Gleiche Chancen: erfolgreiche Heidelberger Projekte

Eine Auswahl

Mit zahlreichen Instrumenten setzt sich die Stadt Heidelberg dafür ein, dass alle Bürgerinnen und Bürger die gleichen Chancen erhalten, ihre Talente zu entfalten. Insgesamt 118 Projekte hat die Stadt Heidelberg in den Jahren 2011/12 mit vielen externen Partnerinnen und Partnern wie Wohlfahrtsverbänden und deutschen wie ausländischen Vereinen umgesetzt.

Themenfeld „Bildungspotenzial erhöhen“

Die gute Nachricht ist, dass Heidelberger Mädchen und Jungen – egal ob deutscher oder ausländischer Herkunft – häufiger als im Landesdurchschnitt aufs Gymnasium wechseln. Dabei gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Besonders bemerkenswert ist, dass der Anteil von ausländischen Schülerinnen und Schülern, die auf das Gymnasium wechselten, um 16 Prozentpunkte auf 47 Prozent gestiegen und liegt damit weit über dem Landesdurchschnitt von 23 Prozent.

Mit verschiedenen Maßnahmen ist die Stadt Heidelberg darauf eingegangen, dass trotz dieses guten Ergebnisses der Anteil der ausländischen Abiturientinnen und Abiturienten doch deutlich (42 Prozentpunkte) unter der der deutschen liegt und insgesamt der Anteil ausländischer Schülerinnen und Schüler mit steigendem Schulniveau abnimmt.

  • Heidelberger Unterstützungssystem Schule (HÜS): Mehr als 1.000 leistungsschwächere Kinder und Jugendliche der Grund-, Haupt, Förder- und Realschulen, seit Februar 2012 auch leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler aus Gymnasien und beruflichen Schulen, profitieren von einer gezielten Unterstützung vor allem in den Kernfächern Mathematik und Deutsch. Bisher investierte die Stadt in HÜS jährlich 200.000 Euro. Mit der Planung, Organisation und Durchführung von HÜS ist seit Projektbeginn im Jahr 2009 die Volkshochschule Heidelberg beauftragt.
  • Welcome: In den Genuss von schulischer Nachhilfe direkt in den Familien, in den Schulen oder in der Stadtbücherei kamen 15 Migrantenkinder durch ehrenamtliche Lern- und Integrationspaten und -patinnen, die vom Interkulturellen Elternverein akquiriert werden. Beteiligt waren Kinder und Jugendliche, die vom Kinder- und Jugendamt benannt wurden. Das Amt für Chancengleichheit förderte erstmals zum Schuljahr 2011/2012 mit 4.500 Euro, weitere 4.500 Euro kamen von Netzwerke für Bildungspartner.
  • Bildungslotse: Der Ausländer- und Migrationsrat der Stadt Heidelberg (AMR) konnte 2012 damit starten, einem breiten Netzwerk zugewanderter Eltern in vielen Formaten und einfacher Sprache Informationsangebote über die wichtigsten aktuellen Veränderungen im Schulwesen zu vermitteln. Ermöglicht wurde das vom Land ausgezeichnete Projekt durch die Antragsstellung und finanzielle Unterstützung des Amtes für Chancengleichheit sowie die finanzielle Förderung der Elternstiftung Baden-Württemberg und des Netzwerks für Bildungspartner. Für die Durchführung stellte das Interkulturelle Zentrum in Gründung Räume kostenlos zur Verfügung.
  • Unterstützung der Mehrsprachigkeit: 124 Kinder und Jugendliche konnten 2012 die Förderung der muttersprachlichen Unterrichtsangebote in Persisch, Koreanisch, Russisch und Griechisch nutzen. Mehrsprachigkeit wird allgemein als Indiz für gelingende Bildungsbiographien angesehen und erleichtert auch das Erlernen der deutschen Sprache. Die finanzielle Unterstützung durch das Amt für Chancengleichheit betrug 8.789 Euro und wird auch weiterhin ermöglicht. Die Auswahl der Sprachen richtet sich immer nach den Angeboten durch die Vereine.
  • Schreiblabor: 37 Kinder mit Migrationshintergrund erhielten 2011 und 2012 von sprachbegeisterten ehrenamtlichen Tutoren ein- bis zweimal wöchentlich eine kostenlose Lese- und Schreibförderung im Format der Eins-zu-Eins-Betreuung. Beim Lesen von Zeitungen und Büchern, bei Wort- und Sprachspielen und beim Verfassen eigener Texte wird Spaß am Umgang mit dem geschriebenen Wort entwickelt. Spielerisch vergrößern die Kinder Wortschatz und erlangen Sicherheit im Umgang mit der deutschen Sprache. Bezuschusst durch das Amt für Chancengleichheit, den Freundeskreis des Deutsch-Amerikanischen Instituts, der US-Botschaft und den Stadtwerken Heidelberg bietet die Schurmann-Gesellschaft im DAI diese Förderung an.

