Wo die Bücher wohnen

Besuch bei der Stadtbücherei Heidelberg

Die Heidelberger Literaturscouts hatten die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der Stadtbücherei Heidelberg zu werfen. Alexander Baust, der Leiter der Kinder- und Jugendbücherei, führte uns durch unzählige Räume, die den Besucher:innen der Stadtbücherei normalerweise verborgen bleiben. Wir folgten ihm z.B. durch die Buchbinderei, das Bus Magazin, das Magazin, das Möbellager, das alte Internetcafé, durch einige Büros, den Aufenthaltsraum, die Küche und zu unserem Highlight: dem Rückgaberaum. Erste Feststellung: man muss in diesem Gebäude ganz schön viel laufen und kann sich auch schnell verlaufen! Auf unserem Gang hatten wir die Gelegenheit, Herrn Baust so einige Fragen zu stellen.

Altes Plakat in Stadtbücherei (Foto: Literaturscouts)

Heidelberger Literaturscouts: Herr Baust, wie wählen Sie die Medien für die Kinder- und Jugendbücherei aus?

Alexander Baust: Hierfür gibt es verschiedene Auswahlverfahren: Zum einen bieten Dienstleister für Medien einen Lektorats Service an mit einer Vorauswahl, dann gibt es diverse Webseiten über Bücher. Außerdem guckt man sich z.B. die Spiegel Bestellerlisten an und geht auf Buchmessen. Und dann gibt es natürlich auch noch die Anschaffungswünsche von Kunden, die man bei uns einreichen kann.

Heidelberger Literaturscouts: Wohin verschwinden die Bücher, wenn man sie durch das Rückgabe Fenster abgibt? Und wie gelangen sie wieder ins Ausleihregal?

Alexander Baust: Die Bücher landen zunächst auf einem Förderband und werden dann automatisch in verschiedene Behälter vorsortiert. Die Maschine erkennt z.B. ob es ein Buch der Kinder- und Jugendbücherei ist oder zum Bestand des Bus Magazins gehört. Anschließend laden Mitarbeitende die Bücher dann auf Bücherwagen und stellen sie ins „Heute zurück“-Regal. Spätestens am nächsten Tag vor der Öffnung werden sie dann wieder in die passenden Regale in der Bücherei gestellt.

Heidelberger Literaturscouts: Und welchen Prozess durchläuft ein neues Buch, bis es überhaupt zum Ausleihen im Regal steht?

Alexander Baust: Es wird ausgesucht, bestellt, angeliefert, gestempelt, dann wird die Rechnung bearbeitet, es wird systematisiert, mit einem Schutzumschlag beklebt und katalogisiert. Erst dann kommt es ins Regal und kann ausgeliehen werden.

Heidelberger Literaturscouts: Aber wie kriegen die Autor:innen denn ihr Geld, wenn das Buch in der Stadtbücherei steht? Ist das nicht geschäftsschädigend für sie?

Alexander Baust: Die Autor:innen erhalten über die VG Wort eine Ausgleichzahlung, ähnlich zu der Vergütung von Musikern bei Spotify. Die fällt natürlich meist eher gering aus. Aber wenn man die Titel in der Bücherei finden kann, ist das auch eine zusätzliche Werbung für die Autor:innen.

Alexander Baust (Foto: Kempf)
Leiter der Kinder- und Jugendbücherei Alexander Baust (Foto: Kempf)

Heidelberger Literaturscouts: Zum Abschluss noch ein paar Zahlen: Wie viele Medien hat die Stadtbücherei Heidelberg insgesamt?

Alexander Baust: 225.000

Heidelberger Literaturscouts: Und wie viele davon haben die Heidelberger Literaturscouts ausgewählt?

Alexander Baust: 120

Heidelberger Literaturscouts: Wir finden, da ist noch Luft nach oben.

Alexander Baust: Das Regal der Heidelberger Literaturscouts wird gut angenommen und viele Titel sind verliehen. Ich denke schon, dass wir noch ein wenig aufstocken können.

Heidelberger Literaturscouts: Wie viele Ausleihen hat die Stadtbücherei insgesamt im Jahr?

Alexander Baust: 2023 waren es insgesamt etwas mehr als eine Million, inklusive der E-Ausleihe. Rein physische Ausleihen waren es ca. 770.000.

Heidelberger Literaturscouts: Das freut uns. Mehr Mitarbeitende oder mehr Öffnungsstunden pro Woche?

Alexander Baust: Mehr Mitarbeitende, nämlich 48. Öffnungsstunden sind es „nur“ 46.

Heidelberger Literaturscouts: Herr Baust, herzlichen Dank für dieses Gespräch und auch für die tolle Führung.

Alexander Baust: Sehr gerne.
 
Der Besuch der Heidelberger Literaturscouts in der Stadtbücherei Heidelberg fand am 27.11.2024 statt.

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