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Festveranstaltung zur Neueintragung von Kulturformen in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Potsdam. Toni Landomini ("Toni L.") nimmt die Urkunde der deutschen UNESCO-Kommission entgegen.

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Stadtarchiv
Max-Joseph-Straße 71
69126 Heidelberg
Telefon 06221 58-19800
Fax 06221 58-4619800

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Aktuelles aus dem Stadtarchiv

Ausstellung "Heidelberg in den 50er Jahren" im Kurpfälzischen Museum

24. September 2023 bis 28. Januar 2024

Schwarz-Weiß-Foto mit Blick auf die Heidelberger Altstadt mit Neckar

Der Heidelberger Fotograf Fritz Hartschuh hielt mit seiner Kamera die schönsten Ansichten der Stadt und viele besondere Ereignisse in den 50er Jahren fest. Auch wenn prominente Gäste Heidelberg besuchten, war der stadtbekannte Fotograf schnell zur Stelle. Dass er seine Motive auch im Alltag und in der Arbeitswelt fand, ist für den Rückblick auf dieses Jahrzehnt besonders interessant. Auch wenn die Nachkriegsjahre das Leben in Heidelberg noch lange prägten, lag der Zauber des Neubeginns bereits in der Luft. Als guter Beobachter, technisch versierter Fotograf und vielbegabter Alleskönner gelang es Hartschuh, den Zeitgeist der 50er Jahre bildlich einzufangen.

Schwarz-weiß Foto mit Blick auf den Neckar bei Neckarsteinach in den 50er Jahren

Die Ausstellung in Kooperation mit dem Stadtarchiv Heidelberg zeigt eine große Bilderauswahl von Fritz Hartschuh. Im Zusammenspiel mit originalen Filmdokumenten, Designobjekten und Bildwerken von Marie Marcks, Hanna Nagel, Will Sohl, Siegfried Czerny und Karin Bruns entsteht ein vielfältiges Bild der 50er Jahre in Heidelberg.

Fritz Hartschuh, ein vielbegabter Fotograf
Fritz Hartschuh war ein aufmerksamer Beobachter des Heidelberger Alltagslebens und erreichte eine unverwechselbare Handschrift als Fotograf. So manche seiner qualitätvollen Aufnahmen fanden den Weg in die Zeitung, ins Fremdenblatt oder in Bildbände über Heidelberg. Hartschuhs Bilder vermittelten den allseits propagierten Optimismus der Jahre des Wirtschaftswunders. Die dokumentarisch und journalistisch ausgerichtete Fotografie wurde in den 1950er ein Trend, dem sich auch Fritz Hartschuh erfolgreich anschloss.

Fritz Hartschuh an der Reprokamera

Über die Fotografie hinaus war Fritz Hartschuh ein hochgeschätzter Alleskönner. Bereits im Alter von 14 Jahren hatte Hartschuh seine Tätigkeit bei den Heidelberger Neuesten Nachrichten begonnen, wo er nach dem Ersten Weltkrieg als Kaufmann und Drucktechniker schnell zu einem der führenden Mitarbeiter der Zeitung wurde. Bei der 1945 gegründeten Rhein-Neckar-Zeitung setzte Hartschuh diese Tätigkeiten fort und wurde Werbechef und Leiter der Technik.

Webseite zur Ausstellung im Kurpfälzischen Museum

Das Stadtarchiv erhält Zuwachs: Der Vorlass Werner Pfisterer (MdL a.D.)

Der Heidelberger Landtagsabgeordnete und Stadtrat Werner Pfisterer (links im Bild) übergibt einen Teil seines Vorlasses dem Stadtarchiv Heidelberg; (rechts im Bild der leitende Archivdirektor Dr. Peter Blum).
Der (ehemalige) Heidelberger Landtagsabgeordnete und Stadtrat Werner Pfisterer (links im Bild) übergibt einen Teil seines Vorlasses dem Stadtarchiv Heidelberg; (rechts im Bild der leitende Archivdirektor Dr. Peter Blum). Foto: Stadtarchiv Heidelberg

Was auf den ersten Blick als etwas hölzerner Begriff erscheint – Vorlass – ist bei näherem Hinschauen ein doppelt glücklicher Umstand. Denn anders als bei (der Übernahme von) Nachlässen lebt der Übergebende noch. Das Archiv seinerseits hat z. B. die Möglichkeit nachzufragen, falls die schriftlichen Quellen eben doch nicht alles beantworten. 
Ihm, dem Landtagsabgeordneten und langjährigen Heidelberger Stadtrat Werner Pfisterer wünschen wir bei dieser Gelegenheit weitere Jahrzehnte fruchtbaren Schaffens. Was sich bislang als quasi schriftliche Dokumentation (eines Teils) dieses Politikerlebens angesammelt hat - mehr als einhundert Aktenordner mit Schriftverkehr Presseartikeln, Fotos – befindet sich zu einem Teil seit kurzem im Stadtarchiv Heidelberg.

Schön geordnet: Die von Werner Pfisterer dem Stadtarchiv übergebenen Dokumente seines politischen Wirkens. (Werner Pfisterer rechts neben den leitenden Archivdirektor Dr. Peter Blum).
Schön geordnet: Die von Werner Pfisterer dem Stadtarchiv übergebenen Dokumente seines politischen Wirkens. (Werner Pfisterer rechts neben dem leitenden Archivdirektor Dr. Peter Blum).