Themenfeld „Ausbildungspotenzial erhöhen“

Um das Ausbildungspotenzial zu erhöhen und die Überrepräsentanz von ausländischen Altbewerberinnen und -bewerbern abzubauen, sind mehrere Projekte ins Leben gerufen worden:

  • Ausbildungsverbund Heidelberg: Auf- und ausgebaut hat das Amt für Chancengleichheit gemeinsam mit vielen Kooperationspartnern ein Netzwerk von 30 Unternehmen, die von Migranten und Migrantinnen geführt werden, die bereit waren, als Ausbildungsbetriebe in Heidelberg zu wirken. In Kooperation mit der IHK ist die erforderliche Qualifizierung der Ausbildenden durchgeführt worden. Das Interkulturelle Bildungszentrum Mannheim (IKUBIZ) hilft den Unternehmen bei der Suche nach passenden Auszubildenden. Inzwischen werden jährlich 15 neue Ausbildungsplätze akquiriert und mit benachteiligten Jugendlichen – meistens Zugewanderten – besetzt.
  • AZUBI-Fonds: Über den „Azubi-Fonds“ bei der Heidelberger Dienste gGmbH finanzieren die Stadt Heidelberg und das Jobcenter Heidelberg 20 bis 25 zusätzliche Ausbildungsplätze für Jugendliche und junge Erwachsene mit bisher geringen Chancen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Das Amt für Chancengleichheit unterstützt dieses Projekt mit 50.000 Euro.
  • Übergangsmanagement Schule-Beruf: Informationsangebote zur Erkundung von Berufsbildern und Informationsquellen, betriebliche Erkundungen und Praktika, die Reflexion einzelner Schritte im Berufswahlprozess und kontinuierliche längerfristige personelle Angebote zur Begleitung des Berufswahlprozesses von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf organisiert und unterstützt das Amt für Schule und Bildung in unterschiedlichen Kooperationen. Beispiel dafür ist das Projekt „Rückenwind“ des Internationalen Bundes zusammen mit dem Jugendmigrationsdienst.

Weil es bei der Berufswahl nach wie vor eine ausgeprägte Geschlechterteilung gibt, wird vom Amt für Chancengleichheit mit mehreren Projekten das Thema Ausbildungspotenzial stärken aus der Geschlechterperspektive aufgegriffen:

  • Workshops zur gendersensiblen Berufsorientierung und Lebensplanung: Von LUCA e. V. wurden 14 Workshops durchgeführt und über Chancen und Risiken geschlechtstypischer Berufsorientierungen informiert.
  • Girls´ und Boys´ Day: Seit 2006 koordiniert das Amt für Chancengleichheit den Girls´ und Boys´ Day in Heidelberg. Beteiligten sich zunächst nur städtische Ämter, bieten heute auch Heidelberger Unternehmen ihre Halbtagspraktika über die städtische Internetseite an. Bis heute konnten rund 800 Jungen und Mädchen an dem Projekt teilnehmen, das sie für eine Berufswahl sensibilisiert, welche an den individuellen Stärken orientiert ist und nicht an geschlechtstypischen Merkmalen.
  • Girls´ und Boys´ Day-Akademie
    50 Schülerinnen und Schüler der achten bis zehnten Klassen der Waldparkschule und der Geschwister-Scholl-Schule beschäftigten sich im Schuljahr 2013/2014 an einem Nachmittag pro Woche mit Berufen, die nicht in ein durch das Geschlecht geprägte Schema passen. Wechselnde Lernorte wie metallverarbeitende Betriebe oder Kindertagesstätten ermöglichen es, persönliche Erfahrungen außerhalb des Schulalltags zu sammeln.

Themenfeld „Mitwirkung an Entscheidungsprozessen“

  • Gleiche Teilhabe im Jugendgemeinderat: Bei der Werbung zum Jugendgemeinderat ist erfolgreich darauf geachtet worden, dass Schülerinnen und Schüler aus allen Schultypen sich gleichermaßen angesprochen fühlen. Das Ergebnis: Mädchen sind von Beginn an zu annähernd 50 Prozent und höher vertreten. Im Vorstand stellen sie durchgehend mindestens einen von drei Sitzen. Hier zeigt sich der Wert eines städtischen Engagements für eine offene Beteiligungskultur.
  • Zugang zur demokratischen Mitbestimmung: Die Stadt hat konsequent darauf hingearbeitet, dass barrierefreie Wahllokale zur Verfügung stehen und damit der Zugang zur demokratischen Mitsprache für Frauen und Männer aller Lebenslagen erleichtert wird. 2012 waren bereits 73 Prozent barrierefrei zugänglich. Blinde sowie Wählerinnen und Wähler mit Sehbehinderung können bei Bundestags- und Europawahlen ihre Stimme mit Hilfe von Stimmzettelschablonen eigenständig und ohne Hilfe einer Vertrauensperson abgeben.

