Der Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil der Stadt Heidelberg 2023 geht an Bachtyar Ali

Der mit 15.000 Euro dotierte Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2023 der Stadt Heidelberg geht an den 1966 in der autonomen Region Kurdistan im Irak geborenen Autor Bachtyar Ali. Die Auszeichnung wird alle drei Jahre an Schriftstellerinnen und Schriftsteller vergeben, die im Exil in Deutschland leben oder als Nachkommen mit diesem Thema in Berührung kamen, sich literarisch damit auseinandersetzten und in deutscher Sprache publizieren. Der Hilde-Domin-Preis wird im Frühjahr 2024 in der UNESCO City of Literature Heidelberg verliehen.

Die Jury erklärte in ihrer Begründung: „In einer Welt der Krisen und Kriege setzt Bachtyar Ali mit seiner Literatur Zeichen der Humanität. Sein Werk und seine Biographie sind geprägt vom Krieg im irakischen Kurdistan. Als sprachmächtiger, fabelhafter Erzähler verwandelt er die Gewalt und das tausendfache Morden in politische Parabeln, in bildstarke Märchen, in Weltliteratur voller Magie, ohne das Grauen des Krieges zu verharmlosen oder gar zu verschweigen. Seine Romane sind ein Epitaph für die Opfer, eine große Erzählung von Freundschaft, Verrat und Leid, von der Suche nach Wahrheit, Aussöhnung ohne Vergeltung und vom Überleben mit und durch Geschichten. Im Flüchtlingsboot Richtung Europa erzählt der Romanheld Muzafari seine Geschichten immer wieder, auf hoher See, hinaus ins Offene, Ungewisse, ins Unvorstellbare.“

Der Autor

Gewinner des Domin Preises
Der in der autonomen Region Kurdistan im Irak geborenen Autor Bachtyar Ali erhält den Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil der Stadt Heidelberg 2023.

Bachtyar Ali, geboren 1966 in Sulaimaniya in der autonomen Region Kurdistan im Irak, lebt seit Mitte der 1990er Jahre im deutschen Exil. In seiner Heimat erschienen seine Romane in den Verlagen Ranj und Andesha und wurden Bestseller. 2005 kürte das Bildungsministerium des autonomen irakischen Kurdistans den Roman „Die Stadt der weißen Musiker“ zum besten Buch des Jahres. 2009 erhielt er als erster den HARDI-Literaturpreis, der zum größten Kulturfestival im kurdischen Teil des Irak gehört. 2014 wurde er mit dem damals neuen Sherko Bekas-Literaturpreis ausgezeichnet, 2017 mit dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund. Der Züricher Unionsverlag publiziert seine Bücher auf Deutsch, in der Übersetzung von Ute Cantera-Lang und Rawezh Salim.

Die Jury

Mitglieder der Jury des Hilde-Domin-Preises sind Prof. Dr. Doerte Bischoff (Germanistin und Leiterin der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur; Universität Hamburg), Gregor Dotzauer (Literaturkritiker, Essayist, Literaturredakteur beim Berliner „Tagessspiegel“), Marie-Luise Knott (Journalistin, Übersetzerin, Kritikerin, Herausgeberin und Essayistin), Prof. Dr. Kerstin Schoor (Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Inhaberin der Axel Springer-Stiftungsprofessur für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder) und Cornelia Zetzsche (Literaturkritikerin, Kuratorin, Moderatorin, Kulturjournalistin).

Preis „Literatur im Exil“

Der Preis „Literatur im Exil“ wurde 1992 von der Stadt Heidelberg anlässlich des 80. Geburtstages der Ehrenbürgerin und ersten Preisträgerin Hilde Domin gestiftet. Seitdem wird die Auszeichnung alle drei Jahre an Schriftstellerinnen und Schriftsteller vergeben, die im Exil in Deutschland leben oder als Nachkommen mit diesem Thema in Berührung kamen, sich literarisch damit auseinandersetzten und in deutscher Sprache publizieren. Die Vergabe kann entweder für eine Einzelleistung oder in Anerkennung des Gesamtwerkes erfolgen. Bei ins Deutsche übersetzten Werken kann der Übersetzer oder die Übersetzerin nach Ermessen der Jury bis zu einem Drittel am Preis beteiligt werden. Der Preis ist dotiert mit 15.000 Euro. Zu Ehren Hilde Domins wurde der Preis nach ihrem Tod im Februar 2006 in „Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil“ umbenannt.

Bisherige Preisträger

Neben Hilde Domin erhielten den Preis bisher der in Teheran geborene Autor SAID, der in Leningrad geborene Boris Chasanow und dessen Übersetzerin Annelore Nitschke, der Bosnier Stevan Tontic, der Algerier Hamid Skif, der Deutsch-Iraker Sherko Fatah, der in Leningrad geborene Autor Oleg Jurjew sowie der in Bagdad geborene Autor Abbas Khider, der 2018 verstorbene deutsche Schriftsteller Edgar Hilsenrath sowie Natascha Wodin.

Preisverleihung und Lesung

Der Preis wird Anfang 2024 an Bachtyar Ali in Heidelberg überreicht. Der Termin der Preisverleihung wird zeitnah im Vorfeld bekannt gegeben.

Weitere Informationen zu den Literaturpreisen der Stadt Heidelberg unter www.heidelberg.de/kulturamt.

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