Meteorologischer Jahresrückblick 2022: heiß und trocken

„Rekordverdächtige Messwerte“: Die Daten von drei meteorologischen Messstationen des Umweltamtes der Stadt Heidelberg für das Jahr 2022 zeigen den Klimawandel. Die drei Stationen (an der Stadtbücherei, am Wasserwerk Rauschen und auf dem Königstuhl) sind mit Messeinrichtungen nach Standards des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ausgestattet. Aktuelle Messdaten über den Klima-Kompass der Stadt Heidelberg gibt es online unter https://klimakompass.heidelberg.de.

Die drei neuen, hochwertigen Wetterstationen in Heidelberg sind in den Jahren 2020 und 2021 in Betrieb genommen worden. Sie befinden sich auf dem Dach der Heidelberger Stadtbücherei, am Wasserwerk Rauschen (zwischen der Autobahn 656 und der Bahnstrecke Heidelberg-Mannheim) und auf dem Dach der Landessternwarte (Königstuhl). Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) unterstützt das Projekt mit dem Sofortprogramm Saubere Luft finanziell. Die Federführung hat das Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie. Die Messdaten sollen unter anderem Erkenntnisse zur Ausbreitung von Luftschadstoffen und für Klimawandel-Anpassungsmaßnahmen liefern.

Die Messergebnisse im Detail:

  • Mehr Sommertage und heiße Tage: An den Messstationen Stadtbücherei und Wasserwerk Rauschen sind durchschnittlich 93 Sommertage registriert worden, also Tage, an denen 25 Grad Celsius überschritten wurden. Es waren zudem durchschnittlich 40 heiße Tage (Tage an denen 30 Grad überschritten wurden). Das sind 45 mehr Sommertage und 30 mehr heiße Tage als der Jahresdurchschnitt im Referenzzeitraum 1961 bis 1990.
  • Höhere Jahresmitteltemperatur: Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Jahresmitteltemperatur, die im Jahr 2022 im Durchschnitt am Wasserwerk Rauschen und an der Stadtbücherei bei rund 13,3 Grad lag. Im Vergleich zum Referenzzeitraum 1991 bis 2020 ist das ein Anstieg um 1,5 Grad Celsius, im Vergleich zum Referenzzeitraum 1961 bis 1990 sogar ein Anstieg um 2,5 Grad Celsius. Der wärmste Monat August war mit durchschnittlich 24,2 Grad sogar um 3,7 Grad beziehungsweise 5,0 Grad wärmer als in den genannten Zeiträumen. Deutschlandweit vermeldet der DWD im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990 einen Anstieg um 2,3 Grad Celsius. Heidelberg liegt damit etwas über dem Bundesdurchschnitt.
  • Unterschiedliche Niederschlagsmengen im Stadtgebiet: Auffällig im Jahr 2022 war einmal mehr, dass die Niederschläge im Stadtgebiet sehr unterschiedlich verteilt sind. Während am Wasserwerk Rauschen eine Jahressumme von 593 Liter pro Quadratmeter gemessen wurde, waren es an der Station Stadtbücherei 675 Liter pro Quadratmeter und auf dem Königstuhl 770 Liter pro Quadratmeter. Das einzige erwähnenswerte Starkregenereignis wurde jedoch an der Station mit der geringsten Jahressumme registriert: Am Wasserwerk Rauschen wurden Ende Juni 37,5 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde und 42,2 Liter pro Quadratmeter innerhalb von sechs Stunden gemessen.
  • Unterschiedliche Niederschlagsmengen im Jahresverlauf: Der Mittelwert von 634 Litern pro Quadratmeter aus den Stationen Wasserwerk und Stadtbücherei lag mit einem Minus von rund 88 Liter pro Quadratmeter unter der durchschnittlichen Jahressumme des Referenzzeitraums 1991 bis 2020. Die Niederschlagssumme ist aufgrund der Regenfälle im Herbst zum Glück doch noch etwas höher ausgefallen als noch im Sommer befürchtet. Schuld ist hier die auffällige Niederschlagsverteilung: Der Mai, Juli und August waren mit jeweils über 50 Liter pro Quadratmeter weniger Niederschlag im Vergleich zum Zeitraum 1991 bis 2020 deutlich zu trocken. Insbesondere im August fiel fast kein Regen, während der September mit durchschnittlich 133,7 Liter pro Quadratmeter am Wasserwerk und der Stadtbücherei sehr verregnet war. Dies hat die Jahresbilanz deutlich aufgebessert.
Wettermast vor blauem Himmel
Der zehn Meter hohe Messmast auf dem Dach der Stadtbücherei hat Sensoren zur Messung der Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Temperatur und Luftfeuchte. Auch eine Ansaugleitung ist installiert, die zur Messung von Luftschadstoffen verwendet werden kann. Zusätzlich liefert ein Niederschlagsgeber Daten zu Regenmengen.

Klimawandel-Anpassung gewinnt an Bedeutung

Im Zuge des Klimawandels ist in Heidelberg in den kommenden Jahren mit einer Mediterranisierung des Klimas zu rechnen. Das heißt: Die Durchschnittstemperatur wird weiter ansteigen, sommerliche Hitzeepisoden werden häufiger auftreten. Die Niederschlagsverteilung wird sich verändern: Die Niederschläge im Winterhalbjahr werden zunehmen mit der Folge häufigerer Hochwasserereignisse. Im Sommer wird weniger Niederschlag erwartet, dafür aber häufiger als kurzer, heftiger Starkregen.

Die Stadtverwaltung erarbeitet daher Schutz- und Vorsorgemaßnahmen für die Risikofaktoren Hochwasser, Starkregen und Hitzebelastung. Der Vorsorgeplan ist Teil des städtischen Klimawandel-Anpassungskonzepts. In diesem geht es um die städtebauliche Planung sowie um Schutz- und Vorsorgemaßnahmen angesichts der Risikofaktoren Hochwasser, Starkregen und Hitzebelastung. Das Umweltamt hat in der Sitzung des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität im Oktober 2022 beispielsweise den Entwurf eines Hitzeaktionsplans mit verschiedenen Maßnahmen für Heidelberg vorgestellt. Mehr zum Thema Klimawandel-Anpassung in Heidelberg gibt es online. 

Hilfe zur Selbsthilfe: das Förderprogramm „Starkregen- und Hochwasserschutz“

Damit sich Heidelberger Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer noch besser wappnen und mit geeigneten Maßnahmen vorsorgen können, besteht seit August 2022 das Förderprogramm „Starkregen- und Hochwasserschutz“. Das Förderprogramm ist zweistufig, bestehend aus einer Einzelfallberatung durch Experten und einer sich anschließenden Bezuschussung geeigneter Maßnahmen. Weitere Informationen zum Förderprogramm Starkregen- und Hochwasserschutz gibt es auf der städtischen Homepage unter www.heidelberg.de/starkregen.   

Foto zum Download