Wie kam es dazu? Erst einmal fragte sich Werner Pfisterer, was in der Zukunft mit seinen Unterlagen passieren würde.
Wie könnte man sie für die Nachwelt erhalten? Seine Antwort: Das Stadtarchiv Heidelberg ist der richtige Ort, um diesen für die Stadtgeschichte (und darüber hinaus!) wichtigen Bestand zur verwahren, zur erschließen und für die Forschung nutzbar zu machen.
Von den beruflichen Anfängen als Feinmechaniker, dem Meistertitel, der Arbeit als Personalrat bzw. Personalratsvorsitzender, Gremienmitglied im Senat bzw. Großen Senat, Verwaltungsrat an der Universität Heidelberg von 1965-2011 sowie, Hauptpersonalrat, über die politische Arbeit als Stadtrat (seit 1989) und Landtagsabgeordneter (1996- 2011) ist in diesen Unterlagen alles dokumentiert. Beste Voraussetzungen also um eine politische Biografie zu schreiben:

Presseordner über sein Leben seit 1979 (bis heute ca. 64 Stück), drei Ordner Gemeinderatswahl 1989 und weitere von späteren Jahren, Fotoalben über die verschiedenen Termine und Dienstreisen (ca. 41 Stück), Terminkalender, ein USB-Stick mit Bildern von 2001 bis heute, Plakate Feiern und Ehrungen mit bzw. durch bekannten Persönlichkeiten

Es bleibt zu hoffen, dass andere sich von diesem Beispiel ermutigen lassen und ebenfalls schon zu Lebzeiten den schriftlichen Niederschlag ihres Schaffens dem Stadtarchiv anbieten und übergeben.  

Festveranstaltung zur Neueintragung von Kulturformen in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Potsdam

Webseitenansicht der unesco Deutschland

Bereits am 15. März hatte die Kulturministerkonferenz gemeinsam mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien die Auswahlempfehlungen des Fachkomitees Immaterielles Kulturerbe der Deutschen UNESCO-Kommission bestätigt. Das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes wurde damit um 13 Einträge erweitert. "Aufgenommen wurden unter anderem", so heißt es auf der Website der deutschen UNESCO-Kommission, "die Hip-Hop-Kultur in Heidelberg, der Zirkus als eine Form Darstellender Kunst und der Bau des Spreewaldkahns. Darüber hinaus wurden zwei Modellprogramme gewürdigt, die beispielhaft zeigen, wie das Immaterielle Kulturerbe bewahrt werden kann. Das Bundesweite Verzeichnis umfasst damit insgesamt 144 Formen gelebter Kultur in Deutschland."
Jetzt wurden in Potsdam die Urkunden (77,5 KB) verliehen.

Übergabe eines Preises

Zwei Ölgemälde des Heidelberger Malers Rainer Motz ("Munke") finden im Stadtarchiv ein neues Zuhause

Pfarrer mit zwei Meßdienern.

Sehr erhellend äußert sich über dieses Bild Dr. Hans-Jürgen Kotzur, Autor mehrerer Bücher über Rainer Motz und profunder Kenner seines Werks:
"Der Duktus der Pinselstriche und die Stärke des Farbauftrags", so Hans-Jürgen Kotzur,  "sind noch stark dem Expressionismus verpflichtet, das Bild gehört stilistisch zum Frühwerk Munkes.
 
Interessant ist das Gemälde aber wegen des Themas und seiner versteckten Anspielungen. Seine besondere Affinität zur kath. Kirche konnte Munke nie verleugnen.
Ihn faszinierten die Liturgie mit ihren Riten und Düften des Weihrauchs, die prachtvollen Gewänder und die besondere Atmosphäre in den prunkvoll ausgestatteten Kirchen.
Theologisch dachte er aber eindeutig als Protestant im Sinne der Lehre Luthers. Dieses konfessionell bedingte Lagerdenken kommt in all seinen diesbezüglichen Bildern zum Ausdruck, sei es bei seiner Kritik an der kirchlichen Moralvorstellung oder der hierarchisch strukturierten Organisation der kath. Kirche.
 
Im Hintergrund des Bildes steht ein Pfarrer asketischen Aussehens, vordergründig von zwei jungen Messdienern flankiert. Der rechte Ministrant trägt eine Laterne, der andere statt des zu erwartenden Weihrauchfasses eine Lilie in der Hand. Die Lilie als ikonographisches Symbol der Keuschheit zeichnet den Jungen als unschuldig und rein aus. Dieses bewusst gewählte Attribut scheint einen Grund gehabt zu haben.
Offensichtlich wusste Munke von einem sexuellen Übergriff, vielleicht hatte er auch eigene Erfahrungen dieser Art.
 
Solche Vorgänge wurden zur Zeit der Entstehung des Bildes weitgehend tabuisiert, über sexuelles Fehlverhalten in der Kirche wurde in der Öffentlichkeit grundsätzlich nicht gesprochen.
Für Munke, der sich relativ früh zu seiner Homosexuallität bekannte, war es unmöglich, das Thema „Missbrauch“ anzusprechen. Also deutete er es wenigstens in seinen Bildern an. Auffallend ist die Parallele zu weiteren Darstellungen mit dem jeweils gleichen Jungen und der fast identischen weißen Lilie. Trotz seiner 60 Jahre hat das Bild von seiner Aktualität bis heute nichts eingebüßt. Es ist somit ein Dokument von hoher Brisanz."
 

"Gorgonenhaupt im Einmachglas"  Öl auf Hartfaser

Über dieses Bild schreibt Hans-Jürgen Kotzur: "Es gehört stilistisch und thematisch in die Reihe der zahlreichen makabren Bildwerke, die Munke zwischen 1967 und 1978 geschaffen hat.
Munke liebte geheimnisvolle Keller. Er malte sie häufig und gern, sie beflügelten seine Phantasie. Dementsprechend oft bilden sie die markanten Raumfolien auf seinen Gemälden.
Durch ein vergittertes Fenster dringt nur spärlich Licht in den Kellerraum, in dem sich auf einer Holzkiste ein großes Einmachglas mit einem abgetrennten menschlichen Kopf befindet. Daneben liegt ein einfacher Handbesen wie zur Verharmlosung der makabren Szenerie. Das Etikett auf dem Glas zeigt die Jahreszahl 1969, ein aufgeklebter Zettel auf der Kiste mit der Namensnennung des Künstlers ersetzt die Bildsignatur. Der Schädel im Glas steht auf dem Kopf, er wirkt erschreckend morbid.
Das Gesicht ist gut zu erkennen, aber der Verfall hat schon nachhaltige Spuren hinterlassen. Gut erhalten präsentiert sich die Augenpartie, die ein geschlossenes und ein geöffnetes Auge zeigt.
Die Schlangenhaare bestätigen die Vermutung, dass der Kopf von dem geflügelten Fabelwesen Medusa stammt, die im Unterschied zu ihren unsterblichen Schwestern Sthenno und Euryale von Perseus enthauptet wurde. Der Blick dieser drei Gorgonen
soll jeden Betrachter in Angst und Schrecken versetzt und dann versteinert haben. Der griechischen Mythologie zufolge gelang es dennoch Perseus dieser Gefahr zu widerstehen und Medusa zu töten."

