. Die Entscheidung fiel zugunsten von "Von der Concession zur Consumption ... Eine kleine Heidelberger ‚Wirtschafts‘-Geschichte" von Volker von Offenberg und der E-Book-Version von "Das Heidenloch: Ein fantastisch-mythologischer Roman" von Martin Schemm. Sehen Sie hier die glücklichen Gewinner...