„GUIDE4YOU“: Stadt will Hilfe bei häuslicher Gewalt weiter verbessern

Anonyme Teilnahme an Fragebogen-Aktion noch bis Juli möglich – Lotsinnenservice für Betroffene

Für Frauen* in Heidelberg, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, soll der Zugang in das bestehende Hilfesystem verbessert werden. Möglich wird das durch das Modell-Projekt GUIDE4YOU, das im November 2019 gestartet ist und durch die Europäische Union finanziert wird. Mithilfe eines Online-Fragebogens und eines Lotsinnenservice will das Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg einen besseren Einblick in die individuellen Bedarfe von betroffenen Frauen* bekommen und das lokale Hilfesystem zukünftig an diese Bedarfe anpassen. „In einer Zeit, in der sich durch die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen die Situation in vielen Haushalten verschärft und damit das Risiko für häusliche Gewalt ansteigt, wird die Bedeutung von einem gut abgestimmten Interventionsmodell besonders deutlich“, sagt Bürgermeisterin Stefanie Jansen.

Anonymer Online-Fragebogen

Seit März 2020 kann jede Frau*, die schon einmal selbst körperliche und/oder sexuelle Gewalt in ihrem vertrauten Umfeld erlebt hat, unter www.heidelberg.de/guide4you einen Online-Fragebogen ausfüllen und anonym von ihren Gewalterfahrungen und Wünschen an das Hilfesystem berichten. Mittlerweile haben bereits über 200 Frauen* an der Befragung teilgenommen. Der Fragebogen kann auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Türkisch, Russisch, Arabisch und Rumänisch ausgefüllt werden und steht noch bis Juli 2021 online. Die Auswertung der Daten soll eine Grundlage bieten, um das bestehende Hilfesystem noch bedarfsorientierter zu gestalten.

Individueller Lotsenservice

Seit Juli 2020 bietet GUIDE4YOU betroffenen Frauen* außerdem einen persönlichen Lotsinnenservice der kooperierenden Kontaktstellen an. Wenn sich eine Frau* bei der Gewaltambulanz, der Allgemeinen Psychiatrie, der Interventionsstelle für Frauen und Kinder oder der Polizei meldet, kann von dort eine Lotsin für sie als persönliche Ansprechpartnerin hinzugezogen werden. Diese unterstützt die Betroffene dabei, sich im Hilfesystem besser zu orientieren und begleitet sie zu den Hilfestellen, die ihrem individuellen Bedarf entsprechen. Die Lotsin ist selbst eng vernetzt mit den Hilfestellen und kann durch den direkten Kontakt Hemmschwellen und Ängste abbauen. Der Service ist vertraulich und kostenlos.

„Durch den Lotsinnenservice konnten wir bereits in den vergangenen Monaten zahlreichen Frauen einen verbesserten Zugang zu unserem Hilfssystem ermöglichen und sie nachhaltig unterstützen. Somit wird für die betroffenen Frauen eine neue Perspektive für ein Leben ohne Gewalt eröffnet“, sagt Dr. Marie-Luise Löffler, kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Heidelberg.

Weitere Informationen zum Projekt, den Kooperationspartner*innen sowie Infos zu den Notkontakten in Heidelberg gibt es auf der Projektwebseite www.heidelberg.de/guide4you.
Fragen zum Projekt beantworten Projektleiterin Dr. Marie-Luise Löffler, Telefon 06221 58-15520, E-Mail marie-luise.loeffler@heidelberg.de, und ihre Mitarbeiterin Jana Christ, Telefon 06221 58-15522, E-Mail jana.christ@heidelberg.de), vom städtischen Amt für Chancengleichheit.

Die Stadt Heidelberg setzt sich dafür ein, Gewalt gegen Frauen* zu bekämpfen

Jede dritte bis vierte Frau* zwischen 16 und 85 Jahren in Deutschland erlebt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt innerhalb einer Beziehung. An jedem zweiten bis dritten Tag stirbt eine Frau* an den Folgen von Gewalt, die von ihrem Partner oder Ex-Partner ausgeübt wurde. Die Dunkelziffer ist dabei noch viel höher. Die Stadt Heidelberg setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, Gewalt gegen Frauen* im öffentlichen und privaten Raum zu bekämpfen (www.heidelberg.de/chancengleichheit). So wurden bereits zahlreiche Initiativen, Strukturen und Gremien – wie das Heidelberger Interventionsmodell, das Frauen-Nachttaxi oder der städtische Runde Tisch gegen Gewalt im Geschlechterverhältnis – etabliert, um durch kontinuierliche Präventionsarbeit sowie Hilfe- und Schutzmaßnahmen für Betroffene gegen diese Gewalt vorzugehen. Mehr als 750.000 Euro werden von der Stadt für Präventionsmaßnahmen und helfende Projekte jedes Jahr ausgegeben.