Preis der Lutherstädte
Das unerschrockene Wort
Der Preis "Das unerschrockene Wort" wurde von den Lutherstädten Coburg, Eisenach, Eisleben, Erfurt, Halle, Heidelberg, Magdeburg, Marburg, Speyer, Wittenberg, Worms und Zeitz anlässlich des Lutherjahres 1996 im Gedenken an den Reformator Martin Luther gestiftet, der seine Überzeugung mutig und standhaft gegenüber den Autoritäten seiner Zeit verteidigt hat. "In einem freiheitlich demokratischen Gemeinwesen", so die Lutherstädte in der Präambel, "gehört das freie Wort zu den wichtigsten konstitutiven Elementen." Auch in einer Gesellschaft, in der die Meinungsfreiheit Verfassungsrang hat, gebe es vielerlei Gründe, Zwänge, Versuchungen und Hindernisse, die zu einer Einengung und damit letzlich zu einer Bedrohung der freien Meinungsäußerung führen könnten. Wichtig sei, das zu sagen, was um der Wahrheit und Wahrhaftigkeit willen ausgesprochen werden sollte, auch wenn es unbequem sei oder der vorherrschenden oder obrigkeitlichen Meinung zuwiderlaufe.
Mit dem Preis "Das unerschrockene Wort" sollen Frauen und Männer geehrt werden, heißt es in den Grundsätzen für die Preisvergabe, "die in einer besonderen Situation oder bei einem konkreten Anlass, aber auch beispielhaft über einen größeren Zeitraum hinweg, in Wort und Tat für die Gesellschaft, die Gemeinde, den Staat bedeutsame Aussagen gemacht und gegenüber Widerständen verteten haben. Dabei soll es weniger um eine Zustandsbeschreibung gehen als um wegweisende zukunftsgerichtete Überlegungen". Die Preisträger können aus Deutschland oder aus dem Ausland kommen. Der Preis wird seit 1999 alle zwei Jahre verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert.
Das Vorschlagsrecht liegt bei den an der Stiftung beteiligten Städten und den berufenen Jurymitgliedern.
Neben Heidelberg sind die in der unteren Linkliste aufgeführten Lutherstädte am Preis "Das unerschrockene Wort" beteiligt, die abwechselnd Gastgeber der Preisverleihung sind.
Die Preisträger/innen
- 2023 in Schmalkalden - Zarifa Ghafari für ihren Einsatz für die Rechte afghanischer Frauen. Zarifa Ghafari war trotz gewalttätiger Bedrohungen patriarchalischer Kräfte seit 2018 Bürgermeisterin der Provinzhauptstadt Maidan Shahr, 2021 zwang sie der Vormarsch der Taliban zur Flucht. Von Deutschland aus setzt sie sich seither weiterhin für Frauenrechte ein.
- 2021 in Worms - Weronika Zepkalo, Swetlana Tichanowskaja und Maria Kolesnikowa für ihr Eintreten für Demokratie und Bürgerrechte in Belarus.
- 2019 in Marburg - Seyran Ateş für ihren Einsatz für die Rechte muslimischer Frauen, für einen liberalen Islam und gegen politisch-religiösen Extremismus in Deutschland und Europa.
- 2017 in Torgau - Horst und Birgit Lohmeyer sowie Markus und Susanna Nierth für zivilgesellschaftliches Engagement
im Kampf gegen demokratiegefährdende und rechtsextremistische Strömungen in Deutschland. - 2015 in Wittenberg - Mazen Darwish und das Syrische Zentrum für Medien und Meinungsfreiheit. Mit der Entscheidung wollen die Lutherstädte den Kampf um die Freilassung des syrischen Rechtsanwalts und weiterer Journalisten unterstützen.
- 2013 in Eisleben - Die Gastwirte-Initiative "Keine Bedienung für Nazis" war 2010 nach einem Überfall von Neonazis auf ein Café in Regensburg gestartet worden. Zuvor hatte der Barkeeper des Cafés eine schwarze Frau und ihr Kind vor rassistischen Angreifern verteidigt. Inzwischen beteiligen sich an der Kampagne rund 170 gastronomische Betriebe.
- 2011 in Heidelberg - Dmitrij Muratow und die Redaktion der russischen Zeitung "Nowaja Gaseta" sind international bekannt für ihre Veröffentlichungen über Korruption und organisierte Kriminalität sowie für ihr Engagement für die Einhaltung der Menschenrechte. Sie wurden ausgezeichnet, weil sie vorbildhaft für kritischen und unabhängigen Journalismus und für Preissefreiheit stehen.
- 2009 in Zeitz - Andrea Röpke wurde als Journalistin und Politologin für ihre fundierte Recherche über rechtsextreme Gruppierungen und das Anmahnen einer konsequenten Bekämpfung rechtsextremer Gewalt ausgezeichnet.
- 2007 in Speyer - Emel Abidin-Algan (seit 2008 Emel Zeynelabidin) wurde für ihre Entscheidung ausgezeichnet, als Muslimin trotz Widerständen kein Kopftuch mehr zu tragen, da für sie der Glaube keiner demonstrativen Äußerlichkeiten bedarf. Sie bezeichnet das hierarchische Gottesbild als zweckdienliche Erfindung, um patriarchale Vorstellungen durchzusetzen. 2006 übergab sie ihre Kopftücher an das Haus der Geschichte in Bonn.
- 2005 in Halle - Stephan Krawczyk ist Sänger und Autor und wurde ausgezeichnet, weil er trotz Berufsverbots, das ihm in der damaligen DDR wegen seiner kritischen Texte erteilt wurde, auftrat und damit zu einer der bedeutendsten Personen der Opposition wurde.
- 2003 in Magdeburg - Mag. theol Gertraud Knoll war Pastorin und Politikerin in Österreich, u.a. Abgeordnete zum österreichischen Nationalrat, Mitglied des österreichischen Bundesrats sowie des Deutschen Evangelischen Kirchentags, und wurde für ihr Engagement gegen Rassismus ausgezeichnet.
- 2001 in Erfurt - Uta Leichsenring wurde als Polizeipräsidentin von Eberswalde für ihr couragiertes Vorgehen und Engagement gegen rechtsextreme und ausländerfeindliche Übergriffe ausgezeichnet.
- 1999 in Eisenach - Prof. Dr. Hans Küng ist ein katholischer Theologe aus der Schweiz und wurde als Erneuerer im Dienste der Einheit der Kirche ausgezeichnet. Er war bis zu seiner Emeritierung Professor für Ökumenische Theologie an der Universität Tübingen, obwohl ihm 1979 wegen seiner kritischen Veröffentlichungen die kirchliche Lehrbefugnis entzogen wurde.
- 1996 in Worms - Prof. Dr. Richard Schröder ist Philosoph und evangelischer Theologe in Berlin. Er war Abgeordneter und Fraktionsvorsitzender in der Volkskammer der DDR sowie Abgeordneter im Deutschen Bundestag zur Zeit der Wiedervereinigung und wurde für seine standhafte Haltung in der DDR ausgezeichnet.
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