Themenfeld „Kultur und Integration“

  • Das „Interkulturelle Zentrum in Gründung“ (IZ i. G.): Das Interkulturelle Zentrum im Landfriedgebäude bietet den verschiedenen Kulturen und Vereinen in der Stadt einen Anlaufpunkt und Veranstaltungsräume. Durch Angebote für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund soll das gegenseitige kulturelle Verständnis verbessert und ein Beitrag zur Integration geleistet werden.

Themenfeld „Vereinbarkeit von Beruf, Karriere und Familie“

  • Planspiel an Schulen: In einem dreitägigen Planspiel befassten sich bisher rund 175 Jugendliche mit ihren Zukunftswünschen und wesentlichen Aspekten des sozialen Wandels. Sie lernen sich in verschiedene Perspektiven von Menschen auf dem Arbeitsmarkt hineinzuversetzen und erfahren den Arbeitsalltag in Unternehmen, in denen sie Interviews führen. Sie entwickeln selbst Konzepte, wie Vereinbarkeit persönlich, in der Arbeitswelt und im städtischen Leben erfolgreich gestaltet werden kann.
  • Vereinbarkeit bei der Stadt Heidelberg: Führungsaufgaben können in Teilzeit übernommen werden, Teilzeitkarrieren werden aktiv unterstützt. Es gibt Beratung zu und die Vermittlung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten einschließlich Notfallbetreuung. Das gilt auch für Bedarfe bei stationärer oder häuslicher Pflege von Angehörigen und Informationen zu haushaltsnahen Dienstleistungen. Urlaubstage können halbiert und damit über die doppelte Zeit verteilt werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden während der Elternzeit und bei Wiedereinstieg beraten und informiert. Väter werden gezielt zur Wahrnehmung verlängerter Elternzeit und Teilzeitarbeitsmöglichkeiten ermutigt.
  • Familienoffensive: Bundesweit Spitze ist Heidelberg im Bereich Kleinkindbetreuung und Qualitätssicherung. Das exzellente Betreuungs- und Bildungsangebot sowie das attraktive Ferienprogramm schätzen Eltern und Kinder. Es ermöglicht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Versorgungsquote – inzwischen ein wichtiger Standortfaktor – spricht für sich: Für Kinder unter drei Jahren sind es rund 50 Prozent. In der Altersgruppe der bis zu Sechsjährigen sind es sogar knapp über 100 Prozent, und die umfangreichen Angebote zur Schulkindbetreuung nutzen über 80 Prozent der Grundschulkinder. Mehr als 71 Prozent der angebotenen Plätze bieten mehr als sieben Stunden Betreuungszeit.

Themenfeld „Erwerbspotenzial zu erhöhen“

  • Kompetenzagentur: Bei diesem Projekt der Jugendagentur Heidelberg eG werden 30 junge Erwachsene zwischen 18 und 27 Jahren gefördert, die es nicht schaffen, den Übergang in das Erwachsenenleben zu bewerkstelligen – bedingt durch besondere Lebensumstände wie Arbeitslosigkeit und fehlende Perspektiven, schlechte oder keine Schulabschlüsse, drohende Wohnungslosigkeit. Die Betroffenen werden intensiv betreut, um mit ihnen eine Perspektive zu entwickeln.
  • Netzwerk Anerkennung ausländischer Abschlüsse: Das Heidelberger Netzwerk hilft dabei, dass Zugewanderte in ihrem erlernten Beruf arbeiten können. Nach Schulungen für Haupt- und Ehrenamtliche sowie Netzwerkveranstaltungen sollen die Multiplikatoren Menschen mit Migrationshintergrund motivieren, verstärkt Anträge auf Anerkennung ihrer Ausbildung zu stellen und ihnen Anlaufstellen nennen.
  • Beruflicher Wiedereinstieg: Gemeinsam mit dem Heidelberger Jobcenter und dem Verein „Wir gestalten Berufstätigkeit und Vereinbarkeit“ bietet das Amt für Chancengleichheit seit 2012 Workshops zum Wiedereinstieg in den Beruf an. Dort erarbeiten die Teilnehmenden, wie ein beruflicher Neustart aussehen könnte und wie absehbare Stolpersteine bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus dem Weg geräumt werden können. Bisher fanden vier Workshops mit 35 Teilnehmenden statt.

Themenfeld „Sport“

  • Gleiche Teilhabe von Jungen und Mädchen im Sportbereich: Das Amt für Sport und Gesundheitsförderung hat erfolgreich gezeigt, dass die Beteiligung von Mädchen an städtisch geförderten Sportangeboten steigt, wenn mit gezielten Projekten auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird. Diese Strategie hat sich nicht nur bei den Mädchen, sondern auch bei den erwachsenen Frauen als erfolgreich erwiesen und sollte auch weiterentwickelt werden.