Waschbären im Schacht, Uhu in Not: Bewegtes Jahr für Wildtierbeauftragte und Stadtjäger
Stadt legt Wildtierbericht 2024 vor
Auch 2024 blieb es wild in Heidelberg: 233 Anliegen rund um Füchse, Wildschweine, Waschbären und andere tierische Stadtbewohner beschäftigten die Wildtierbeauftragte Luisa Krauß und die Stadtjäger Tim Wissutschek und Peter Stephan – im Vorjahr waren es 194. Im Fokus standen erneut Begegnungen mit Waschbären, Wildschweinen und verschiedenen Vogelarten. Der neue Wildtierbericht dokumentiert diese Einsätze und gibt Einblicke in die Entwicklung der Wildtierpopulationen, das Gänse- und Feldhasenmonitoring sowie Maßnahmen zur Seuchenprävention.
Waschbären in Wieblingen: Zwischen Schutzgebiet und Siedlung
Die meisten Fälle konnten telefonisch oder mit Vor-Ort-Beratungen geklärt werden. In 38 Prozent der Einsätze handelte es sich um Notfälle, bei denen verletzte oder gefährdete Tiere gerettet werden mussten. Wie bereits im Vorjahr machten Waschbären den größten Teil der Anfragen aus. In keinem Stadtteil wurden 2024 so viele Waschbärmeldungen registriert wie in Wieblingen (18). Dies könnte mit dem Naturschutzgebiet „Unterer Neckar“ in Verbindung stehen, das den Waschbären optimale Rückzugsorte mit geringer Störung bietet. Gleichzeitig locken angrenzende Wohngebiete mit warmen Dachböden, Mülltonnen und Gärten mit reichhaltigem Nahrungsangebot.
Mehrere Waschbären suchten sich feste Schlafplätze in Gebäuden, was in über 20 Fällen zu Sachschäden oder der Gefahr solcher führte. Die Fälle in Wieblingen zeigen exemplarisch, wie eng die Lebensräume von Wildtier und Mensch mittlerweile verzahnt sind – und wie wichtig gezielte Präventionsarbeit in solchen Übergangszonen bleibt. In Situationen, in denen Vergrämungsmaßnahmen nicht ausreichten, wurden gewerbliche Stadtjäger zur Entnahme der Tiere beauftragt. Insgesamt war das im Stadtgebiet in 36 Fällen nötig, ein Anstieg um 50 Prozent.
Weniger Gänse auf der Neckarwiese – Warnschild auf der Ernst-Walz-Brücke
Ein besonderes Augenmerk lag 2024 erneut auf den Gänsen. Die Zahl der Tiere ging weiter zurück, ebenso wie die Zahl der gefundenen Schwanen- und Nilganseier beim Gelegemonitoring. Auf der sogenannten Liebesinsel wurden 332 Eier von vier Gänsearten gezählt – deutlich weniger als in den Vorjahren. Auch auf der Neckarwiese war der Rückgang der Gänsepopulation zu beobachten. Dennoch blieb es nicht ohne Zwischenfälle: Im Frühjahr querten Gänse vermehrt die Fahrbahn auf der Ernst-Walz-Brücke und sorgten für Verkehrsbehinderungen. In Absprache mit der Polizei wurde dort ein Gänse-Warnschild angebracht, um Verkehrsteilnehmende für die tierischen Querungen zu sensibilisieren.
Wildtiereinsätze 2024: Wildschweine im Garten, Uhu in der Klemme, Waschbär im Schacht
In der Umgebung des Hausackerwegs durchbrachen Wildschweine mehrfach Gartenzäune und suchten tagsüber Unterschlupf auf Privatgrundstücken. Ein gezielter Vergrämungsabschuss half, die betroffene Rotte aus dem Gebiet zu vertrieben und gab Anwohnern Zeit, ihre Zäune aufzurüsten. Die Strategie zeigte Erfolg: Die Tiere mieden das Gebiet zunächst.
Besonders berührend waren auch 2024 wieder mehrere tierische Einzelschicksale. Zwei verwaiste Feldhasenjungtiere („Klopfer“ und „Ludwig“) konnten vermittelt und nach erfolgreicher Aufzucht wieder ausgewildert werden. In der Altstadt rettete der Stadtjäger Tim Wissutschek gemeinsam mit der Tierrettung Rhein-Neckar einen Uhu, der in einen schmalen Schacht geraten war und sich nicht mehr aus eigener Kraft befreien konnte. In Handschuhsheim setzte Stadtjäger Peter Stephan eine Leiter ein, über die eine Waschbärmutter mit vier Jungtieren in die Freiheit klettern konnte, nachdem sie in einen Fensterschacht gefallen waren.
Feldhasenbestand über dem Landesschnitt – Wildunfälle in Datenbank
Das Feldhasenmonitoring lieferte erfreuliche Ergebnisse: Bei der sogenannten Scheinwerfertaxation in fünf Revieren wurden im Frühjahr 45 Feldhasen pro 100 Hektar gezählt. Im Herbst lag der Wert sogar bei 68 Hasen pro 100 Hektar – und damit deutlich über dem Landesschnitt. Die Rheinebene bei Heidelberg gilt damit weiterhin als wichtiger Rückzugsraum für das Niederwild. Erstmals wurden im Wildtierportal auch die Koordinaten von Wildunfällen erfasst. 34 Fälle wurden im Jagdjahr 2023/24 gemeldet, fast die Hälfte davon betraf Rehe. Ziel ist es, mit diesen Daten mögliche Unfallschwerpunkte zu erkennen und geeignete Schutzmaßnahmen wie Wildwarnanlagen oder Zäune gezielt zu planen.
Ein weiterer Schwerpunkt lag 2024 auf der Seuchenprävention. Nach dem ersten Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Südhessen wurde Heidelberg zur Pufferzone erklärt. Zur Eindämmung wurden revierübergreifende Drückjagden organisiert, Stromzäune errichtet und speziell ausgebildete Kadaverspürhunde eingesetzt – ein wichtiger Beitrag, um die weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Ein weiterer Schwerpunkt lag 2024 auf der Seuchenprävention. Nach dem ersten Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Südhessen wurde Heidelberg zur Pufferzone erklärt. Zur Eindämmung wurden revierübergreifende Drückjagden organisiert Stromzäune errichtet und speziell ausgebildete Kadaverspürhunde eingesetzt – ein wichtiger Beitrag um die weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Weitere Informationen, Fallbeispiele und Details zu den einzelnen Maßnahmen finden sich im vollständigen Wildtierbericht 2024 auf der Webseite der Stadt Heidelberg unter www.heidelberg.de/wildtiere.