Heidelberg erinnert an die Opfer von Gurs
Gedenkveranstaltung am Mittwoch, 22. Oktober, in der Stadtbücherei und am Gurs-Mahnmal
Zum 85. Jahrestag der Deportation von Jüdinnen und Juden nach Gurs erinnert Heidelberg am Mittwoch, 22. Oktober 2025, an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Heidelberg e. V. (GCJZ) lädt gemeinsam mit dem Amt für Chancengleichheit um 18 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung in den Hilde-Domin-Saal der Stadtbücherei, Poststraße 15, ein. Im Mittelpunkt steht das Erinnern an die mehr als 6.500 Menschen, die im Oktober 1940 aus Südwestdeutschland in das südfranzösische Lager Gurs verschleppt wurden – darunter rund 300 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Heidelberg. Viele starben in den ersten Wochen nach ihrer Ankunft, andere wurden in Vernichtungslager weitertransportiert. Nur etwa 70 Heidelberger Jüdinnen und Juden überlebten, 15 kehrten nach dem Krieg zurück.
Zunächst präsentieren Schülerinnen und Schüler der Marie-Baum-Schule ihre Projekte im Rahmen des Abraham-Pokals 2024/25. Der Pokal wird an Schulen überreicht, die sich per Selbstverpflichtung bereit erklären, sich ein Jahr lang im Unterricht und in Projekt- oder Seminararbeiten mit den Themenbereichen Antisemitismus, Interreligiöser Dialog, Toleranz und multikulturelle Gesellschaft zu befassen. Anschließend überreicht der Vorstand der GCJZ den Pokal an die Theodor-Heuss-Realschule für das kommende Jahr.
Um 19 Uhr folgt ein Gedenken am Gurs-Mahnmal neben der Stadtbücherei, wo Bürgermeisterin Stefanie Jansen und Rabbiner Janusz Pawelczyk-Kissin sowie Vertreterinnen und Vertreter der GCJZ sprechen werden. Das Mahnmal erinnert seit 2014 an die Deportationen von Gleis 1 des damaligen Heidelberger Hauptbahnhofs.
„Wir dürfen die Gräueltaten der Nationalsozialisten nicht vergessen“, betont Bürgermeisterin Stefanie Jansen: „Die aktuellen Zahlen rechtsextremistischer und antisemitischer Straftaten zeigen, wie wichtig das Erinnern bleibt. Wir alle müssen Hass, Hetze und Antisemitismus entschieden entgegentreten.“
Laut Bundesamt für Verfassungsschutz stieg 2024 bundesweit die Zahl rechtsextremistischer Delikte um 47 Prozent auf 37.835. Der Bundesverband RIAS verzeichnete 8.627 antisemitische Vorfälle – ein Plus von 77 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Veranstaltung wird unterstützt vom Runden Tisch gegen Rassismus der Stadt Heidelberg im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.