„Waldhauptstadt“ 2018
Heidelberg darf sich im Jahr 2018 „Waldhauptstadt“ nennen. Mit diesem Titel würdigt die Organisation PEFC das städtische Engagement im Bereich der nachhaltigen Waldbewirtschaftung.
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Sekundärbiotop – Ehemalige Deponie Feilheck

Bei der Deponie Feilheck handelt es sich um eine ehemalige Kiesgrube von rund 16 ha Größe, die von 1948 bis 1990 als Hausmülldeponie genutzt und ab 2005 saniert und zu einem Sandökosystem entwickelt wurde. Die Fläche befindet sich an der westlichen Gemarkungsgrenze von Heidelberg südlich von Neurott zwischen Oftersheim und Sandhausen.

Lage der ehemaligen Deponie Feilheck (Quelle: GIS Stadt Heidelberg)
Lage der ehemaligen Deponie Feilheck (Quelle: GIS Stadt Heidelberg).

Direkt östlich an die Fläche grenzt die Autobahn A5 und südlich der Hardtwald an. Südwestlich des Geländes liegt ein Golfplatz. Im Norden grenzen ein Umspannwerk der Energie Baden-Württemberg (EnBW), ein Asphaltmischwerk, ein Verkehrsübungsplatz sowie Ausgleichsflächen des Umweltamts für den Flussregenpfeifer an das Gelände. An diese Flächen wiederum schließen sich landwirtschaftliche Flächen an.

Seit 2013 befindet sich auf einem Teil der ehemaligen Deponiefläche die größte Photovoltaik-Anlage der Stadtwerke Heidelberg.

Sanierung und Rekultivierung des Geländes

Nach der Stilllegung der Deponie wurde die Fläche zwischen 2005 und 2008 saniert. Die im Rahmen der Sanierung durchgeführte Oberflächenabdichtung verhindert, dass versickerndes Regenwasser Schadstoffeinträge über den dort noch immer lagernden Abfall in das Grundwasser transportiert. Des Weiteren wurde das Entgasungssystem ausgebaut. Die Maßnahme wurde vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördert. Federführend war damals das Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung der Stadt Heidelberg.

Ziel der sich anschließenden Rekultivierung war die Entwicklung des Geländes zu einem Sandökosystem, um eine Verbindung zu den Sandhausener Dünen herzustellen. Dazu wurde eine bis fünf Meter mächtige Erd- und Sandschicht aufgetragen sowie Magerrasen, Fettwiesen, ein Streuobstbereich, Strauchzonen und eine künstliche Binnendüne angelegt. Die Arbeiten auf der Fläche wurden 2008 abgeschlossen.

Naturverträgliche Pflege durch Beweidung

Für die unterschiedlichen angelegten Biotoptypen wurden unterschiedliche Entwicklungsziele festgesetzt, z.B. die Entwicklung eines Sandtrockenrasens im Kuppenbereich, die Entwicklung eines Trockenrasens im oberen Hangbereich, die Entwicklung eines Halbtrockenrasens im mittleren Hangbereich oder das Aushagern von Fettwiesen im unteren Böschungsbereich.

Zur Umsetzung dieser Pflegeziele wurden zunächst Schafe und Ziegen zur Beweidung eingesetzt. Seit 2016 kommen auch Provence-Esel und Galloway-Rinder der Herbana GmbH Bruchsal auf der Fläche zum Einsatz. Gefördert wird das Beweidungsprojekt durch die Stiftung Naturschutz in Speyer. Die Beweidung ist eine schonende Art der Flächenpflege zum Erhalt der Artenvielfalt.

Populationsstützende Maßnahme für die Zauneidechse

Steinriegel für Zauneidechsen (Foto: Stadt Heidelberg)
Steinriegel für Zauneidechsen (Foto: Stadt Heidelberg)

2010 wurden als Ausgleich für den Bau des Stadtteils Heidelberg-Bahnstadt auf der Fläche Habitatelemente für Zauneidechsen angelegt, um die angrenzend lebende Zauneidechsen-Population zu stärken. Die Fläche wurde insbesondere als populationsstützende Maßnahme für Zauneidechsen mit artspezifischen Habitatelementen aufgewertet. Dazu gehören Steinriegel-Sandhaufen-Kombinationen sowie Totholzhaufen und Baumstümpfe. Umsiedlungen auf die Fläche fanden nicht statt.

3 Jahre nach Optimierungen der Fläche wurde im Rahmen einer Zulassungsarbeit eine Erfolgskontrolle auf dem Gelände durchgeführt (Schäfer 2015). Es konnten zahlreiche Zauneidechsen auf der Fläche nachgewiesen werden. Aufgrund der Habitatausstattung wurde die Populationsgröße auf 200-300 Individuen geschätzt. Somit kann die Realisierung der Fläche als populationsstützende Maßnahme für Zauneidechsen als erfolgreich gewertet werden.

Ein Lebensraum für seltene Heuschreckenarten

2015 wurden auf dem Gelände 19 Heuschreckenarten nachgewiesen, von denen 9 Arten in der Roten Liste Baden-Württembergs verzeichnet und 3 Arten gemäß der Bundesartenschutzverordnung geschützt sind (Auer 2015). Zu diesen Arten gehört zum Beispiel die in Baden-Württemberg stark gefährdete und streng geschützte Grüne Strandschrecke oder auch die Blauflügelige Sandschrecke.

Das Gebiet gehört somit auf Heidelberger Gemarkung zu den bedeutendsten Lebensräumen für die Heuschreckenfauna.

Weitere Arten, die auf der Fläche zu Hause sind

Im Rahmen einer weiteren Studienarbeit konnten auf der Fläche 76 tagaktive Schmetterlingsarten festgestellt werden (Block 2015). Davon sind 27 Arten durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. 2019 wurde auch die Europäische Gottesanbeterin auf der Fläche nachgewiesen.

Aber auch viele Pflanzenarten können auf der Fläche gefunden werden. Zu diesen gehören das Bergsandglöckchen, der Natternkopf, das Silbergras, die Skabiosen-Glockenblume oder der Wiesen-Salbei. Die offenen Silbergrasrasenbereiche, werden z.B. von der Kreiselwespe und der Steppenbiene als Nistplatz genutzt.

Maßnahmenfläche für den Flussregenpfeifer

Lageplan der Flussregenpfeifer-Ausgleichsfläche (Quelle: IUS Theobald & Ness)
Lageplan der Flussregenpfeifer-Ausgleichsfläche (Quelle: IUS Theobald & Ness)

Anfang 2019 wurde auf einer der ehemaligen Deponie Feilheck vorgelagerten Grünfläche eine CEF-Maßnahme für den Flussregenpfeifer als Ausgleichsmaßnahme im Rahmen der Errichtung des Stadtteils Heidelberg-Bahnstadt umgesetzt.

Hier wurden auf rund 0,8 ha temporäre Gewässer geschaffen und umliegende Flächen abgemagert. Die Fläche wird durch einen Wildschutzzaun geschützt.

Im Juni 2019 konnte durch die Ornithologische Arbeitsgesellschaft Rhein-Neckar bereits der erste Flussregenpfeifer auf der Fläche gesichtet werden. Eine Brut konnte allerdings aufgrund der trockenen Witterungsbedingungen nicht stattfinden.

Literatur