„Sportschicht“: Mitten in der Stadt entstehen innovative Sportangebote für junge Menschen

Stadt, Sportkreis und Heidelberger TV gehen mit Indoor-Flächen in früherer „Nachtschicht“ neue Wege

Wo früher harte Bässe aus den Boxen dröhnten, steht künftig voll und ganz der Sport im Mittelpunkt: Die Stadt Heidelberg plant gemeinsam mit dem Heidelberger TV und dem Sportkreis Heidelberg ein neues, innovatives Indoor-Sportangebot in den Räumen der ehemaligen Diskothek „Nachtschicht“ auf dem Landfried-Komplex im Stadtteil Bergheim. Die „Sportschicht“ – so der Arbeitstitel – soll jungen Menschen moderne Sportangebote und die Möglichkeit bieten, Trendsportarten zu entdecken und auszuprobieren. Bei einem Vor-Ort-Termin am Montag, 4. März 2024, haben Oberbürgermeister Eckart Würzner, Gert Bartmann, Leiter des Amtes für Sport und Gesundheitsförderung, Martin Brandel und Tim Posawatz, 1. Vorsitzender und Geschäftsführer des Heidelberger TV, Ralph Fülop, Geschäftsführer des Sportkreises Heidelberg, und Bernhard Hammes von der P. J. Landfried GmbH & Co. KG das Konzept vorgestellt.

Oberbürgermeister Eckart Würzner und weitere Personen in den Räumen der ehemaligen Diskothek „Nachtschicht“
Stellten gemeinsam die Pläne für die neue „Sportschicht“ in den Räumen der ehemaligen Diskothek „Nachtschicht“ vor (von links): Caroline Trost (Heidelberger TV), Oberbürgermeister Eckart Würzner, Bernhard Hammes (P. J. Landfried GmbH & Co. KG), Martin Brandel und Tim Posawatz (Heidelberger TV), Gert Bartmann (Leiter Amt für Sport und Gesundheitsförderung), Architekt Hansjörg Maier und Ralph Fülop (Sportkreises Heidelberg). (Foto: Philipp Rothe)

OB Würzner: „Wir bieten ein sportliches Experimentierfeld für junge Menschen“

„Wir gehen mit diesem innovativen Indoor-Sportprojekt ganz neue Wege. Wir bieten hier, mitten in der Stadt, künftig ein sportliches Experimentierfeld für junge Menschen – zum Ausprobieren von Trendsportarten, mit flexiblen Möglichkeiten, für Spaß und Freude an der gemeinsamen Bewegung. Ein derartiges Angebot ist in der Region und wohl auch darüber hinaus einzigartig“, sagte Oberbürgermeister Würzner: „Viele Sportvereine werden gerade von Kindern und Jugendlichen geradezu überrannt. Das ist nach den schwierigen Corona-Jahren eine tolle Nachricht. Gemeinsam mit dem Sportkreis und den Sportvereinen wollen wir diese Sportbegeisterung mit modernen und innovativen Angeboten auffangen, die junge Menschen ansprechen. Die Sportschicht ist hier ein zentraler Baustein.“
 
Mit dem Heidelberger TV, der auch in Bergheim aktiv ist, und dem Sportkreis wurde unter dem Motto „classic meets modern“ ein Nutzungskonzept entwickelt, das auf der rund 1.700 Quadratmeter großen Fläche den klassischen Vereinssport mit modernen Trendsportarten verbindet und vorrangig Jugendliche und junge Erwachsene anspricht. Hauptnutzer der Indoor-Sportflächen wird der HTV. Die Sportschicht soll aber auch durch andere Vereine, Schulen und Organisationen genutzt werden können. Die Koordination übernimmt das Sportamt.
 
Bei einem Beteiligungs-Workshop des HTV konnten Jugendliche Ideen zu den Räumen einbringen. „Wir betrachten die gesamte Aufteilung und Einrichtung als ,im Prozess‘ und wollen schauen, wie dieser neue Weg sich entwickelt. Wir werden daher auch an vielen Stellen auf mobile Lösungen bei den Geräten setzen“, sagt HTV-Geschäftsführer Tim Posawatz. Das Raumangebot sieht nach aktuellem Stand vier multifunktionale Räume vor:

