Welche Informations- und Beratungsangebote kennen Eltern von Kindern mit Behinderungen und wie finden sie Zugang dazu?
Online-Umfrage zum Informationsbedarf von Eltern mit Kindern mit Behinderung im Zeitraum vom 28.10.2020- 6.12.2020
Hintergrund der Umfrage war eine Gesprächsrunde mit Eltern behinderter Kinder, die im Oktober 2020 mit Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner und der Kommunalen Behindertenbeauftragten Christina Reiß stattgefunden hatte. Nun sollten auch andere Familien die Möglichkeit zur Rückmeldung erhalten. Die neuen Erkenntnisse sollen bei der Pandemie-Bekämpfung und beim Informationsangebot der Stadt Heidelberg berücksichtigt werden.
Zusammenfassung der Ergebnisse zu Beratungs- und Informationsangeboten
An der Umfrage haben sich 140 Personen beteiligt. Die Auswertung erfolgte durch die Praktikantin im Büro der Behindertenbeauftragten, Claudia Roman. Insgesamt zeigte die Auswertung, dass ein hoher Beratungs- und Unterstützungsbedarf besteht und Eltern nicht ausreichend über aktuelle Beratungs- und Unterstützungsangebote informiert sind. Zudem verstärkt die aktuelle Corona Pandemie die bereits vorhandenen Probleme und erschwert den Zugang zu den benötigten Angeboten.
Nahezu die Hälfte der befragten Personen gab an, die genannten Informationsangebote nicht zu kennen. Bei den abgefragten Beratungsangeboten zeigt sich, dass diese besser bekannt sind, jedoch nur von wenigen Personen auch tatsächlich genutzt werden. Das bekannteste Beratungsangebot stellen die Selbsthilfegruppen und -organisationen dar, hier wird die Beratung auch am häufigsten genutzt. Die weitere Befragung zeigte, dass zusätzlich zu den fehlenden Kenntnissen der Informations- und Beratungsangebote ein hoher Bedarf an tatsächlich nutzbaren Unterstützungs- und Entlastungsangeboten in den Bereichen Pflege, Barrierefreiheit sowie Inklusion besteht.
So benötigen 16.43 % der Befragten Kurzeitpflegeangebote, nur 2.14 % der Betroffenen schätzten die vorhandenen Angebote als ausreichend vorhanden ein. Auch weitere Entlastungsangebote werden mit 42.14% benötigt, aber nur für 7.14 % der Befragten in ausreichendem Maße angeboten.
Viele Familien wünschen sich aber auch einfach einen offenen Umgang gegenüber Menschen mit Behinderung und ein Umdenken der Gesellschaft hin zu mehr Akzeptanz, denn sie erleben immer wieder eingeschränkte Teilhabe, nicht nur während der Corona Pandemie.
Situation der Familien während der Corona-Pandemie
In Anbetracht der aktuellen Corona Pandemie hat sich die bereits bestehende Lage für viele Familien nochmal verschärft. Gleichzeitig sind Familien mit neuen Problemen und Fragestellungen konfrontiert. Insbesondere die Schulschließungen, Kontakt- und Freizeiteinschränkungen und die Zugehörigkeit zur Risikogruppe haben zu Unsicherheiten und Ängsten geführt. Als besonders belastend wird vor allem der Wegfall der Kinderbetreuung bzw. die Situation im Home Schooling und die berufliche Situation z.B. durch Home Office empfunden. Hinzu kommt, dass durch die fehlenden Betreuungsangebote und ausfallenden Therapien eine Mehrbelastung durch Pflege und finanzielle Probleme entsteht. Daher benötigen betroffene Familien, besonders in Corona Zeiten, einheitliche und klare Regeln für Hilfen und Unterstützungsangebote, um Arbeit, Pflege und Kinderbetreuung zu vereinen. Die Eltern wünschen sich, dass seitens der Politik und Verwaltung, die besondere Lage der Familien mit Kindern mit Behinderung auch in den aktuellen Corona Maßnahmen berücksichtigt wird. Dafür benötigt es im Alltag einen Schutz der Risikogruppe durch Hygienekonzepte sowie einen Zugang zu Masken, Schnelltests und Impfstoff.
Des Weiteren sollen geltende Maßnahmen angepasst werden, so dass für Betroffene eine Befreiung der Maskenpflicht und eine Lockerung der Kontakteinschränkungen z.B. für Begleitpersonen und Assistenz möglich ist. Daher fordern Eltern flexiblere, schnellere und unbürokratische Unterstützungen und Entscheidungen um die Teilhabe ihrer Familie auch während der Corona Pandemie zu gewährleisten.
Die ausführliche Auswertung der Umfrage ist hier (44 KB) einsehbar.
Ausblick
Die Mehrheit der Befragten wünscht sich sowohl gedruckte Informationen als auch Informationen gebündelt im Internet, möglichst auf der Website der Stadt Heidelberg. Die Kommunale Behindertenbeauftragte wird letzteres auf den Weg bringen.