Immaterielles Kulturerbe: Deutsche UNESCO-Kommission zeichnet Heidelberger Hip-Hop aus

Logo Immaterielles Kulturerbe Deutschland
Immaterielles Kulturerbe Deutschland

Heidelberg ist eine der zentralen Städte des deutschsprachigen Hip-Hop. Die besondere Bedeutung Heidelbergs in der Hip-Hop-Kultur hat nun die deutsche UNESCO-Kommission gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz in besonderer Art und Weise gewürdigt: Der Heidelberger Hip-Hop wird in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. „Aufgrund der historischen Rolle Heidelbergs gilt die Stadt als Erinnerungsort für die Entwicklung der deutschsprachigen Hip-Hop-Kultur. Sie zeichnet sich durch ihren offenen Partizipationscharakter und eine breite Vernetzung in Deutschland aus“, heißt es zur Begründung. Den Antrag zur Aufnahme in das Verzeichnis hatte die Stadt Heidelberg im Jahr 2021 gemeinsam mit Akteuren aus der Hip-Hop-Szene, allen voran der Hip-Hop-Forscher Bryan Vit, gestellt.

Hardware, Ton- und Datenträger, Zeitschriften, Plakate und vieles mehr lassen im Stadtarchiv Heidelberg das Hip-Hop-Archiv entstehen.  

Hardware, Ton- und Datenträger, Zeitschriften, Plakate und vieles mehr lassen im Stadtarchiv Heidelberg das Hip-Hop-Archiv entstehen.  

Heidelberg geht einen weiteren Schritt auf dem Weg zum digitalen Stadtarchiv

Dass Digitalisierung erst einmal Handarbeit ist, zeigte sich schon beim Transport. Hier packt an Paul Gröninger, Auszubildender des Stadtarchivs - zusammen mit Marianna Eberth und Leonidas Apostolidis, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Müller aus Karlsruhe. 
Dass Digitalisierung erst einmal Handarbeit ist, zeigte sich schon beim Transport. Hier packt an Paul Gröninger, Auszubildender des Stadtarchivs - zusammen mit Marianna Eberth und Leonidas Apostolidis, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Müller aus Karlsruhe. 

Einen weiteren Schritt hin zum digitalen Stadtarchiv hat das Digitalförderprogramm „WissensWandel, Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von Neustart Kultur“ ermöglicht. Mit Mitteln der Bundeskulturbeauftragten und unterstützt vom Deutschen Bibliotheksverband (dbv) konnten nach einer ersten Förderung 2021erneut 2022 umfangreiche Aktenbestände digitalisiert werden.
Diese Digitalisierungsstrategie des Stadtarchivs sichert zum einen wichtige Teilbestände dauerhaft in digitaler Form: Die Digitalisate werden im „Digitalen Magazin“ DIMAG, eine Entwicklung des Landesarchivs Baden-Württemberg, gespeichert. Dank dezentraler Speicherung und regelmäßiger Migration in neue Dateiformate bleibt das historische Gedächtnis der Stadt Heidelberg intakt und aktiv. Aktiv werden können auch die Nutzerinnen und Nutzer des Heidelberger Archivguts: Anders als bisher können sie es bald rund um die Uhr weltweit einsehen (Online-Zugang vorausgesetzt). Auf den Portalen „Deutsche digitale Bibliothek“, dem „Archivportal Deutschland“ und nicht zuletzt auf der Website des Stadtarchivs selbst entsteht ein virtueller Lesesaal. Dessen Bandbreite reicht von „A“ wie „Armenfürsorge“ bis „Z“ wie „Zuwanderung“. Der Zugang zu den digitalisierten Dokumenten wird im nun schrittweise für die Öffentlichkeit freigeschaltet.
 
Dabei war die Auswahl der Akten – mit insgesamt mehr als 700.000 Seiten – eine besondere Herausforderung. Unter dem Projekttitel „Die Sozialstadt: Wie kam es zur Stadt von heute?“ finden sich Unterlagen, die Antworten geben auf Fragen wie: „Was förderte oder erschwerte das Zusammenleben städtischer Mehrheiten und Minderheiten wie Juden, Sinti und Roma und Migranten?“. Nutzerinnen und Nutzern bietet sich abhängig vom Endgerät dank Zoom-Funktion eine verbesserte Lesbarkeit; dank OCR-Erschließung und möglicher Vorlesefunktion weitgehend ohne störende Barrieren.

Auf den Spuren der Stadtgeschichte: Geführte Rundgänge in der „MeinHD“-App verfügbar

Auftakt mit den Themen „68er-Bewegung“ und „US-Amerikaner in Heidelberg“

Wer in Heidelberg nach Orten mit historischer Bedeutung sucht, braucht nicht weit zu gehen. Im Gegenteil: Die schiere Fülle verleitet eher dazu, an dem ein oder anderen Schauplatz ungeachtet vorbeizulaufen. Einen bewussten Blick auf diese Punkte ermöglicht eine neue Funktion der „MeinHeidelberg“-App. In zunächst zwei kulturhistorischen Stadttouren können Nutzerinnen und Nutzer – geführt durch die App – in die jüngere Stadtgeschichte eintauchen. Die beiden Touren unter den Titeln „Heidelberg und die 68er“ und „US-Amerikaner in Heidelberg“ sind in einem gemeinsamen Projekt des Historischen Seminars der Universität Heidelberg, des Universitätsarchivs sowie des Stadtarchivs und dem Amt für Digitales und Informationsverarbeitung der Stadt Heidelberg entstanden und in der „MeinHeidelberg“-App ab sofort unter der Rubrik „Erleben“ zu finden.

