Gurs: Bürgermeisterin Stefanie Jansen und zwei Jugendgemeinderätinnen gedachten der NS-Opfer
Bürgermeisterin Stefanie Jansen und die Heidelberger Jugendgemeinderätinnen Jasmin Farahini und Nicole Lichtermann haben am Sonntag, 23. Oktober 2022, als Vertreterinnen der Stadt Heidelberg an einer Gedenkveranstaltung für Opfer des Nationalsozialismus auf dem Deportiertenfriedhof im südfranzösischen Gurs teilgenommen.
„Viele jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Heidelberg überlebten die Deportationen und andere Gräueltaten der Nationalsozialisten nicht. Das Leid der Opfer und die schrecklichen Verbrechen dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Sie müssen uns Mahnung bleiben, dass sich derartige Taten in unserem Land nicht mehr wiederholen dürfen“, sagte Stefanie Jansen, Bürgermeisterin für Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit: „Allein im vergangenen Jahr wurden in Deutschland mehr als 2.700 antisemitische Vorfälle erfasst – gewalttätige Angriffe, Bedrohungen, Beleidigungen, Sachbeschädigungen. Experten rechnen mit einer hohen Dunkelziffer. Das zeigt: Wir alle müssen wachsam bleiben! Es ist wichtig, sich das immer wieder bewusst zu machen. Das gelingt am eindrucksvollsten an Orten wie Gurs, an denen vielen Menschen furchtbares Unrecht angetan wurde.“
Mehr als 6.500 Juden aus Südwestdeutschland wurden vom 22. bis 24. Oktober 1940 von den Nationalsozialisten festgenommen und in das Lager in der südfranzösischen Stadt Gurs deportiert. Viele von ihnen starben aufgrund der schrecklichen Lebensverhältnisse bereits in den ersten Wochen nach der Ankunft, andere wurden später in Vernichtungslager deportiert. Von den rund 300 Menschen aus Heidelberg überlebten nur etwa 70 Gurs und andere Lager, lediglich 15 von ihnen kehrten nach Kriegsende wieder nach Heidelberg zurück.
An der Gedenkveranstaltung in Gurs nahmen Vertreterinnen und Vertreter der 16 badischen Städte und des Bezirksverbands Pfalz teil, die in einer Arbeitsgemeinschaft gemeinsam den Deportiertenfriedhof pflegen. Hinzu kamen Vertreter der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden und des Landes Baden-Württemberg. Im Rahmen des Aufenthaltes standen am Montag, 24. Oktober, auch eine Besichtigung des Lagergeländes in Gurs und ein Zeitzeugengespräch auf dem Programm.
Der Stadt Heidelberg ist es ein wichtiges Anliegen, der Opfer der Nationalsozialisten zu gedenken. Ein Mahnmal in der heutigen Schwanenteichanlage im Stadtteil Bergheim erinnert seit 2014 an die Deportationen nach Gurs: Dort befand sich einst das Gleis 1 des ehemaligen Heidelberger Hauptbahnhofes, an dem einer von sieben Sonderzügen aus Baden nach Gurs im Oktober 1940 gestartet war.
Pflege und Unterhaltung des Deportiertenfriedhofes
Alljährlich lädt die Arbeitsgemeinschaft zur Unterhaltung und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs gemeinsam mit dem Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden zu der Gedenkveranstaltung ein. Die Arbeitsgemeinschaft der badischen und pfälzischen Gemeinden hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Deportiertenfriedhof in Gurs zu pflegen und zu unterhalten sowie das Andenken an die ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger wach zu halten. Die Stadt Heidelberg stellt für die Pflege des Deportiertenfriedhofs jährlich bis zu 1.500 Euro zur Verfügung und hat unter anderem auch die Erstellung der Datenbank „Gurs 1940. Die Deportation der jüdischen Bevölkerung aus Baden, der Pfalz und dem Saarland“ des Generallandesarchivs in Karlsruhe finanziell unterstützt.

