Modehaus Niebel führt als erstes Geschäft in Heidelberg die „Stille Stunde“ ein

Auch Café Nomad schließt sich an – Behindertenbeauftragte hofft auf Nachahmer

Das Modehaus Niebel in der Dossenheimer Landstraße in Handschuhsheim führt als erstes Einzelhandelsgeschäft in Heidelberg die sogenannte „Stille Stunde „ein. Damit soll beispielsweise Menschen im Autismus-Spektrum, hochsensiblen Personen oder Menschen mit neurologischen Erkrankungen entspanntes Einkaufen ohne Reizüberflutung ermöglicht werden. Immer mittwochs von 17 bis 18.30 Uhr wird bei Niebel künftig die Musik ausgeschaltet, auf laute Gespräche oder Durchsagen verzichtet, werden keine Waren ein- und umgeräumt und Kunden nicht aktiv angesprochen. Auch das Café Nomad im Gebäude des Modehauses bleibt an jedem ersten Mittwoch im Monat nun länger geöffnet, um die Stille Stunde von 16 bis 17 Uhr anzubieten. Dann heißt es: eine Tasse Tee oder Kaffee allein oder in Gesellschaft in Stille genießen und für einen Moment der Hektik des Alltags entfliehen.

Gruppenfoto der Beteiligten im Modehaus Niebel.
Einkaufen und genießen ohne Reizüberflutung: Das Modehaus Niebel und das Café Nomad bieten in Heidelberg als neues Format die „Stille Stunde“ an (v.l.): Suna Aslan (Café Nomad), Nicolina Visevic (Pro Heidelberg), Bernd und Carmen Niebel (Modehaus Niebel), Bürgermeisterin Stefanie Jansen, Valerie Gebhard (Büro der Kommunalen Behindertenbeauftragten) und Silvan Bock (Youtuber „Autist befragt Prominente“). (Foto: Philipp Rothe)

Die Initiative zur Stillen Stunde hatte im vergangenen Jahr die Behindertenbeauftragte der Stadt Heidelberg, Christina Reiß, aufgegriffen. Der positive Zuspruch bei einer Online-Umfrage ihres Büros ermutigte Reiß die Einzelhändler in Heidelberg zur Teilnahme an der Stillen Stunde aufzurufen. Von der Umsetzung des Konzepts im Modehaus Niebel erhofft sich das Team der Behindertenbeauftragten Interesse auch aus anderen Einzelhandelsbereichen. „Mit der Stillen Stunde wollen wir auch in Heidelberg dazu beitragen, die Bedürfnisse von Personen zu stärken, die unter der Reizüberflutung im Alltag leiden“, sagt Valerie Gebhard vom
Büro der Kommunalen Behindertenbeauftragten.
 
Stefanie Jansen, Bürgermeisterin für Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit, begrüßt die Initiative: „Die Stille Stunde ist ein Schritt hin zu mehr Inklusion, denn es gibt viele Menschen, denen es schwerer als anderen fällt, Sinneseindrücke auszublenden. Diese neurologischen Unterschiede anzuerkennen und passende Angebote zu machen, ist ein wichtiger Schritt, dem hoffentlich noch viele in Heidelberg folgen werden“, so Jansen.
 
Carmen Niebel will mit dem Start der Stillen Stunde in ihrem Modehaus ein Zeichen setzen: „Mit vergleichsweise geringem Aufwand können wir als Einzelhändler durch Reizreduzierung sehr viel für die betroffenen Menschen erreichen, deren Bedürfnisse oft nicht ernst genommen werden. Dafür, dass sich die Stille Stunde in Heidelberg etabliert, will ich mich auch bei meinen Kolleginnen und Kollegen im Heidelberger Einzelhandel einsetzen.“
 
Nicolina Visevic vom Citymarketingverein Pro Heidelberg unterstützt die Initiative: „Der Facheinzelhandel in Heidelberg nimmt das Thema Service ernst. Das zeigt sich hier beispielhaft.“
 
Die „Stille Stunde“ ist ein Konzept, das ursprünglich von Theo Hogg, einem Angestellten eines neuseeländischen Supermarkts mit einem autistischen Kind, entwickelt wurde. In Ländern wie der Schweiz und Großbritannien ist die „Stille Stunde“ in einigen Regionen bereits flächendeckend umgesetzt. Während dieser besonderen Stunde werden störende Elemente wie laute Musik, Lautsprecherdurchsagen, piepsende Kassengeräusche, flackernde Displays und grelles Licht reduziert, um die Reize für betroffene Menschen zu minimieren.
 
Einzelhändler aus Heidelberg, die ebenfalls die Stille Stunde einführen möchten, können sich melden beim Citymarketingverein Pro Heidelberg e.V., E-Mail: info@proheidelberg.de
Mehr zum Konzept und der Umsetzung der Stillen Stunde in Heidelberg erfahren Interessierte unter: www.heidelberg.de/stillestunde. Fragen beantwortet gerne auch die Kommunale Behindertenbeauftragtem, Telefon 06221 58-15590, E-Mail: behindertenbeauftragte@heidelberg.de.

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