Die Navigation zwischen den Sehenswürdigkeiten klappt bequem per eingebautem Stadtplan. Per GPS kann die App erkennen, welcher Begleittext gerade passend ist.
Die Navigation zwischen den Sehenswürdigkeiten klappt bequem per eingebautem Stadtplan. Per GPS kann die App erkennen, welcher Begleittext gerade passend ist.

Die Stadtführungen folgen einer festgelegten Route, die in der App auf einer Übersichtskarte angezeigt wird. Hat man eine der beiden verfügbaren Touren ausgewählt, zeigt die App an den einzelnen Stationen einen Infotext sowie ergänzende Bilder. Die Texte sind außerdem voll vertont und können alternativ über das Smartphone abgespielt werden. Wer statt der ganzen Führung gezielt einzelne Stationen ansteuern möchte, kann das ebenfalls tun: Per GPS erkennt die „MeinHeidelberg“-App, wo sich die Nutzerinnen und Nutzer befinden, und zeigt den passenden Text zur aktuellen Station an.

„Die ‚MeinHeidelberg‘-App ist so etwas wie die Stadtverwaltung zum Mitnehmen. Sie bündelt umfassende Informationen zu Angeboten und Dienstleistungen, Zugang zu nützlichen Datenquellen wie dem Klimakompass oder Themenkarten, etwa zu Spielplätzen oder öffentlichen Toiletten. Dass die App auch zum Reisebegleiter werden kann, zeigt, wie viel Potential noch in der App steckt“, erklärt Dr. Philipp Lechleiter, Abteilungsleiter Digitale Stadt beim Amt für Digitales und Informationsverarbeitung. Projektentwickler Sebastian Bernhard ergänzt: „Die ersten beiden Themenführungen sind sicher vor allem für Heidelbergerinnen und Heidelberger interessant, die zur ein oder anderen Station vielleicht sogar einen persönlichen Bezug haben. Aber die Möglichkeiten sind groß und unser Ideenspeicher schon mit einigen Optionen für abwechslungsreiche weitere Touren gefüllt.“

Vor 50 Jahren: Heidelberg als Austragungsort der "XXI. Weltspiele der Gelähmten", Vorläufer der Paralympics

XXI. Weltspiele der Gelähmten:  Rollstuhl-Zeitfahren auf dem Universitätssportplatz
Paralympics - XXI. Weltspiele der Gelähmten: Rollstuhl-Zeitfahren auf dem Universitätssportplatz (Foto: Stadtarchiv Heidelberg)

Vor 50 Jahren fanden die XXI. Weltspiele der Gelähmten, die "International Stoke Mandeville Games", in Heidelberg statt. Die Spiele, die heute als „Paralympics“ bekannt sind, wurden im Jahr 1972 am Institut für Sport und Sportwissenschaft (ISSW) der Universität Heidelberg und dem Olympiastützpunkt Rhein-Neckar (damals: Bundesleistungszentrum) durchgeführt. Rund 1.000 Athleten und Athletinnen aus 41 verschiedenen Ländern traten vom 1. bis 10. August 1972 in verschiedenen Disziplinen an.
Dies war der Anlass für eine von Studierenden organisierten Festveranstaltung im Institut für Sportwissenschaften. Mit einem Vortrag blickte Daniel Westermann, Autor des in der Schriftenreihe des Stadtarchivs erschienenen Diplomarbeit über die Spiele 1972. Danach warf Nadja Verhoeven, Lehrbeauftragte am ISSW einen Blick auf die aktuellen Herausforderungen des Sports von Menschen mit Handicap.
Noch bis Jahresende kann im ISSW dank der Unterstützung durch das Stadtarchiv eine Ausstellung mit Fotos und Zeitungsausschnitten zu den Heidelberger Spielen von 1972 in Augenschein genommen werden.

Heidelberger Hip-Hop auf dem Weg zum Immateriellen Kulturerbe

Landesjury bewertet Antrag des Stadtarchivs positiv und leitet ihn an Kultusministerkonferenz weiter

Ein erster Schritt im Verfahren zur Aufnahme des Heidelberger Hip-Hop in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO ist geschafft: Die dreiköpfige Landesjury hat entschieden, dass der Heidelberger Hip-Hop die nötigen Bedingungen erfüllt und den Antrag zusammen mit drei weiteren Kandidaten aus Baden-Württemberg an die Kultusministerkonferenz weitergeleitet. Das geht aus einem Schreiben des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg an das Stadtarchiv Heidelberg hervor. Das Team des Stadtarchivs hatte den Antrag zusammen mit Bryan Vit (Doktorand an der Universität Heidelberg und wissenschaftlicher Berater im Projekt Hip-Hop Archiv) und den beiden Gutachtern Prof. Dr. Henry Keazor (Lehrstuhlinhaber am Institut für Europäische Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg) und Joshua Modler (SWR-Musikredakteur) ausgearbeitet.
Im Stadtarchiv – seit 2019 auch Sitz des „Heidelberger Hip-Hop-Archivs“ – freut man sich über die positive Entscheidung, genauso wie Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson, der den Antrag effektiv unterstützt hat: „Heidelberg ist die Wiege des deutschsprachigen Hip-Hops. Von hier aus wurde die Hip-Hop-Kultur in ganz Deutschland nachhaltig geprägt. Ich freue mich sehr, dass die Landesjury den Einfluss Heidelbergs auf die deutsche Hip-Hop-Kultur bestätigt. Unsere Bewerbung hat es nun – ausgewählt aus einer zweistelligen Anzahl von Mitbewerbungen – als eine von vieren aus Baden-Württemberg in den Auswahlpool des nationalen Kulturerbes geschafft und damit ein wichtiges Zwischenziel erreicht.“
Im nächsten Schritt wird das Expertenkomitee für das Immaterielle Kulturerbe bei der Deutschen UNESCO-Kommission e. V. (DUK) die Anträge begutachten und ihre Empfehlungen aussprechen, die abschließend von der Kultusministerkonferenz bestätig werden. Eine Entscheidung wird frühestens im Herbst 2022 erwartet.

