Hilfe für Wohnungslose: Heidelberg erprobt „Housing First“

Modellprojekt des Landes Baden-Württemberg – SKM und Stadtmission als erfahrene Träger dabei

Zuerst eine eigene Wohnung beziehen und danach das Leben wieder in den Griff kriegen – das ist das Konzept von „Housing first“ für wohnungs- und obdachlose Menschen. Die Stadt Heidelberg hat sich erfolgreich um eine Teilnahme am Modellprojekt des Landes Baden-Württemberg beworben und wird nun als einer von sechs Standorten im Land das aus den USA stammende Konzept erproben. Von 2024 bis 2026 fördert das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration zusammen mit der Vector Stiftung den Aufbau des Projekts mit knapp 300.000 Euro. Eine Kofinanzierung von rund 33.300 Euro muss die Stadt beisteuern. Der Ausschuss für Soziales und Chancengleichheit hat am 14. Mai 2024 dafür grünes Licht gegeben. Der Gemeinderat muss formal noch in seiner Sitzung am 4. Juli 2024 zustimmen.

Die Umsetzung übernehmen in Kooperation mit dem Amt für Soziales und Senioren der Stadt Heidelberg zwei erfahrene Träger der Wohnungslosenhilfe, der SKM (katholischer Verein für soziale Dienste Heidelberg) und die evangelische Stadtmission Heidelberg als Trägerin des Wichernheims. Mit der Vermietersuche wird das Projekt im Sommer starten. „Mit Housing first betreten wir Neuland und fügen damit unseren vielfältigen Unterstützungen von wohnungs- und obdachlosen Menschen ein weiteres, vielversprechendes Element hinzu“, sagt Bürgermeisterin Stefanie Jansen.

Das Konzept Housing first ist als alternativer Lösungsansatz eine Ergänzung der bisherigen Angebote zur Wohnungslosenhilfe in Heidelberg. Betroffene erhalten eine eigene Wohnung ohne Vorbedingungen und mit unbefristetem Mietvertrag. Das soll eine Art Sprungbrett in ein „normales“ Leben sein. Es verschafft den Betroffenen die nötige Ruhe, um sich selbstbestimmt wieder ein gesellschaftliches Leben aufbauen zu können. Wenn die Wohnung gefunden ist, werden individuell wohnbegleitende Hilfen angeboten. Denn Wohnungs- oder Obdachlosigkeit sind oft mit anderen Problemen verbunden, wie Armut, Erwerbslosigkeit, Drogensucht und Erkrankungen. Die begleitende Hilfe können Betroffene freiwillig annehmen. Sie sind aber keine Voraussetzung für eine Versorgung mit Wohnraum.

Der „Housing First“-Ansatz wurde ursprünglich in den USA entwickelt und wird als erfolgreicher Ansatz in der Bekämpfung von Wohnungslosigkeit zum Beispiel in Finnland und Österreich umgesetzt. Auch in Deutschland verbreiten sich seit 2018 „Housing First“-Ansätze in verschiedenen Städten.

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