Strenge Sicherheitsauflagen
Um die Ziegelhäuser Brücke bis zum Ersatzneubau sicher nutzen zu können, werden seit Jahren umfangreiche Sicherungs- und Überwachungsmaßnahmen durchgeführt. Die Stadt Heidelberg hat dafür in Summe bereits 1,3 Millionen Euro investiert. Nur aufgrund dieser Maßnahmen kann die Ziegelhäuser Brücke bis ins Jahr 2029 nutzbar bleiben. Weitere Sicherungsmaßnahmen werden bis zum Abriss nötig sein.
Bisherige Instandsetzungsmaßnahmen
Seit Mitte des Jahres 2022 setzt die Stadt Heidelberg umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen um.
Die Brücke wird dauerhaft über zwei Monitoring-Programme überwacht. Sensoren direkt an der Brücke liefern Daten. Dazu gehören das zum Jahresende 2020 angebrachte Rissmonitoring und das im April 2025 installierte Schallemissionsmonitoring zur Ermittlung von Spanndrahtbrüchen. Wachsen Risse oder reißen innere Spannglieder bis über definierte Grenzwerte hinaus, setzen die Sensoren automatisch eine Alarmkette in Gang.
Eine jährliche Sonderprüfung mit einer halbseitigen Fahrbahnsperrung ist Teil des engmaschigen Überwachungsprogramms. Zu diesem gehörte auch die Entnahme und Untersuchung von Spanndrahtproben im Juli 2025.
Weitere Sicherungsmaßnahmen
- Seit März 2020 gilt Tempo 30 und ein Fahrverbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen (Ausnahmen für Busse und Rettungsfahrzeuge).
- Ein stationärer Blitzer überwacht die Einhaltung.
- Das Verformungsverhalten der Brücke wird seit Ende 2020 elektronisch über 20 Risssensoren an verschiedenen Stellen der Brücke überwacht.
- Ein Schwerpunkt der Arbeiten lag im Bereich der Brahmsstraße: An der Unterseite der Brücke wurden mehrere Quer- und Längsträger mit einer Spritzbetonschale verstärkt, um die Tragfähigkeit zu erhöhen.
- Zur zusätzlichen Stabilisierung wurden Zwischenräume zwischen den tragenden Querrippen ausbetoniert.
- Im Endbereich der sogenannten Strombrücke, dem Brückenteil über dem Neckar, wurde die Fahrbahnplatte nachträglich quer vorgespannt, um die Lastverteilung zu verbessern.
- Darüber hinaus erfolgten an verschiedenen Stellen gezielte Instandsetzungen geschädigter Betonelemente.
- Sicherheitsnetze wurden entlang der nahezu gesamten Brückenlänge an den äußeren Gesimsen angebracht. Diese fangen kleinere Betonteile auf, die sich bei fortschreitender Nutzung und Alterserscheinungen aus dem Bauwerk lösen könnten.
- Das Brückengeländer mit integrierten Lichtmasten wurde in Teilen saniert, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen.
- Die Wendeltreppe, die von der Brücke hinunter zur Brahmsstraße in Ziegelhausen führt, erhielt eine neue Unterstützungskonstruktion zur statischen Sicherung.
Hintergrundwissen: Spannbetonbrücken
Die Brücke wurde im Jahr 1954 mit einem damals neuartigen Spannverfahren gebaut, bei dem Stahlseile – sogenannte Spannglieder – im Inneren des Betons für die nötige Tragkraft sorgen. Der Ziegelhäuser Brücke ähnliche Bautypen aus den 1950er Jahren finden sich in großer Zahl in ganz Deutschland und müssen nun überall auf den Prüfstand.
Aus Erfahrung mit ähnlichen Brückenbauwerken ist bekannt, dass diese anfällig für Korrosionsschäden ist: Wenn die stählernen Spannglieder im Laufe der Zeit rosten, kann die Stabilität der gesamten Konstruktion gefährdet sein. Das Problem: Von außen ist das nicht zu sehen. Aus diesem Grund wurde der Konstruktionsbeton der Ziegelhäuser Brücke im Juli 2025 geöffnet, um Spanndrahtproben zu entnehmen und zu untersuchen.