Neues aus dem Heidelberger Hip-Hop-Archiv: ein Kunstdruck-Porträt des Deutschrap-Pioniers Torch

Lion Oeding übergibt dem Stadtarchiv Heidelberg ein Kunstdruck-Porträt des Deutschrap-Pioniers Torch
Lion Oeding übergibt dem Stadtarchiv Heidelberg ein Kunstdruck-Porträt des Deutschrap-Pioniers Torch

Dank der Großzügigkeit von Lion Oeding, Hip-Hop-Fan aus Stuttgart, kann sich das Archiv über ein großformatiges Porträt von Frederik Hahn – bekannt als „Torch“ freuen. Nicht auf Leinwand, sondern auf Metall gebannt hat ihn der bekannte Stuttgarter Grafikdesigner und Fotograf Kai Effinger. Das Material des Kunstwerks ist besonders; die Technik außergewöhnlich: Dunkler Hintergrund. Nur zwei Computerbildschirme dienen als Lichtquelle. Diese verleihen der abgelichteten Person den eigentümlichen Reiz eines Nachtporträts. Mehr als 500 bekannte wie weniger bekannte Menschen hat der Künstler derart porträtiert. Torch ist einer davon.
 
Stichwort „Quelle“: Effinger wünscht sich natürlich, dass für dieses und andere Porträts Geld sprudelt. Allerdings nicht für ihn selbst, sondern für sein Projekt „Licht An – Blattkunst supports Viva con Agua“. Mit ihm will er auf die Trinkwasserknappheit in Afrika aufmerksam machen.
 
Der Leihgeber Lion Oeding hat jetzt gleich doppelt Gutes bewirkt. Indem er dieses Porträt ersteigerte, unterstützt er den Kampf für sauberes Wasser in Afrika. Mit Weitergabe dieses Unikats an das Heidelberger Stadtarchiv bereichert er dessen einzigartiges Hip-Hop-Archiv und macht er das Kunstwerk zudem der Allgemeinheit zugänglich!
 

Digitale Weiterentwicklung des Stadtarchivs dank Förderung durch Digitalprogramm WissensWandel

Ein Impfschein aus dem Jahr 1855
Ein Impfschein aus dem Jahr 1855

Das Stadtarchiv Heidelberg geht einen weiteren Schritt hin zum digitalen Archiv. Über einen Zeitraum von vier Monaten wurden über 60.000 Seiten historischer Aktenbestände digitalisiert und von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Archivs geprüft. Sie werden nun in das Datenbanksystem „FAUST“ eingepflegt, wo sie den Nutzerinnen und Nutzern des Archivs schrittweise zugänglich gemacht werden sollen. Durch den digitalen Zugang zu den Akten wird die Recherche deutlich vereinfacht.
Möglich wurde das durch einen Zuschuss von rund 10.000 Euro aus dem Förderprogramm „WissensWandel. Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von Neustart Kultur“. Mit diesem Programm unterstützt der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) Bibliotheken und Archive bei ihrer digitalen Weiterentwicklung. Das Programm ist Teil des Rettungs- und Zukunftsprogramms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Es soll einen Beitrag dazu leisten, die Folgen der Corona-Pandemie für Bibliotheken und Archive zu mildern.

Bei den Akten aus dem 18. und 19. Jahrhundert handelt es sich um historische Quellen mit einem hohen Informationsgehalt: Von „A“ wie „Armenwesen“ oder „Auswanderung“, bis „S“ wie „Schulen“, „U“ wie Universität bis zu „Z“ wie „Zuzug“ bietet dieser nun digital vorliegende Bestand eine hervorragende Basis für die historische Forschung. Die Aussagekraft geht dabei deutlich über die lokale Ebene hinaus: Auch regionale und überregionale Ereignisse und Entwicklungen finden hier ihren Niederschlag – beispielsweise die Bekämpfung der Kuhpocken, bei der schon vor 200 Jahren Impfbescheinigungen ausgestellt wurden.

Szenische Lesung "Das Heidenloch"

...in der Reihe „One Hit Wonder“

17. Dezember 2021. Gut 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung der fantastisch-mythologischen Romanvorlage. Der aufgrund des Publikumsinteresses zwischenzeitig eine E-Book-Version und gemeinsam mit dem SWR ein atmosphärisch intensives „Pfälzisches Schauer(hör)spiel“ folgten. Und im Jahr 2021 der atemberaubende Thrill einer „Heidelberg Graphic Novel“. Es ist 20:00 Uhr, als sich auf der Bühne des Zwinger 1 die Nebelschwaden verziehen, und im schummrigen Lichte der Schreibtischlampen drei Akteure, an karg bestückten Schreibtischen sitzend, aus der Dunkelheit auftauchen

Einmal mehr hat das Grauen einen Namen: Das Heidenloch! Diesmal als Horror-Comic-Performance
Einmal mehr hat das Grauen einen Namen: Das Heidenloch! Diesmal als Horror-Comic-Performance (Foto: Theater Heidelberg ©Susanne Reichardt).

