Gurs: Bürgermeisterin Stefanie Jansen und zwei Jugendgemeinderätinnen gedachten der NS-Opfer
Mehr als 6.500 Menschen jüdischen Glaubens aus Südwestdeutschland wurden vom 22. bis 24. Oktober 1940 von den Nationalsozialisten festgenommen und in das Lager Gurs in Südfrankreich deportiert – darunter auch 300 Menschen aus Heidelberg. Viele von ihnen überlebten das Lager und die Willkür der NS-Diktatur nicht. In Gedenken an die Opfer haben Bürgermeisterin Stefanie Jansen und die Jugendgemeinderätinnen Sarah Munzer und Melisa Olgac am Sonntag, 27. Oktober 2024, als Vertreterinnen der Stadt Heidelberg an der Gedenkveranstaltung für Opfer des Nationalsozialismus auf dem Deportiertenfriedhof in Gurs teilgenommen.
„In Zeiten, in denen antisemitische Straftaten zunehmen, ist es umso wichtiger, dass wir die Gräueltaten der Nationalsozialisten nicht vergessen und an die Opfer erinnern“, betonte Bürgermeisterin Stefanie Jansen: „Wir müssen immer wieder an die Orte des Schreckens wie Gurs zurückkehren, an denen Tausenden von Menschen – auch aus Heidelberg – furchtbares Unrecht getan wurde, um zu verdeutlichen: So etwas darf nie wieder passieren und wir alle müssen gemeinsam mit voller Kraft gegen Hass, Hetze, Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung vorgehen.“
Viele der mehr als 6.500 Menschen, die vor 84 Jahren aus Heidelberg und anderen Städten und Regionen Badens in das südfranzösische Lager Gurs deportiert wurden, starben aufgrund der schrecklichen Lebensverhältnisse bereits in den ersten Wochen nach der Ankunft. Andere wurden später in Vernichtungslager im Osten deportiert. Von den rund 300 Menschen aus Heidelberg überlebten nur etwa 70 Gurs und andere Lager, lediglich 15 von ihnen kehrten nach Kriegsende wieder nach Heidelberg zurück.
Der Stadt Heidelberg ist das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ein wichtiges Anliegen. Dazu zählt auch die jährliche Erinnerung an die schrecklichen Deportationen vieler Tausender Menschen jüdischen Glaubens nach Gurs. An der dortigen Gedenkveranstaltung nahmen Vertreterinnen und Vertreter der 16 badischen Städte und des Bezirksverbands Pfalz teil, die in einer Arbeitsgemeinschaft gemeinsam den Deportiertenfriedhof pflegen. Hinzu kamen Vertreter der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden und des Landes Baden-Württemberg.
Pflege und Unterhaltung des Deportiertenfriedhofes
Alljährlich lädt die Arbeitsgemeinschaft zur Unterhaltung und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs gemeinsam mit dem Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden zu der Gedenkveranstaltung ein. Die Arbeitsgemeinschaft der badischen und pfälzischen Gemeinden hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Deportiertenfriedhof in Gurs zu pflegen und zu unterhalten sowie das Andenken an die ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger wach zu halten. Die Stadt Heidelberg stellt für die Pflege des Deportiertenfriedhofs jährlich bis zu 1.500 Euro zur Verfügung und hat unter anderem auch die Erstellung der Datenbank „Gurs 1940. Die Deportation der jüdischen Bevölkerung aus Baden, der Pfalz und dem Saarland“ des Generallandesarchivs in Karlsruhe finanziell unterstützt.
Ein Mahnmal in der heutigen Schwanenteichanlage im Stadtteil Bergheim erinnert seit 2014 an die Deportationen nach Gurs: Dort befand sich einst das Gleis 1 des ehemaligen Heidelberger Hauptbahnhofes, an dem einer von sieben Sonderzügen aus Baden nach Gurs im Oktober 1940 gestartet war.
