Corona-Pandemie verstärkt Bedarf an Schulsozialarbeit

Stadtverwaltung schlägt perspektivisch Ausbau vor

Die Stadt Heidelberg möchte perspektivisch die Schulsozialarbeit weiter ausbauen. Seit 20 Jahren setzt Heidelberg erfolgreich auf das Instrument der präventiven Jugendhilfe. Zielgruppe des sozialpädagogischen Angebots sind alle Heidelberger Schülerinnen und Schüler. Ein besonderer Fokus liegt auf der frühen Unterstützung junger Menschen, die durch individuelle Problemlagen beeinträchtigt oder sozial benachteiligt sind. Heidelberg hat als Vorreiter auf diesem Gebiet vielen anderen Kommunen als Beispiel gedient.

Sozialbürgermeisterin Jansen: „Pandemie wirkt wie ein Brennglas auf Bedarfe“

Das Hilfsangebot, das – mit Ausnahme der sonderpädagogischen Graf-von-Galen-Schule – mittlerweile flächendeckend an allen öffentlichen Schulen der Stadt verankert ist, ist durch die Corona-Pandemie stärker denn je gefordert. „Die Pandemie wirkt wie ein Brennglas auf die Handlungs- und Entwicklungsbedarfe für den Ausbau der Schulsozialarbeit“, sagte Sozialbürgereisterin Stefanie Jansen im Jugendhilfeausschuss am 8. November. Während es zunächst im Gremienlauf bis Jahresende darum geht, die Schulsozialarbeit im jetzigen Umfang finanziell abzusichern, hält die Verwaltung aus Fachsicht eine weitere Aufstockung perspektivisch ab Herbst 2023 für notwendig. Darüber entscheiden wird der Gemeinderat im Rahmen der Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2023/24. Schon jetzt investiert die Stadt jährlich zwei Millionen Euro in das Angebot. Eine Aufstockung müsste nach Berechnungen der Verwaltung mit knapp einer halben Million Euro jährlich zusätzlich finanziert werden.

Belastungen bei Schülern erhöht

Seit 2002 gibt es bereits Schulsozialarbeit in Heidelberg. Ausgehend von den Haupt- und Förderschulen wurde das sozialpädagogische Unterstützungsangebot an den Schulen in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich ausgebaut. Seit der Implementierung an den beruflichen Schulen und den Gymnasien im Jahr 2015 steht präventive Jugendhilfe seither in allen Schultypen von Grundschule bis zur weiterführenden Schule zur Verfügung. Auch in der Corona-Pandemie hat sich das Unterstützungssystem als sehr stabil erwiesen. Allerdings hat die Pandemie auch die Belastungen der Schülerinnen und Schüler erhöht. Soziale Verhaltensauffälligkeiten, Schwierigkeiten auf dem Weg zur Selbständigkeit und Schulabsentismus sind einige der Folgen. Dies wird von den Schulsozialarbeitenden, den Jugendhilfeträgern, den Schulleitungen und durch die bundesweiten JUCO-Studien der Universitäten Frankfurt und Hildesheim bestätigt. Einen Ausbau des Angebots hält die Stadtverwaltung deshalb für dringend angezeigt.

Kinder spielen zusammen
Schulsozialarbeiter Stephan Wandernoth beim Antiaggressionstraining mit Grundschülerinnen und -schülern der Wilckensschule in Bergheim. (Foto: Peter Dorn)

Derzeit arbeiteten über die städtische Förderung insgesamt 40 pädagogische Fachkräfte an 33 Schulstandorten. Hierfür werden bei sieben freien Jugendhilfeträgern insgesamt 24,5 Vollzeitstellen über den Etat der Jugendhilfe bezuschusst. Hinzu kommen 4,25 weitere Stellen aus dem Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“, die nur befristet zur Verfügung gestellt werden – voraussichtlich bis Juli 2023. Der Bedarf wird aber von den Schulen und der Verwaltung höher eingeschätzt.

Geplante Ausweitung der Schulsozialarbeit ab dem Schuljahr 2023/2024

  • Grundschulen und SBBZ:
    Schulsozialarbeit soll an Grundschulen in den kommenden Jahren von einer halben auf eine dreiviertel Stelle pro Schule aufgestockt werden. Zunächst ist eine Erhöhung an sieben Grundschulstandorten sowie an der Stauffenbergschule geplant. Das entspricht insgesamt zwei Vollzeitstellen. Am Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) Graf-von-Galen-Schule schlägt die Stadtverwaltung den Einsatz von Schulsozialarbeit durch die Aufstockung einer bestehenden Schulsozialarbeitsstelle um 25 Prozent vor.
  • Gemeinschaftsschulen und Realschulen:
    An den Gemeinschaftsschulen und den Realschulen hat sich bereits vor Beginn der Corona- Pandemie ein erhöhter Bedarf von Schulsozialarbeit abgezeichnet. An den vier Realschulen (inklusive des B- Zuges der Internationalen Gesamtschule) sowie den beiden Gemeinschaftsschulen schlägt die Stadtverwaltung eine Aufstockung der Schulsozialarbeit um jeweils eine halbe Stelle geplant. In der Summe sind das zusätzliche drei Vollzeitstellen.
  • Gymnasien und berufliche Schulen:
    An drei Gymnasien sieht die Stadtverwaltung künftig eine Aufstockung um jeweils 25 Prozent vor, in der Summe also 0,75 Vollzeitstellen. Die Stellen an den beruflichen Schulen entsprechen dem aktuelle Bedarf.

Träger der Schulsozialarbeit in Heidelberg sind derzeit: AGFJ Familienhilfe-Stiftung, AWO Heidelberg, Friedrichstift Leimen, Institut für Heilpädagogik und Erziehungshilfe, Luise-Scheppler-Heim, Päd Aktiv sowie die Jugendagentur Heidelberg.

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