Was im schlichten Bühnendeutsch als „szenische Lesung“ angekündigt ist, nimmt rasch wie beklemmend das Publikum gefangen. Die drei Akteure machen die Romanvorlage blitzartig lebendig. Sie schlüpfen in unterschiedliche Rollen. Mal in die der Verfasser von Schreckensberichten und Sitzungsprotokollen des Krisenstabs, mal in jene der um Beistand und Aufklärung bemühten wissenschaftlichen Experten. Sie tun dies abwechselnd. Sie geben dem Schrecken der Zeitgenossen im Jahr 1907 Körper und Stimme. Mit gekonnt expressiver Gestik und Mimik.

Die Lage in Heidelberg war nie ernster, wird sich das Publikum bewusst. Akzentuiert durch den im Hintergrund der Bühne agierenden Schlagzeuger und den Bassisten.
Die Lage in Heidelberg war nie ernster, wird sich das Publikum bewusst. Akzentuiert durch den im Hintergrund der Bühne agierenden Schlagzeuger und den Bassisten (Foto: Theater Heidelberg ©Susanne Reichardt)

Die machen ihren Job so gut oder vielleicht doch zu fulminant, zu stimmungsgeladen, dass daraus wiederholt ein szenischer Disput mit den drei im Vordergrund sitzenden Akteuren erwächst. Damit gewinnt das Zusammenspiel auf der Bühne zusätzlich komödiantische Anmutung. Dies alles vor flächig eingeblendeten, technisch verfremdeten Fotos der Originalschauplätze. Diese changieren unregelmäßig, aber doch bedrückend spürbar vom nüchternen und doch schreckensbleichen Schwarzweiß ins aufwühlend Blutrot.

Die Story setzen wir im Publikum einmal als bekannt voraus. Die Szenische Lesung folgt dem weitgehend treu. Aber auch „Neigeplackte“ erfahren und fühlen binnen nur weniger Minuten, was hier Grausiges abgeht. Der sprachliche Ausdruck wechselt vom papiernen Amtsdeutsch der vorgetragenen Augenzeugen- und Kommissionsberichte bisweilen ins mundartliche Idiom. Das schafft entwaffnende Bodenständigkeit und Glaubwürdigkeit, ja Authentizität – und sorgt zudem kraft des Engagements der drei Akteure für eine gelungene Brise Witz. Aber stets nur so viel, dass es der Ernsthaftigkeit des dargestellten Horrors – auch der eigenen Fantasie – keinen Abbruch tut!Der Geräuschemeister des Theaters war offenbar gerade wegen virtueller Weihnachtsfeiern unabkömmlich. Aber wozu auch? Ein dramaturgisch gelungener Kniff: Lasst unsere drei Akteure die Rassel drehen, mit Raspeln und Reiben und mit was auch immer stimmige Töne zu entlocken sind agieren und ins umgedrehte Megaphon schreien ‚Ich bin jetzt ganz unten‘ (im Heidenloch). Da zeigen unsere drei Akteure im Vordergrund, was sie alles ‚draufhaben'.

Hier ist die Spannung auf dem Höhepunkt (Foto: Theater Heidelberg ©Susanne Reichardt).
Cover Graphic Novel "Das Heidenloch"
Cover Graphic Novel Heidenloch

Das verleiht zusätzlich komödiantischen Witz, vielleicht gar eine Brise Esprit eines blitzsauberen Happenings. Gleichwohl bleibt das Grauen bis in die hintersten Sitzreihen nach wie vor präsent! Allein der Intendant freut sich über potentielle Einsparoptionen bei der Technik ohne Einbuße an expressiv-kreativem Schauspieltalent – beim nächsten Mal gibt der Chefdramaturg persönlich die Stehlampe, wenn er seine Künstler und die eine Künstlerin virtuos ins Scheinwerferlicht setzt. – Nein, es soll hier nicht despektierlich wirken! Aber gerade durch den minimalistischen Inszenierungsansatz fordert er allen Akteuren alles ab, was Theater attraktiv und lohnend macht. Und das, was hier präsentiert wird, ist keinesfalls Variante des soundsovielten Aufgusses und damit der ‚Drops gelutscht‘. Nein die ‚szenische Lesung‘ ist eine eigenständige Theaterperformance, die sich würdig wie kreativ neben der Buchvorlage, dem Hörspielarrangement und der Graphic Novel zu behaupten weiß. – Keine Frage, die Horror-Performance gehört ins feste Theaterrepertoire, auf die Bühne und nicht ins Archivmagazin – auch wenn der Stoff aus dem Archiv kommt …

Historische Dokumente übergeben

Aktenbestand aus der Gründungszeit der Heidelberger Straßen- und Bergbahn geht an das Stadtarchiv

Am 11. Oktober hat die Heidelberger Straßen- und Bergbahn GmbH (HSB), eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Heidelberg, einen wichtigen Aktenbestand aus der Gründungszeit der HSB, dem Bau einer Pferdebahn sowie der Elektrifizierung der Straßenbahn, an das Stadtarchiv übergeben. Die Dokumente werden dort verzeichnet und archivgerecht verpackt. Sie stehen Interessierten ab Anfang 2022 zur historischen Forschung zur Verfügung.

Übergabe vor dem Stadtarchiv Heidelberg (v.l.n.r.: Klaus Harthausen, Dr. Michael Braun, Dr. Jonas Billy, Diana Weber, Dipl.-Betriebswirt Michael Jäger); Fotograf Tobias Dittmer
Übergabe vor dem Stadtarchiv Heidelberg (v.l.n.r.: Klaus Harthausen, Dr. Michael Braun, Dr. Jonas Billy, Diana Weber, Dipl.-Betriebswirt Michael Jäger); Fotograf Tobias Dittmer

