Baustellensommertour: Heidelberg investiert in großflächigen Fernwärmeausbau
Erneuerung von Straßen und Abwasserkanälen/Schritt für Schritt zur 70-Prozent-Marke
Im Rahmen ihrer Sommertouren haben der Erste Bürgermeister Jürgen Odszuck und Umweltbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain am Dienstag, 9. September 2025, gemeinsam eine Fernwärmebaustelle in Heidelberg-Neuenheim besucht, bei der auch Straßen und Abwasserkanäle erneuert wurden. Vor Ort informierten sie über den aktuellen Stand der Baumaßnahme und die weiteren Planungen.
„Der flächendeckende Fernwärmeausbau ist unser Ziel und wir sind auf einem sehr guten Weg. Die enge Zusammenarbeit zwischen Stadt und Stadtwerken Heidelberg zeigt, wie wir gemeinsam an einem Strang ziehen und unsere Stadt fit für die Zukunft machen. Wer sich vor Ort ein Bild macht, sieht: Die Erneuerung der Infrastruktur ist ein entscheidender Schritt zu einer klimabewussteren Wärmeversorgung und die Stadtwerke sind dabei ein starker Partner an unserer Seite“, sagte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.
„Seit über 90 Jahren sorgt die Fernwärme in Heidelberg für eine verlässliche und komfortable Wärmeversorgung – heute schon zur Hälfte aus klimafreundlichen Quellen und künftig klimaneutral. Mit innovativen Projekten wie der Fluss- und Abwasserwärmepumpe, einem beschleunigten Netzausbau und einer klaren Strategie wollen wir unser Ziel erreichen: CO<sub>2</sub>-freie Fernwärme aus erneuerbaren Energien und Abwärme für 70 Prozent des Heidelberger Wärmeverbrauchs bis 2040. Das ist ein zentraler Beitrag zur Energiewende und – über saubere Luft, Versorgungssicherheit und bequeme Wärmeversorgung – zur Lebensqualität in unserer Stadt“, erläuterte Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain.
Umfangreiche Tiefbau- und Sanierungsbauarbeiten in Neuenheim/ Aktueller Stand
Die Stadt investiert umfassend in die Modernisierung ihrer Infrastruktur. Seit September 2024 arbeiten die Stadtwerke gemeinsam mit dem Tiefbauamt an einem Großprojekt, bei dem im Stadtteil Neuenheim neue Fernwärmeleitungen verlegt sowie Kanäle und Straßenoberflächen erneuert werden, während weitere Stadtteile bereits planerisch vorbereitet sind. Der Ausbau der Fernwärme ist dabei ein zentraler Bestandteil der Heidelberger Wärmewende: Schon heute werden rund 50 Prozent des erschließbaren Wärmemarkts über Fernwärme versorgt, künftig soll dieser Anteil auf etwa 70 Prozent steigen und vollständig klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, erhöhen Stadt und Stadtwerke die Ausbaugeschwindigkeit deutlich auf künftig rund zwölf Kilometer neuer Leitungen pro Jahr – etwa dreimal so viel wie bisher.
In Neuenheim sollen in einem nächsten Schritt etwa acht Kilometer Fernwärmeleitungen verlegt werden. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenden Ausbaupakets, mit dem die Planungs- und Baukapazitäten gebündelt und Synergieeffekte genutzt werden sollen. So ist beispielsweise vorgesehen, Fernwärme- und Abwasserleitungen gemeinsam in einem Graben zu verlegen. Damit wird nicht nur die Energieversorgung klimafreundlicher gestaltet, sondern auch die Infrastruktur des Stadtteils nachhaltig und zukunftsfähig ausgebaut. Im September 2024 starteten in der Beethoven- und der Gundolfstraße umfangreiche Bauarbeiten, bei der Fernwärme verlegt und der Fahrbahnbelag mittlerweile vollständig erneuert sind.
Im Zuge der Straßenerneuerung werden in 24 Straßen zur Entwässerung alte Gullys ersetzt, neue Rinnen gesetzt und die Fahrbahnen über die gesamte Straßenbreite erneuert. In Kreuzungsbereichen werden zudem Bordsteinkanten abgesenkt, was den Komfort für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie die Barrierefreiheit verbessern. Für diese Tiefbauarbeiten ist ein Auftragsvolumen von rund 1,9 Millionen Euro vorgesehen, von dem bisher etwa 600.000 Euro verbaut wurden.
Zugleich erfolgt eine umfassende Kanalerneuerung diverser Straßen. Im Maulbeerweg wurden auf einer Länge von 145 Metern der Kanal sowie ein Schacht komplett ausgetauscht. In der Seitzstraße wird zusätzlich eine 64 Meter lange Kanalhaltung und ein Schacht erneuert. Für diese Arbeiten sind rund 750.000 Euro eingeplant, etwa 350.000 Euro wurden davon bereits eingesetzt.