  • Der „Hardfloor“ dient Aktivitäten wie Calisthenics, Parcours, Skateboarding und Kraftsport.
  • Er ist verknüpft mit dem „Softfloor“, wo Sportarten wie Turnen, Bouldern und Acrobatik auf Matten stattfinden sollen.
  • Der „Gym“ ermöglicht Fitnessaktivitäten an Maschinen.
  • Der „Dancefloor“ ist primär für Tanzen wie zum Beispiel Hip-Hop und andere Bewegungsaktivitäten vorgesehen, kann aber auch als Veranstaltungsraum genutzt werden.
Visualisierung der neuen „Sportschicht“
Diese Visualisierung zeigt von oben, wie die vier Räume der neuen „Sportschicht“ auf dem Landfried-Areal in etwa aussehen sollen. (Foto: Nelly Brandel)

Angedacht sind sowohl Angebote im Rahmen von organisiertem Training – wie etwa Turnen, Tanzen, Kindersportschule, Cheerleading, Fitness, Workout, Yoga und Pilates – als auch offene Vereinsangebote, die unter Beaufsichtigung zur eigenverantwortlichen Bewegungen einladen: von Open Gym und Calisthenics über Akrobatik, Bouldern und Fitness bis hin zu Parcours. „Wir haben nach alternativen Sportstätten gesucht, um der großen Nachfrage im Kinder- und Jugendbereich gerecht werden zu können. Mit diesem Konzept gehen wir neue Wege, weg vom klar organisierten Training hin zu offeneren Angeboten und Trendsportarten. Zugleich werden dadurch Kapazitäten in den Sporthallen frei, die andere Sportarten dringend benötigen“, sagt Martin Brandel, 1. Vorsitzender des Heidelberger TV.

Sport-Begeister-Stunde für Schülerinnen und Schüler

Der Sportkreis will ergänzend dazu mit offenen Angeboten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich auch ohne Kosten und Mitgliedschaft sportlich betätigen zu können. „Ziel ist, Freude am Sport auch bei Kindern zu wecken, deren Eltern nicht sport-affin sind, und diese frühzeitig für Vereine zu gewinnen und halten“, sagt Geschäftsführer Ralph Fülop: „Wir wollen Trendsportarten einführen und schauen, wie diese angenommen werden – und ob sie sich in Vereinen etablieren, wie vor einigen Jahren beispielsweise Parcours. Mit dem Format „#sports.hub“ soll zudem vormittags ein Angebot für Heidelberger Schulen entstehen: eine Sportstunde als Sport-Begeister-Stunde mit vielen innovativen Spielen und Sportarten.“
 
Die Stadt mietet die Räumlichkeiten von der P.J. Landfried GmbH & Co.KG an. Nach Sanierung durch die Eigentümerin inklusive Umkleide- und Sanitärbereiche werden die Räume so gestaltet, dass sie sowohl sportlichen als auch Freizeitaktivitäten gerecht werden. Das Sportamt wird die Räume mit Sportgroßgeräten und Möbeln ausstatten. Hierfür sind 250.000 Euro im Haushalt hinterlegt. Der HTV steuert zusätzliche Sportgroßgeräte im Wert von circa 100.000 Euro bei. Die Raumbelegung wird durch das Sportamt koordiniert, mit vorrangiger Nutzung durch den HTV. Das Angebot soll 2025 starten. „Über sechs Jahre standen die Kellerräume nach dem Ende der Nachtschicht leer. Die Corona-Krise verzögerte die Nachnutzung gleich um mehrere Jahre. Deshalb freuen wir uns umso mehr, gemeinsam mit der Stadt Heidelberg und unserem Architekten Hansjörg Maier die Umgestaltung der ehemaligen Disco-Fläche zu einem Indoor-Sportzentrum realisieren zu dürfen“, sagt Bernhard Hammes, P.J. Landfried GmbH & Co.KG.

Sportstadt Heidelberg: Mehr als 120 Sportvereine mit fast 50.000 Mitgliedern

In Heidelberg gibt es mehr als 120 Sportvereine mit knapp 50.000 Mitgliedern – ein Rekord. Vor der Corona-Pandemie 2019 zählten die Vereine noch rund 5.000 Mitglieder weniger. Sportvereine sind vor allem bei Kindern und Jugendlichen elementarer Teil ihrer Lebenswelt: Rund 86 Prozent der 7- bis 14-Jährigen in Heidelberg gehören einem Sportverein an, bei den 15- bis 18-Jährigen sind es circa 67 Prozent. Der Sportkreis Heidelberg e.V. ist der Dachverband der Sportvereine in Heidelberg und der Region. Der Heidelberger TV zählt zu den wachsenden Vereinen: Die Mitgliederzahl ist 2023 auf über 3.100 gestiegen – ein Zuwachs um circa 70 Prozent seit 2013, vor allem aufgrund von Kindern und Jugendlichen. Jedes zweite Mitglied ist unter 18 Jahren.

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