Im Archiv der Stadtwerke Heidelberg lagerten noch wahre Schätze – unter anderem ein umfangreiches Repertoire an Dokumenten aus dem 19. Jahrhundert zur Entstehungsgeschichte der HSB. „Wir freuen uns, dass unsere über 100 Jahre alten Dokumente jetzt von den Profis sorgsam verzeichnet und archiviert werden. Das darin enthaltene Wissen soll damit dauerhaft erhalten werden“, sagt Michael Jäger, Geschäftsführer der Heidelberger Straßen- und Bergbahn. Im Stadtarchiv nimmt man diesen Aktenbestand gerne entgegen. „Für uns und für alle Interessenten an Technik- und Regionalentwicklung ist es ein großes Glück, dass ein weiterer interessanter Bestand zur Geschichte der Stadt nun für die Recherche zur Verfügung steht“, so Diana Weber vom Stadtarchiv. Die Unterlagen bieten einen besonderen Mehrwert für zukünftige Forschungsarbeiten. „Dieser Bestand ermöglicht der historischen Forschung, vertiefte Antworten auf Fragen zur Mobilitätsgeschichte Heidelbergs zu geben. Dabei ist besonders bemerkenswert, wie richtungsweisend Entscheidungen der Verkehrswende gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts waren“, sagt Dr. Michael Braun. Klaus Harthausen, Gruppenleiter ÖPNV der HSB, hat die Dokumente zur Vorbereitung gesichtet und inhaltlich aufbereitet. „Besonders interessant finde ich, wie damals diskutiert wurde, ob es eine Elektrifizierung mit Akkutriebwagen oder in Form von einer Oberleitung geben sollte. Dieses Ringen um eine zukunftsfeste technische Lösung ist ja auch jetzt wieder aktuell“, sagt Harthausen.

Es begann mit der Pferdebahn

Der Pferdebahnwagen bei seiner letzten Fahrt am 3. März 1902, aufgenommen am Kornmarkt vor dem Haus Hauptstraße 195, Hotel "Zum Adler" ; rechts Haus Hauptstraße 197 und Gasthaus "Zum Großen Fass" Hauptstraße. Foto Stadtarchiv 199
Der Pferdebahnwagen bei seiner letzten Fahrt am 3. März 1902, aufgenommen am Kornmarkt. Foto: Stadtarchiv

Der Anstoß für einen Öffentlichen Verkehr kam aus Lothringen: Der „Zivilingenieur“ Charles le Féral aus Longeville bei Metz hatte bereits in Brüssel eine Pferdebahn aufgebaut und trug sein Konzept nach Mannheim und Heidelberg. Diese gemeinsame Verbindung in der Rhein-Neckar-Region hält bis heute mit der gemeinsamen Gesellschaft rnv an. In Heidelberg fand de Féral einen lokalen Partner in dem Dossenheimer Bau- und Steinbruchunternehmer Johann Leferenz, der auch erster Geschäftsführer der HSB wurde. Nachdem das badische Ministerium des Inneren 1883 die Betriebskonzession erteilt hatte und 1885 die "Heidelberger Straßen- und Bergbahngesellschaft, Leferenz & Co." gegründet worden war, konnten Heidelberger die Vorzüge einer „Pferdebahn“ genießen. Die Schriftwechsel mit dem Stadtrat beginnen im Aktenbestand 1878 und sind damit die ältesten Dokumente, die jetzt an das Stadtarchiv übergeben wurden.

Alter Hauptbahnhof, Vorplatz mit Straßenbahnen, um 1930
Alter Hauptbahnhof, Vorplatz mit Straßenbahnen, um 1930. Foto: Stadtarchiv Heidelberg

Um die Jahrhundertwende sollte die Straßenbahn dann elektrisch werden. Rat holte sich die HSB dafür in Frankfurt und Basel. Nach verschiedenen Überlegungen entschied man sich für das zukunftsweisende Konzept mit einer Oberleitung, das bis heute den elektrischen ÖPNV-Betrieb in Heidelberg prägt. Dies ist für Michael Jäger sehr bemerkenswert: „Seit 120 Jahren betreiben wir in Heidelberg bereits einen elektrischen ÖPNV.“ Zum weiteren Bestand gehören neben diversen Verträgen auch verschiedene Dokumente, die Einblicke in den damaligen Arbeitsalltag geben. Dazu zählen zum Beispiel Lohnlisten über die Pflasterarbeiten für die Pferderbahn, Nachweise über beförderte Personen und Einnahmen zwischen 1894 und 1897, Kostenberechnungen über den Bau sowie Schriftwechsel zwischen dem damaligen Bezirksamt und dem „Stadtrath“ zum Betrieb der Pferdebahn.

Die Heidelberger Bergbahn

1905: Die Arbeiten am oberen Streckenabschnitt sind noch nicht beendet. Foto: Heidelberger Straßen- und Bergbahn GmbH
1905: Die Arbeiten am oberen Streckenabschnitt sind noch nicht beendet. Foto: Heidelberger Straßen- und Bergbahn GmbH

Bereits bei ihrer Gründung hatte die HSB nicht nur die Mobilität innerhalb der Stadt im Blick, auch auf den Königstuhl sollte schon 1890 eine Bergbahn fahren; zuerst nur über das Schloss bis zur Molkenkur, 1907 dann bis knapp unter den Gipfel in 550 Metern Höhe. Die technischen Überlegungen einer kombinierten Zahnrad- und Drahtseilbahn wurden nicht umgesetzt. Man entschied sich für eine Standseilbahn. Die Begeisterung über ein derartiges technisches Meisterwerk – die Heidelberger Bergbahn ist heute als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung im Denkmalbuch des Landes eingetragen – machte auch vor dem der Altstadt gegenüberliegenden Heiligenberg nicht halt. Ab 1909 wurde eine Bahn auch auf diesen touristisch interessanten Punkt geplant, die jedoch wegen Einsprüchen der Anwohner nicht realisiert wurde. Die Planungen und technischen Überlegungen für dieses Projekt sind in den historischen Akten der HSB gut nachvollziehbar und waren eine der interessanten Überraschungen in dem über 100Jahre alten Aktenbestand.

Wenn Sie wissen wollen...