In der Remlerstraße laufen im Bauabschnitt 1 westlich des Maulbeerwegs noch voraussichtlich bis Oktober 2025 Kanalarbeiten. Im Anschluss setzen die Stadtwerke Heidelberg die Maßnahme mit der Verlegung von rund 40 Metern neuer Fernwärmeleitungen in diesem Abschnitt fort. Danach folgt Bauabschnitt 2 östlich des Maulbeerwegs, ebenfalls zunächst mit Kanalarbeiten und anschließend mit der Verlegung von 60 Metern Fernwärmeleitung. Insgesamt werden in beiden Bauabschnitten etwa 50 Meter Kanalleitung sowie der Fahrbahnbelag im Bereich der Kanalerneuerung erneuert. Alle Arbeiten in der Remlerstraße werden bis spätestens Ende 2025 abgeschlossen. Die schrittweise Bearbeitung der einzelnen Bauabschnitte stellt sicher, dass der Verkehr so wenig wie möglich beeinträchtigt wird. Zwar wurden in der Remlerstraße bislang keine neuen Fernwärmehausanschlüsse beauftragt, mit dem flächendeckenden Fernwärmeausbau in Neuenheim wird jedoch die nötige Infrastruktur geschaffen. Damit können Immobilien künftig sehr kurzfristig an das Fernwärmenetz angeschlossen werden, sobald sich ihre Eigentümer für diese nachhaltige Wärmeversorgung entscheiden.
Mittlerweile wurden die Maßnahmen in fünf Straßen bereits abgeschlossen. Beethovenstraße, Maulbeerweg und Kastellweg sind kurz vor der Fertigstellung. Als nächstes steht eine rund 90 Meter lange Sanierung des Froschäckerweges an. Bis Mitte 2027 wird in 19 weiteren Straßen in Neuenheim und teils im Süden von Handschuhsheim gebaut und somit weitere rund fünf Kilometer Fernwärmeleitungen verlegt. Die Stadt nutzte die Ferien, um die Fahrbahndecke der stark sanierungsbedürftigen Kreuzung Mönchhof-/Werderstraße zu erneuern.
Fernwärme als Priorität im kommunalen Wärmeplan
Der kommunale Wärmeplan empfiehlt Fernwärme als erste Wahl überall dort, wo sie heute bereits vorhanden ist oder der Ausbau geplant wird. Außerhalb dieser Gebiete bieten sich vor allem Wärmepumpen an. Die Fernwärme wird von den Stadtwerken Heidelberg geliefert, die auch den Ausbau des Netzes verantworten. Im nördlichen Heidelberg schreitet der Ausbau des Wärmenetzes schrittweise voran. Aktuell liegt der Schwerpunkt in Neuenheim, weitere Bauabschnitte erfolgen in Handschuhsheim. Parallel dazu treiben die Stadtwerke den Ausbau auch in anderen Stadtteilen voran, sodass große Teile Heidelbergs bis Mitte der 2030er-Jahre angeschlossen sein sollen. Auf der digitalen Fernwärme-Ausbaukarte der Stadtwerke lässt sich jederzeit nachvollziehen, wo derzeit gebaut wird und wo künftig Ausbau geplant ist. Über ein Online-Formular können Interessierte ihr Anschlussinteresse frühzeitig vormerken lassen. Der Zeitplan für den Ausbau hängt jedoch von verschiedenen externen Faktoren ab, etwa von der Verfügbarkeit von Baufirmen und Personal, der Finanzierung, der Koordination mit anderen städtischen Maßnahmen sowie den Wetterbedingungen (www.swhd.de/fernwaerme).
So wird Heidelbergs Fernwärme klimaneutral
Schon heute stammen 50 Prozent der Fernwärme aus erneuerbaren Quellen oder CO₂-freier Abwärme. Bis 2030 soll nahezu klimaneutrale Wärme erreicht werden. Wichtige Bausteine sind – neben den drei Luftwärmepumpen im ENERGIEpark Pfaffengrund, die bereits in Betrieb sind – auch die geplante Flusswärmepumpe an der Ernst-Walz-Brücke in Bergheim und eine Abwasserwärmepumpe am Klärwerk-Nord in Handschuhsheim.
Fernwärme steht für Klimaschutz, Versorgungssicherheit und geringen Wartungsaufwand. Sie benötigt keinen Platz für Brennstofflagerung, verursacht keine Lärmemissionen und wird attraktiv gefördert. Der Fernwärmepreis der Stadtwerke liegt im günstigsten Drittel bundesweit.
Weitere Informationen unter: Fernwärme in Heidelberg | Heidelberg