Handschuhsheim: Tiefburg-Brücke ist saniert
Große Teile der Brücke wurden neu gemauert / Arbeitstechnik wie im Mittelalter
Die historische Tiefburgbrücke im Stadtteil Handschuhsheim erstrahlt in neuem Glanz: Die umfangreichen Arbeiten an der steinernen Gewölbebrücke der Tiefburg unter der Leitung des Hochbauamtes der Stadt Heidelberg sind nahezu abgeschlossen. Es folgen noch kleinere Restarbeiten, unter anderem auf der Brückenoberfläche. Der Innenhof der Tiefburg, in dem zahlreiche Veranstaltungen stattfinden, ist nun wieder über die historische Brücke zu erreichen. Bei Untersuchungen im Sommer 2022 war festgestellt worden, dass die Bogensteine der Gewölbe unter der Brücke stark geschädigt und nicht mehr tragfähig waren.
„Die Sanierung der Tiefburgbrücke war uns als Stadt ein sehr wichtiges Anliegen. Während der Arbeiten sind viele unerwartete Probleme ans Licht gekommen, die wir Schritt für Schritt lösen mussten. Das war oft mühsam und hat viel Geduld erfordert. Entscheidend war, dass wir nicht aufgegeben haben, sondern gemeinsam mit Fachleuten, Handwerkern und den zuständigen Stellen immer wieder praktische Lösungen gefunden haben. Mit großem Einsatz konnten wir die Brücke so erneuern, dass sie erhalten bleibt und nun wieder sicher von allen genutzt werden kann“, erklärte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.
Umfangreiche Arbeiten mit besonderen handwerklichen Techniken
Im Zuge der Sanierung wurde zuerst die Brückenoberseite geöffnet, um die Tragfähigkeit detailliert zu überprüfen. Zur Ermittlung des Brückenzustandes wurden verschiedene Voruntersuchungen an der steinernen Gewölbebrücke durchgeführt. Dazu zählte unter anderem die Erkundung des Fundaments mittels Schürfarbeiten. Durch das Schürfen konnten die einzelnen Bodenschichten untersucht werden. Dabei zeigte sich, dass der Wassergraben der Burg nicht dauerhaft mit Wasser gefüllt, sondern über die Jahre hinweg vorwiegend trocken gehalten wurde. Die Tragfähigkeit des Bodens und der Fundamente konnte nachgewiesen werden. Bei den Untersuchungen wurde jedoch ein Riss im Stirnring sowie weitere kleine Risse festgestellt. Ursache hierfür war vermutlich die defekte Abdichtung der Brückenoberseite, durch die Regenwasser ins Innere gelangen konnte. Das Wasser schwemmte Material aus, wodurch Steine und Fugen an Substanz verloren. Die Arbeiten wurden archäologisch, bauhistorisch und geologisch begleitet.
Große Teile der Brücke, darunter beide Brüstungen, wurden komplett neu gemauert. Dabei setzten die Steinmetze auf dieselbe Technik wie ihre Kollegen im Mittelalter und nutzten historischen Mörtel nach einer alten Rezeptur – eine Besonderheit, die die Authentizität des Bauwerks wahrt. Während der Arbeiten wurden außerdem die in der Brücke befindlichen Versorgungsleitungen für Strom, Wasser, Gas und Fernwärme erneuert. Im Anschluss erfolgte die Sanierung der Gewölbebögen, die Herstellung einer neuen Abdichtung sowie der Wiedereinbau des Pflasterbelags. Insgesamt wurden für die Mauerarbeiten rund neun Tonnen aus original Odenwälder Sandstein verbaut. Besonders wichtig war in diesem Zusammenhang die enge Zusammenarbeit des Hochbauamtes mit dem Landesamt für Denkmalpflege sowie dem Amt für Baurecht und Denkmalschutz, um denkmalgerechte und zugleich wirksame Eingriffe vorzunehmen und die Brücke langfristig zu sichern.
14 Tonnen schwere Behelfsbrücke sicherte Weihnachtsmarkt und Kerwe
Parallel zu den Hauptarbeiten setzte das Hochbauamt der Stadt Heidelberg auf kreative Lösungen: Damit Veranstaltungen wie die Handschuhsheimer Kerwe oder der Weihnachtsmarkt trotz der Sperrung stattfinden konnten, sicherten zwei Behelfsbrücken den zweiten notwendigen Rettungsweg aus der Burg heraus. Für die Veranstaltungen 2023 wurde eine 13,5 Meter lange, zwei Meter breite und knapp 14 Tonnen schwere Ersatzbrücke aus Holz in spektakulären Einsätzen mehrfach mit einem Spezialkran auf die Gewölbebrücke gesetzt. Im Jahr 2024 waren die Arbeiten an der Gewölbebrücke dann so weit fortgeschritten, dass eine Behelfsbrücke aus Holz den notwendigen Rettungsweg aus der Tiefburg sicherte. In enger Abstimmung mit dem Stadtteilverein war es so möglich, kulturelle Ereignisse in der Burg stattfinden zu lassen. Im Januar 2025 konnte auch die Behelfsbrücke aus Holz schließlich abgebaut werden, ihre Bestandteile werden künftig weiterverwendet. Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich auf rund 900.000 Euro.
Historie der Tiefburg
Die Tiefburg im Zentrum des Heidelberger Stadtteils Handschuhsheim hat ihren Namen aufgrund ihrer Lage. Sie steht – im Gegensatz zu einer auf einem Berggipfel oder an einem Berghang errichteten Höhenburg – im Tal, also in der „Tiefe“, und war als Wasserburg durch einen Wassergraben geschützt. Der Graben war einst wesentlich tiefer und erhielt sein Wasser vom Mühlbach. Es wird angenommen, dass die Burg im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie teilweise und im Orleansschen Erbfolgekrieg 1689 vollständig zerstört. 1950 ging sie in den Besitz der Stadt über. Der Stadtteilverein Handschuhsheim, einer der Hauptorganisatoren der jährlichen Kerwe, nutzt die Burg heute als Vereinssitz.