...was es Neues in den Archiven gibt, schauen Sie doch einmal auf unsere Seite Querbeet. Dort stellen wir Ihnen die Schweizer Band SOUNDKITCHEN vor. Was diese Band mit einem Archiv/Archivar zu tun hat? Schauen Sie selbst.

Und ganz aktuell: Sie ist da! Die Graphic Novel "Das Heidenloch"... SWR, Mannheimer Morgen, Rhein-Neckar-Zeitung und das Stadtblatt haben sich bereits ein Bild gemacht:

Das Heidenloch SWR vom 22.07.2021
Das Heidenloch MaMo vom 02.08.2021 (339,9 KB)
Das Heidenloch RNZ vom 05.08.2021 (355,5 KB)
Das Heidenloch Stadtblatt vom 04.08.2021  (256,9 KB)

Herzstück des Hip-Hop-Archivs - Archivmaterial des Deutschrap-Pioniers Torch wurde jetzt ins Stadtarchiv angeliefert

Torch (Foto: Wikipedia)

Sie sollen das Herz des geplanten Heidelberger Hip-Hop-Archivs sein: Rund 5.000 Gegenstände aus seiner Sammlung hat Deutschrap-Pionier Frederik Hahn alias Torch im Januar zur Sichtung und Erfassung ins Heidelberger Stadtarchiv geliefert. Mit einem Transporter kamen jetzt Fotos, Tonträger, Poster, Flyer, technisches Equipment, Merchandise-Material, Zeitungsartikel, Magazine sowie persönliche Gegenstände wie Reisepässe, Zeichnungen und literarische Arbeiten. Heidelberg gilt als Wiege des deutschsprachigen Hip-Hops, hier startete Torch seine künstlerische Karriere. Der Bestand, den Torch der Stadt übergeben hat, beinhaltet exklusive und bislang unveröffentlichte Materialien, darunter den Drum-Computer, auf dem das Album „Blauer Samt“ produziert wurde, Reimbücher mit Song-Texten sowie Fotos und Skizzen von den ersten Graffiti-Zügen in Deutschland. mehr dazu

Anna, Jana und Romie auf Spurensuche in Shanghai - Stadtarchiv mit außergewöhnlichem Projekt in den chinesischen Medien

Die IGH-Schülerinnen Jana Hahn, Anna Schlemmer und Romie Niedermayer Am Tag der Ausstellungseröffnung im Jewish Refugees Museum (Foto: Stadtarchiv Heidelberg)

„Last Refuge: Shanghai“: Circa 20.000 Juden überlebten den Holocaust in Shanghai. Diesem Thema widmet das Archiv zunächst eine Ausstellung und eine Spurensuche. In Kooperation mit Jewish Refugees Museum, Shanghai Municipal Archives, Konfuzius Institut an der Universität Heidelberg und weiteren Institutionen. mehr dazu

Zeitgeschichte digital - Jetzt vollständig erschlossen

Digitale Erfassung von Artikeln (Foto: Stadtarchiv)

Die Geschichte des Heidelberger Stadtarchivs in moderner Zeit beginnt vergleichsweise spät. Fixpunkte dafür sind die Einstellung eines ersten ausgebildeten Facharchivars 1982 und die Verselbständigung des zuvor dem Amt für Öffentlichkeitsarbeit angehörenden Stadtarchivs als eigenständiges Fachamt 1988. Die Idee, systematisch Zeitungsartikel zu allen erdenklichen Stadtthemen und Persönlichkeiten zu sammeln, ist freilich älter. Sie konnte aufbauen auf einem teilweise bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückreichenden originalen Zeitungsbestand, zu dem auch eine komplette Sicherungs- und Ersatzverfilmung auf Mikrofilm existiert. So wurden seit Jahrzehnten die für besonders wichtig erachteten Zeitungsartikel in täglicher Fleißarbeit mit der Schere ausgeschnitten und fein säuberlich auf haltbares, das heißt säurefreies Papier geklebt und zum Schluss in einer Mappe zum entsprechenden Thema archivgerecht abgelegt. Über 100.000 Artikel verteilt auf rund 450 Sachthemen und mehr als 1.300 Personen und Persönlichkeiten füllten schließlich die Regale der Zeitgeschichtlichen Sammlung oder kurz der ZGS. mehr dazu

Das Stadtarchiv im Spiegel ausländischer Archivzeitschriften - China und Mexiko

Titelblatt der Archivzeitung Bejing

Beijing ist an Heidelberger Lösungen interessiert. Im Fokus der Novemberausgabe der regelmäßig erscheinenden „Beijing Archives“ standen die Notfallvorsorge und das Notfallmanagement im akuten Ernstfall in Heidelberg. Denn hier hatte das Stadtarchiv schon vor mehr als 15 Jahren ein gemeinsames Vorgehen der Heidelberger Archiv(ar)e angeregt. Daraus ist aktuell der Notfallverbund Archive Rhein-Neckar e.V. hervorgegangen (kurz: NARN. Ein Netzwerk aus in Heidelberg selbst und längst auch in der Region ansässigen Archiveinrichtungen unterschiedlicher Träger (Kommunen, Unternehmen, Wissenschaftseinrichtungen und so weiter), die sich gegenseitige kollegiale Unterstützung und kompetentes gemeinsames Handeln auf die Fahne geschrieben haben. So lassen sich naheliegende Synergieeffekte nutzen und die Power sowie die Handlungsmöglichkeiten des einzelnen von einer Havarie betroffenen Archivs um ein Vielfaches erweitern. mehr dazu

Dauerausstellung im Stadtarchiv - Heidelbergmotive aus alten Tagen

Der Fotograf Feodor Reichert (Foto: Reichert)

Das Stadtarchiv Heidelberg stellt in seinen Räumen eine Auswahl von Bildern des Fotografen Feodor Reichert (1878 – 1932) vor. Der Bestand umfasst rund 380 Glasplatten und Abzüge aus Reicherts Schaffensphase in Heidelberg von ca. 1905 bis in die 1920er Jahre. mehr dazu